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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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der Mauer fortgetragen wurden.
    »O Gott«, sagte McCandless. »O Gott.«
    »Ich hatte Sie gewarnt«, sagte Sevajee, der seinen Stolz auf die Kampfqualitäten der Marathen-Verteidiger nicht verbergen konnte.
    »Sie stehen auf unserer Seite!«, schnarrte McCandless. Der Inder zuckte nur mit den Schultern.
    »Es ist noch nicht vorüber, Sir«, versuchte Sharpe, den Schotten aufzumuntern.
    »Eskaladen funktionieren durch Schnelligkeit, Sharpe«, sagte McCandless. »Und jetzt haben wir das Überraschungsmoment verloren.«
    »Es muss richtig gemacht werden«, bemerkte Sevajee selbstgefällig. »Mit Geschützen und einer Bresche.«
    Doch die Eskalade war noch nicht völlig gescheitert. Der Angriffstrupp des 74. Regiments hatte jetzt die Mauer rechts vom Tor erreicht, und seine Leitern wurden gegen die hohe rote Steinmauer gelehnt. Dieser Teil der Mauer hatte einen Wehrgang, und er war besetzt mit Verteidigern, die jetzt wild auf die Angreifer hinabfeuerten.
    Die britischen Zwölfpfünder hatten das Feuer eröffnet, und ihr Kartätschenfeuer wütete unter den Verteidigern, doch die Toten und Verwundeten wurden beiseite geschoben und durch Verstärkung ersetzt. Die Verstärkung lernte schnell. Die Kanonen stellten das Feuer ein, wenn die Angreifer die Leiter hinaufkletterten, und so ließen sie die Schotten die Sprossen hinaufsteigen und warfen dann Holzbalken herunter, durch die die Leiter binnen Sekunden leer gefegt wurden. Dann hämmerte eine Kanone in einer der flankierenden Bastionen eine Ladung Steine und Schrott in die Männer, die sich am Fuß der Leitern drängten.
    »O mein Gott«, betete McCandless wieder. »O Gott!«
    Weitere Männer begannen, die Leitern zu erklettern, während die Verwundeten von der Mauer zurückkrochen und -humpelten, verfolgt vom Musketenfeuer der Verteidiger.
    Ein schottischer Offizier, das Breitschwert in der Hand, stieg mit der Geschicklichkeit eines Matrosen in der Takelage die Leiter hinauf. Er parierte einen Bajonettstoß mit dem Breitschwert, überlebte eine Musketensalve, legte eine Hand auf die Mauerkrönung, um sich darüber zu ziehen, doch dann traf ihn ein Speer in die Kehle, und er zitterte wie ein aufgespießter Fisch, bevor er zurücktaumelte und beim Absturz zwei Mann mit in die Tiefe riss.
    Das Musketenfeuer der Verteidiger wurde vom tieferen Krachen der kleinen Kanonen übertönt, die in den verborgenen Galerien der Bastionen in Stellung gebracht waren. Eine dieser Kanonen schoss jetzt einer Leiter in die Seite, und Sharpe beobachtete entsetzt, wie sie wackelte und brach. Die Bruchstücke rissen sieben Männer mit zu Boden.
    Das 78. war zurückgeschlagen, und das 74. hatte eine der beiden Leitern verloren.
    »Das ist schlecht«, sagte McCandless grimmig, »äußerst schlecht.«
    »Gegen Marathen zu kämpfen, ist nicht, wie gegen Männer von Maisur zu kämpfen«, sagte Sevajee selbstgefällig.
    Colonel Wallaces Trupp war noch gut hundert Yards vom Tor entfernt, verlangsamt durch das Gewicht seiner Sechspfünder-Kanone. Sharpe hatte den Eindruck, dass Wallace mehr Männer für den Umgang mit dem schwerfälligen Geschütz brauchte und dass das feindliche Musketenfeuer bei den wenigen Männern, die an den Rädern schoben oder an den Haltestricken zogen, ihren Tribut forderte. Wellesley war nicht weit hinter Wallace, und dicht hinter dem General ritt Daniel Fletcher auf einem seiner Ersatzpferde und mit einem zweiten Pferd am Führstrick. Das Musketenfeuer riss getrockneten Schlamm rings um Wellesley und seine Adjutanten aus dem Boden, doch der General wurde wie durch Zauberei von einem Treffer verschont.
    Das 78. kehrte zu dem Angriff auf der linken Seite des Tors zurück. Diesmal lehnten die Männer ihre zwei Leitern direkt an die Bastion. Die Verteidiger bei der bedrängten Bastion reagierten mit ärgerlichem Musketenfeuer. Eine der Leitern fiel, und ihre Träger wurden hart von der Salve getroffen, doch die anderen stellten sie auf, und sobald ihre Spitze die Höhe der Bastion erreicht hatte, kletterte ein Offizier mit Kilt die Sprossen hinauf.
    »Nein!«, schrie McCandless, als der Offizier getroffen wurde und fiel.
    Andere Männer nahmen seinen Platz ein, doch die Verteidiger kippten einen Korb mit Steinen über die Brustwehr, und die herunterkullernden Steine fegten die Leiter leer. Eine Musketensalve zwang die Verteidiger, sich zu ducken, und als sich der Rauch lichtete, sah Sharpe, dass der Offizier mit dem Kilt abermals die Leiter hinaufstieg, diesmal ohne seine

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