Sharpes Sieg
verkleidetes Fernrohr. »Und die Kavallerie wird in einer Schlacht nicht helfen.«
McCandless wies zur Infanterie hinter der Geschützlinie. »Wie viele sind es? Fünfzehntausend?«
»Vierzehn- oder fünfzehntausend«, sagte Sevajee. »Zu viele.«
»Zu viele Geschütze«, sagte McCandless düster. »Es wird einen Rückzug geben.«
»Ich dachte, wir sind hier, um zu kämpfen!«, sagte Sharpe kriegerisch.
»Wir kamen her, um auszuruhen und morgen nach Borkardan zu marschieren«, sagte McCandless gereizt, »nicht, um es mit gerade fünftausend Mann Infanterie gegen die ganze feindliche Armee aufzunehmen. Sie wissen, dass wir kommen, sie sind bereit für uns, und sie wollen, dass wir in ihr Feuer marschieren. Wellesley ist kein Narr, Sharpe. Er wird uns zurück marschieren lassen, sich mit Stevenson vereinigen und sie dann wieder suchen.«
Sharpe verspürte eine Spur Erleichterung, weil seine Neugier auf die Schlacht nicht befriedigt werden würde, doch zugleich war er enttäuscht. Die Enttäuschung überraschte ihn, und die Erleichterung gab ihm das Gefühl, vielleicht ein Feigling zu sein.
»Wenn wir uns zurückziehen«, warnte Sevajee, »werden uns die Kavalleristen dort drüben auf dem ganzen Weg zu schaffen machen.«
»Wir werden sie eben bekämpfen müssen«, sagte McCandless zuversichtlich, dann atmete er lange und zufrieden durch. »Wir haben ihn! Dort, an der linken Flanke!« Er wies hin, und Sharpe sah weit am äußersten Ende der feindlichen Geschützlinie eine Menge weiß Uniformierter. »Nicht, dass es uns hilft«, sagte McCandless trocken, »aber wenigstens sind wir ihm auf den Fersen.«
»Oder er uns«, sagte Sevajee und bot Sharpe sein Fernrohr an. »Sehen Sie selbst, Sergeant.«
Sharpe legte das lange Fernrohr auf einen dicken Kaktuszweig auf. Er schwenkte es langsam an der Linie Infanterie entlang. Männer schliefen im Schatten, einige waren in ihren kleinen Zelten, andere saßen in Gruppen beisammen, und er hätte geschworen, dass einige würfelten. Offiziere, Inder und Europäer, schlenderten hinter ihren Männern, während vor ihnen die massive Linie der Geschütze auf ihren Protzen wartete.
Er bewegte das Fernrohr zur äußersten rechten Seite der feindlichen Linie und sah die weißen Uniformröcke von Dodds Männern – und er sah noch etwas: zwei riesige Geschütze, viel größer als alle, die er bisher gesehen hatte.
»Sie haben ihre Belagerungsgeschütze in der Linie, Sir«, sagte er zu McCandless, der sein eigenes Fernrohr ausrichtete.
»Achtzehnpfünder«, schätzte McCandless, »oder vielleicht größer?« Der Colonel schob sein Fernrohr zusammen. »Warum reiten sie keine Patrouille auf dieser Seite des Flusses?«
»Weil sie uns nicht vergraulen wollen«, sagte Sevajee. »Wir sollen vor ihre Geschütze marschieren und im Fluss sterben. Aber sie haben trotzdem einige Reiter auf diesem Ufer versteckt, die ihnen melden, wenn wir uns zurückziehen.«
Hufschlag ließ Sharpe herumwirbeln, weil er mit der feindlichen Kavallerie rechnete, doch es war General Wellesley mit seinen beiden Adjutanten, die zum Fuß des Hügelkamms ritten.
»Sie sind alle da, McCandless!«, rief der General glücklich.
»So ist es anscheinend, Sir.«
Der General zügelte sein Pferd und wartete, dass sich McCandless zu ihm gesellte. »Sie nehmen anscheinend an, dass wir frontal angreifen«, sagte Wellesley, als finde er die Vorstellung belustigend.
»Dafür sind sie formiert, Sir.«
»Sie müssen uns für Idioten halten. Wie spät ist es?«
Einer der Adjutanten zog seine Uhr zurate. »Zehn nach zwölf, Sir.«
»Da bleibt genug Zeit«, murmelte der General. »Vorwärts, Gentlemen. Bleiben Sie unterhalb des Kamms. Wir wollen ihnen keine Angst einjagen!«
»Ihnen Angst einjagen?«, fragte Sevajee lächelnd, doch Wellesley ignorierte die Bemerkung, gab seinem Pferd die Sporen und ritt ostwärts, parallel zum Fluss. Einige Kavalleristen der Company durchstreiften suchend die Felder, und zuerst dachte Sharpe, sie wollten versteckte feindliche Späher aufstöbern, doch dann sah er, dass sie einheimische Bauern jagten und sie hinter dem General hertrieben.
Wellesley ritt zwei Meilen ostwärts, eine lange Reihe von Reitern hinter sich. Als die Bauern die Stelle erreichten, an der sein Pferd am Fuß eines niedrigen Hügels angepflockt war, waren sie atemlos. Der General kniete unter dem Hügelkamm und spähte durch ein Fernglas nach Osten.
»Fragt diese Leute, ob es irgendwelche Furten östlich von hier
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