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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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starrte zu den Geschützen mit ihrer Masse von Kavallerie. »Jawohl, Sir«, sagte er nervös.
    »Zwei Reihen, wenn ich bitten darf«, befahl der General brüsk. »Sie haben das Kommando über die erste Reihe und vertreiben die Kavallerie. Ich reite in der zweiten, und wir töten die Kanoniere.«
    »Sie wollen die Kanoniere töten, Sir?«, fragte der Major, als finde er die Idee ungewöhnlich, dann erkannte er, dass seine Frage gefährlich nahe an Befehlsverweigerung grenzte. »Jawohl, Sir«, sagte er hastig, »selbstverständlich, Sir.«
    Der Major starrte wieder zu der Geschützlinie. Er würde die linke Flanke angreifen. So würde wenigstens kein Geschütz auf seine Männer gerichtet sein. Die größere Gefahr war die Masse von Marathen-Kavallerie, die sich hinter den Geschützen versammelt hatte und zahlenmäßig seinen Soldaten weit überlegen war. Aber dann spürte er Wellesleys Ungeduld und trieb sein Pferd zurück zu seinen Männern und rief ihnen zu: »Zwei Reihen rechts!«
    Der Major befehligte hundertachtzig Mann, und Sharpe sah sie grinsen, als sie ihre Säbel zogen und ihre Pferde antrieben, um sich zu formieren.
    »Sind Sie schon einmal bei einem Kavallerieangriff dabei gewesen, Sergeant?«, fragte Campbell.
    »Nein, Sir. Wollte nie daran teilnehmen, Sir.«
    »Ich auch nicht. Soll aber interessant sein.« Campbell hatte seine Breitschwert gezogen und peitschte jetzt damit die Luft. Fast hätte er seinem Pferd ein Ohr abgeschlagen. »Sie könnten mehr Spaß dabei haben, Sergeant, wenn Sie Ihren Säbel ziehen«, sagte er hilfreich.
    »Selbstverständlich, Sir«, sagte Sharpe und kam sich reichlich dumm vor. Irgendwie hatte er sich vorgestellt, dass er bei seiner ersten Schlacht in einem Infanteriebataillon sein und feuern und laden würde, wie er es als Rekrut gelernt hatte, doch anscheinend sollte er als Kavallerist kämpfen.
    Er zog die schwere Waffe, die sich unnatürlich in seiner Hand anfühlte, aber diese ganze Schlacht schien ja unnatürlich zu sein. Seine Gefühle schwankten von Übelkeit erregendem Entsetzen zu plötzlicher Ruhe und Gelassenheit, dann wieder zu Entsetzen. Es stieg an und ließ nach, loderte in einem Teil des Schlachtfeldes auf und brannte auf kleiner Flamme, als das Töten auf ein anderes Stück bräunlichen Ackerlandes überging.
    »Unser Job ist es, die Kanoniere zu killen«, erklärte Camp bell, »um sicherzustellen, dass sie nicht wieder auf uns feuern. Unsere Experten kümmern sich um ihre Kavallerie, und wir schlachten nur ab, was sie uns übrig lassen. So einfach ist das.«
    Einfach? Sharpe konnte nur eine Masse feindlicher Reiter hinter den riesigen Geschützen sehen, die sich aufbäumten und vom Rückstoß aus Rauch, Flammen und Tod zurückflogen, und Campbell hielt das für einfach? Dann erkannte er, dass der junge schottische Offizier nur versuchte, ihm Zuversicht zu geben, und er empfand Dankbarkeit.
    Campbell beobachtete, wie Captain Barclay durch das Sperrfeuer der Artillerie ritt. Es hatte den Anschein, dass der Captain tödlich getroffen war, denn er ritt so dicht an den Marathen-Geschützen vorbei, dass einmal sein Pferd in einer Wolke von Pulverrauch verschwand, doch einen Moment später tauchte er wieder auf, tief gebückt im Sattel, sein Pferd in vollem Galopp, und Campbell stieß einen Hurraschrei aus, als er Barclay abbiegen und auf Harness’ Brigade zupreschen sah.
    »Eine Feldflasche, Sergeant, wenn ich bitten darf«, sagte Wellesley, und Sharpe, der Barclay beobachtet hatte, löste eine der Feldflaschen vom Gurt. Er gab die Wasserflasche dem General, öffnete dann seine eigene Feldflasche und trank daraus. Schweiß tropfte von seinem Gesicht und tränkte sein Hemd.
    Wellesley trank die Hälfte des Wassers, verschloss die Feldflasche und gab sie zurück. Dann trabte er in die Lücke an der rechten Seite der zweiten Reihe der Kavallerie. Der General zog seinen Säbel. Die Adjutanten fanden ebenfalls Platz in der Reihe, doch es schien kein Platz mehr für Sharpe zu sein, und so hielt er sich ein paar Yards hinter dem General.
    »Los!«, rief Wellesley dem Major zu.
    »Linie zur Mitte!«, rief der Major. »Im Schritt, Marsch!«
    Sharpe hatte erwartet, dass beide Reihen losgaloppieren würden, doch stattdessen begann die erste Reihe der Reiter zu traben, und die zweite Reihe wartete nur. Dass eine weite Lücke gelassen wurde, ergab Sinn für Sharpe, denn wenn die zweite Reihe zu nahe an der ersten blieb, konnte sie in die Kämpfe der ersten verwickelt werden.

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