Sharpes Sieg
kann. Und jetzt gehen Sie!«
Dodd sah die ersten Rotröcke aus der Bastion stürmen, hörte die Salve der Araber, die einige der Angreifer in den blutigen Staub warf, und wandte sich dann vom Kampf ab und folgte seinen Männern in die Straßen der Stadt.
Es ging ihm gegen den Strich, einen Kampf zu verlieren, doch Dodd kannte seine Pflicht. Die Stadt mochte sterben, doch das Regiment musste leben. Captain Joubert sollte das Nordtor, wo Dodds Geschütze warteten und wo seine eigenen Sattelpferde und Packmulis bereitstanden, halten, und so rief er nach seinem anderen französischen Offizier, dem jungen Lieutenant Sillière, und befahl ihm, sich ein Dutzend Männer zu nehmen und Simone Joubert aus der Panik zu retten, von der die Stadt gleich erfüllt sein würde. Dodd hatte gehofft, Simone selbst holen und ihr Beschützer sein zu können, doch er wusste, dass der Fall der Stadt bevorstand und keine Zeit für solche Galanterie bleiben würde. »Bringen Sie sie in Sicherheit, Lieutenant.«
»Selbstverständlich, Sir«, sagte Sillière, froh über diesen Auftrag, und befahl einem Dutzend Männern, ihm in die Gassen zu folgen.
Dodd warf einen Blick zurück nach Süden und marschierte dann vom Kampfgeschehen fort. Hier konnte er nur scheitern. Es war Zeit, nach Norden zu gehen, denn dort – dessen war sich Dodd sicher –, jenseits der breiten Flüsse in den fernen Hügeln und weit fort von ihrem Nachschub, würden die Briten in den Tod gelockt werden.
Aber Ahmadnagar und alles, was sich in der Stadt befand, war dem Untergang geweiht.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011
KAPITEL 4
Sharpe folgte McCandless in den hohen Torweg der Bastion und drängte mit seiner Stute die Sepoys und Highlander beiseite, die sich auf der schmalen Straße drängten, die immer noch durch die Sechspfünder-Kanone halb blockiert war.
Die Stute scheute vor dem dichten Pulverrauch, der zwischen den versengten und rauchenden Überresten der beiden Tore und Sharpe in der Luft hing, und Sharpe, der sich an der Mähne festkrallte, um im Sattel zu bleiben, schlug ihr die Hacken in die Flanken, sodass das Pferd vorwärts schoss und durch die Därme des Sepoys trampelte, der von der Kanonenkugel in den Bauch getroffen worden war. Er zerrte an den Zügeln, parierte die angsterfüllte Stute zwischen den ausgestreckt daliegenden Leichen der Araber, die gestorben waren, als sie versucht hatten, das Tor zu verteidigen. Der Kampf war hier kurz und brutal gewesen, aber es gab in der Stadt keinen Widerstand mehr, als Sharpe McCandless einholte, der missbilligend auf die siegreichen Rotröcke starrte, die durch Ahmadnagars Gassen eilten. Die ersten Schreie ertönten.
»Weiber und Saufen«, sagte McCandless angewidert. »Das ist alles, woran sie denken.«
»Und an Beute, Sir«, korrigierte Sharpe den Schotten. »Es ist eine verkommene Welt, Sir«, fügte er hastig hinzu und wünschte sich insgeheim, von der Leine gelassen zu werden, um sich den Plünderern anzuschließen.
Sevajee und seine Männer waren jetzt durch das Tor und nahmen ihre Pferde hinter Sharpe auf, der zur Mauer hinauf blickte und mit einiger Überraschung sah, dass noch viele der Verteidiger auf dem Wehrgang waren, jedoch nicht mehr auf den Feind schossen, der durch das zerbrochene Tor flutete.
»Was machen wir also, Sir?«, fragte Sharpe.
McCandless, für gewöhnlich selbstsicher, wirkte einen Moment gedankenverloren, doch dann sah er einen verwundeten Marathen über den Platz hinter der Mauer kriechen und warf Sharpe die Zügel seines Pferdes zu.
Er saß ab und ging zu dem Verwundeten. Er half ihm in den Schutz eines Torwegs, setzte ihn gegen eine Wand und gab ihm aus seiner Feldflasche zu trinken. Er sprach ein paar Sekunden mit dem verwundeten Mann.
Sevajee, seinen tulwar immer noch in der Hand, kam zu Sharpe. »Zuerst töten wir sie, dann geben wir ihnen Wasser«, sagte der Inder.
»Sonderbare Sache, der Krieg, Sir«, sagte Sharpe.
»Hat es Ihnen Spaß gemacht?«, fragte Sevajee.
»Ich weiß es nicht, Sir. Hab nicht viele Kriege erlebt.« Ein kurzes Geplänkel in Flandern, ein schneller Sieg bei Malavelly, das Chaos beim Fall von Seringapatam, das Grauen von Chasalgaon und die heutige wilde Eskalade: Das war Sharpes gesamte Kriegserfahrung, und er verbarg all die Erinnerungen und versuchte herauszufinden, wie er reagieren würde, wenn die nächste Gewalt in seinem Leben ausbrechen würde. Er glaubte, es mache ihm Spaß, doch es war
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