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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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würden. Von den Methoden, eine Stadt einzunehmen, war eine Eskalade die riskanteste, doch Dodd wurde klar, dass er es hätte voraussehen müssen. Ahmadnagar hatte keinen Graben und kein Glacis. Außer den Brustwehren gab es kein Hindernis, und so war die Stadt geradezu eine Einladung für eine Eskalade, doch Dodd hatte nie geglaubt, dass Boy Wellesley solch eine Strategie wagen würde. Er hatte Wellesley für zu vorsichtig gehalten.
    Keiner der Angreifer hatte das Stück Mauer zum Ziel gehabt, wo Dodds Männer in Position waren. Sie hatten nur vereinzelt ihre Musketen auf die vorrückenden Briten schießen können. Doch die Entfernung war zu groß, sodass sie wenig Wirkung erzielten, und der dichte Pulverrauch von ihren Musketen verhüllte bald ihre Sicht. So hatte Dodd befohlen, das Feuer einzustellen.
    »Ich kann nur vier Leitern sehen«, sagte sein Dolmetscher.
    »Es müssen mehr als vier sein«, bemerkte Dodd. »Mit nur vier Leitern kann man keine Eskalade machen.«
    Eine Zeit lang schien der Major recht zu haben, dass die Verteidigung über den Angriff lachen konnte, während Dodds Männer nur ein paar Plänkler bedrohen mussten, die wirkungslos auf dieses Stück der Mauer feuerten. Er zeigte seine Verachtung für die Plänkler, indem er offen in einer Schießscharte stand, von der aus er die feindliche Kavallerie an der Seite der Stadt beobachtete, die jede Flucht vom Nordtor aus verhindern sollte. Er sagte sich, dass er gut mit ein paar Kavalleristen fertig werden konnte.
    Ein Splitter wurde durch eine Musketenkugel neben ihm aus der Mauerkrönung gerissen. Der Steinsplitter schlug gegen das lederne Koppel, welches Dodd über seinen neuen weißen Rock angelegt hatte. Es gefiel ihm nicht, Weiß zu tragen. Man sah den Schmutz darauf, aber schlimmer noch, jede Wunde wirkte dadurch viel schlimmer, als sie war. Blut war auf einem Rotrock kaum zu sehen, doch selbst ein kleiner Blutspritzer auf einem weißen Rock konnte einen nervösen Mann entsetzen. Er fragte sich, ob Pohlmann oder Sindhia den Kosten neuer Uniformröcke zustimmen würden. Braune gefielen ihm besser oder vielleicht dunkelblaue.
    Der Dolmetscher kam zu dem Major, der in der Schießscharte stand. »Der Killadar möchte, dass wir uns hinter dem Tor formieren, Sir.«
    »Der möchte viel«, entgegnete Dodd barsch.
    »Er sagt, der Feind nähert sich dem Tor mit einem Geschütz, Sahib.«
    »Das ist vernünftig von ihm«, sagte Dodd, ignorierte jedoch die Bitte. Stattdessen starrte er nach Osten und sah einen schottischen Offizier auf dem Gipfel einer Bastion auftauchen. Tötet ihn, drängte er stumm die Araber in der Bastion, doch der junge Offizier sprang herab und schlug mit seinem Breitschwert um sich, und plötzlich überquerten mehr Schotten mit Kilt die Brustwehr. »Ich hasse die verdammten Schotten«, stieß Dodd hervor.
    »Sahib?«, fragte der Dolmetscher.
    »Das sind eingebildete Bastarde«, sagte Dodd, doch anscheinend hatten die eingebildeten Bastarde soeben die Stadt eingenommen, und Dodd wusste, dass es Wahnsinn wäre, sich in einen Kampf einzulassen, der zum Scheitern verurteilt war. Auf diese Weise würde er sein Regiment verlieren.
    »Sahib«, unterbrach der Dolmetscher nervös, »der Killadar hat gedrängt, Sir.«
    »Der Killadar kann mich mal.« Dodd sprang aus der Schießscharte. »Ich will die Männer von den Brustwehren runterhaben, Sie sollen sich auf dem inneren großen Platz in Kompanien aufstellen.« Er wies hinunter auf den Platz hinter der Mauer. »Sofort«, fügte er hinzu, und mit einem letzten Blick auf die Angreifer rannte er die Treppe hinab. »Jemadar!«, rief er Gopal zu, den er als Belohnung für seine Loyalität befördert hatte.
    »Sahib?«
    »Antreten lassen! Marschiert in Kompanien zum Nordtor. Wenn irgendwelche Zivilisten euren Weg blockieren, das Feuer eröffnen!«
    »Sie töten?«, fragte der Jemadar.
    »Ich will bestimmt nicht, dass ihr sie kitzelt, Gopal. Schlachtet sie ab!«
    Der Dolmetscher hatte bei diesem Wortwechsel zugehört. Er starrte den großen Engländer entsetzt an.
    »Aber, Sir ...«, begann er flehend.
    »Die Stadt ist verloren«, grollte Dodd, »und die zweite Regel des Krieges lautet, das Scheitern nicht noch zu vergrößern.«
    Der Dolmetscher fragte sich, was die erste Regel war, wusste jedoch, dass er zu diesem Zeitpunkt besser nicht fragte. »Aber der Killadar, Sir ...«
    »Der ist eine feige Maus, und wir sind Männer. Unsere Befehle lauten, das Regiment zu retten, damit es wieder kämpfen

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