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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Musketenkugeln gegen Steinwände schlagen oder durch Strohdächer fetzen. Das Menschengewimmel lichtete sich plötzlich, und McCandless gab seinem großen Wallach die Sporen, um näher an den Ort der Schießerei zu gelangen. Sevajee ritt mit blitzendem tulwar neben ihm, und seine Männer folgten dicht hinter ihm.
    Die Stadtmauer war nahe, rechts von ihnen, und voraus, über einem Gewirr von Stroh- und Schieferdächern, konnte Sharpe eine blau und grün gestreifte Fahne über der Brustwehr eines Turms flattern sehen. Der Turm musste das Nordtor sein, und er trieb sein Pferd mit den Hacken an und zog den Hahn seiner Muskete zurück.
    Die Reiter ließen die letzten Gebäude hinter sich, und das Tor war jetzt dreißig Yards voraus auf der gegenüberliegenden Seite eines offenen, gepflasterten Platzes. Und in dem Moment, in dem McCandless das Tor sah, riss er sein Pferd an den Zügeln nach rechts, Sevajee tat das Gleiche, doch die Nachfolgenden, einschließlich Sharpe, reagierten zu spät.
    Sharpe hatte gedacht, die disziplinierten Salven mussten von Rotröcken oder Sepoys abgefeuert worden sein, doch stattdessen blockierten zwei Kompanien Soldaten in weißen Uniformröcken den Weg zum Tor, und es war klar, dass diese Männer gefeuert hatten, um die Fläche vor dem Tor für andere weiß berockte Kompanien frei zu räumen, die im Geschwindschritt marschierten, um aus der Stadt zu entkommen. Die Salven wurden wahllos auf Zivilisten abgefeuert, auf Rotröcke und Flüchtlinge gleichermaßen.
    In diesem Augenblick sah Sharpe den Mann und erkannte ihn, und die linke Kompanie der Weißröcke zielte auf die Reiter und feuerte.
    Ein Pferd wieherte schrill. Blut spritzte auf das Pflaster, als das Tier fiel, den Reiter unter sich begrub und ihm ein Bein brach. Ein anderer von Sevajees Männern stürzte aus dem Sattel, und sein tulwar klirrte über die Kopfsteine.
    Sharpe hörte die Musketenkugeln um sich herumpfeifen und zerrte an den Zügeln, um die Stute zurück zur Gasse zu ziehen, doch sie gehorchte ihm nicht und wandte sich wieder dem Feind zu. Er stieß ihr die Hacken in die Flanken.
    »Los, Mädchen«, schrie er, »lauf!« Er hörte, wie Ladestöcke in Läufe geschoben wurden, und wusste, dass es nur Sekunden dauern würde, bis eine weitere Salve in seine Richtung abgefeuert werden würde. Im nächsten Augenblick war McCandless neben ihm, lehnte sich zu ihm, packte das Zaumzeug seiner Stute und zog das Pferd mit ihm in den Schutz einer Gasse in Sicherheit.
    »Danke, Sir!«, keuchte Sharpe. Er hatte die Kontrolle über sein Pferd verloren und fühlte sich beschämt. Die Stute zitterte, und er tätschelte ihren Hals, als Dodds nächste Salve durch die Stadt hämmerte. Die Kugeln schlugen in die Wände, zerschlugen Ziegelsteine und rissen Löcher in die Palmenblätter, mit denen das Dach gedeckt war.
    McCandless war abgesessen. Sharpe zog jetzt die Füße aus den Steigbügeln, sprang aus dem Sattel und rannte hinter dem Colonel her, zur Einmündung der Gasse. Dort hielt er im sich lichtenden Rauch Ausschau nach Dodd, entdeckte ihn und zielte mit der Muskete auf ihn.
    McCandless schlug hastig die Muskete hinab.
    »Was tun Sie da, Mann?«
    »Ich knalle den Dreckskerl ab, Sir«, schnarrte Sharpe, der sich an den Geruch des Blutes in Chasalgaon erinnerte.
    »Das werden Sie nicht tun, Sergeant«, grollte McCandless. »Ich will ihn lebend!«
    Sharpe fluchte, schoss jedoch nicht. Er sah, dass Dodd sehr ruhig und gelassen war. Er hatte hier ein weiteres Massaker verursacht, doch diesmal hatte er Ahmadnagars Zivilisten getötet, damit sie nicht den Torweg blockierten, und seine Killer, die beiden Kompanien mit den weißen Uniformröcken, standen immer noch auf Wache beim Tor, obwohl die verbliebenen Kompanien allesamt jenseits des langen, dunklen Tunnels des Torwegs verschwunden waren.
    Warum also waren diese beiden Kompanien geblieben? Warum hatte Dodd sie nicht abgezogen, bevor die tobenden und wütenden Sepoys und Highlander sie einholten?
    Das Terrain vor den beiden Nachhut-Kompanien war von Toten und sterbenden Flüchtlingen übersät, und eine schrecklich Zahl der Leichen und Verwundeten waren Frauen und Kinder. Weitere weinende und kreischende Leute, entsetzt von den Musketensalven und voller Angst vor den Invasoren, die sich in der Stadt hinter ihnen ausbreiteten, verstopften jede Straße und Gasse, die auf den geräumten Platz beim Tor führte.
    »Warum haut er nicht ab?«, wunderte McCandless sich laut.
    »Er wartet auf etwas,

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