Sharpes Sieg
brüllte Wallace. »Gebt ihnen Feuer!« Seine verbliebenen Infanteristen schossen eine Salve zu den Verteidigern des Tors hinauf. Die Fahnen über der Brustwehr zuckten, als die Kugeln an der Seide zerrten. Die Sechspfünder-Kanone rumpelte vorwärts, holperte über den unebenen Erdboden, der von den Musketenkugeln aufgerissen wurde, die aus den Schießscharten der Pförtnerstube über dem Stadttor abgefeuert wurden. Ein Dudelsack spielte, und die wilde Musik begleitete das Stakkato der Schüsse.
»Weiterfeuern!«, brüllte Wallace seine Infanteristen an. Die Musketenkugeln seiner Männer wirbelten Staubwölkchen und Splitter aus dem Tor, das in so dichten Rauch gehüllt war, dass das Geschütz die letzten paar Yards rollte, doch dann hörte Sharpe den dumpfen Schlag, als die Kanonenmündung hart gegen das große Holztor gerammt wurde.
»Zurücktreten!«, rief der Kommandant des Geschützes. »Zurück!« Und die Männer zerrten die Kanone zurück.
»Bereit machen!«, rief Wallace. Seine Männer stellten das Feuer ein und zogen Bajonette hervor, die sie auf ihre geschwärzten Musketenmündungen pflanzten. »Feuert das Geschütz ab!«, brüllte Wallace. »Feuert, um Himmels willen!«
Eine Rakete zischte aus dem Rauch, und einen Augenblick dachte Sharpe, sie würde mitten in Wallaces wartende Männer schlagen, doch dann stieg sie im Bogen in den klaren blauen Himmel und raste fort, ohne Schaden anzurichten.
In der Stadt zogen sich jetzt die Araber, die die Bastion verteidigt hatten, vor den kampfwütigen Schotten zurück, die aus der Bastion gestürmt waren. Die Araber mochten aus einem harten kriegerischen Land kommen, doch so war es auch bei den Kiltträgern, die jetzt in die Stadt einfielen.
Sepoys kletterten jetzt die Leitern hoch und schlossen sich den Highlandern an. Ihr Gefühl trieb sie über die geräumte Fläche hinter der Mauer, um die Deckung der Gassen in der Stadt zu erreichen, doch der junge Offizier, der den Angriff führte, wusste, dass die Verteidiger sich sammeln konnten, wenn er nicht das Tor öffnen ließ, um einen Strom von Angreifern einzulassen.
»Zum Tor!«, rief er und führte seine Männer an der Innenseite der Mauer zum Südtor.
Die Araber, die innerhalb des Torbogens warteten, fuhren herum und feuerten, als sich die Schotten näherten, doch der junge Offizier schien unbesiegbar zu sein. Er schrie, als er angriff, dann sauste sein blutiges Breitschwert herab, und die Bajonette seiner Männer stießen vor. Zwei Sepoys gesellten sich zu ihnen, stachen mit den Bajonetten zu und schrien, und die zahlenmäßig unterlegenen Araber starben oder flüchteten.
»Öffnet das Tor!«, schrie der junge Offizier.
Einer der Sepoys rannte hin und hob den Querbalken aus den eisernen Halterungen.
»Feuer!«, rief Colonel Wallace auf der äußeren Seite des Tors.
Der Captain beim Geschütz hielt die Lunte an das Zündloch. Es gab ein Zischen, Funken sprühten, und dann sprang die geladene Kanone zurück. Das Donnern wurde verstärkt durch den ohrenbetäubenden Widerhall im hohen, überwölbten Torweg.
Das Tor splitterte, und der Sepoy, der den Querbalken angehoben hatte, wurde von der Sechspfünder-Kugel und den Holzsplittern in Stücke gerissen. Die anderen Angreifer auf der inneren Seite des Tors taumelten vor dem Rauch und der Mündungsflamme zurück, doch der Querbalken war heraus und die Tür aufgestoßen.
»Angriff!«, brüllte Wallace, und seine Männer schrien, als sie in den vom Rauch verhüllten Torweg liefen, sich an der Kanone vorbeischoben und über die blutigen Leichenteile des Sepoys hinwegtrampelten.
»Los, Sharpe, los, kommen Sie!« McCandless zog sein Breitschwert. Das Gesicht des alten Mannes spiegelte Aufregung wider, als er seinem Pferd die Sporen gab und auf die Stadt zupreschte. Die Angreifer, die darauf gewartet hatten, die Leitern zu erklettern, schlossen sich jetzt den Männern an, die durch das aufgebrochene Tor rannten.
Denn Ahmadnagar war gefallen, und vom ersten Schuss bis zum gewaltsamen Öffnen des Tors hatte es gerade zwanzig Minuten gedauert. Jetzt liefen die Rotröcke in die Stadt, um ihre Belohnung zu kassieren, und das Leiden in Ahmadnagar begann.
Major William Dodd war nicht bis zu seinem Frühstückstisch gekommen. Stattdessen war er in dem Moment, in dem er das Musketenfeuer gehört hatte, zur Mauer zurückgelaufen. Auf dem Wehrgang hatte er entsetzt auf die Leitertrupps gestarrt, denn er hatte nie erwartet, dass die Briten eine Eskalade versuchen
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