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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sie ihre kleine Handtasche. »Meinen Sie wirklich, ich sollte den nehmen?«
    »Nur zu, Mädchen, nehmen Sie ihn.«
    »Und wie soll ich das Pierre erklären?«
    »Sie sagen, Sie haben ihn nach dem Kampf bei einem Gefallenen gefunden. Das wird er glauben.« Er beobachtete, wie sie die Diamanten in die Handtasche steckte. »Ich muss den Rest verstecken«, erklärte er ihr. Er nahm an, dass einige der Steine in seine Feldflasche passen würden, wo sie ein bisschen klappern würden, wenn sie leer war. Außerdem würde er beim Trinken aufpassen müssen, damit er kein Vermögen verschluckte. Aber damit war noch nicht das ganze Problem gelöst, denn es blieben noch viele Steine übrig.
    Mit seinem Messer schnitt er einen Saum seines roten Rocks auf und begann, die kleinen Rubine in den Schlitz zu stecken, doch als sich die Steine längs des Saums drängten, war die Wölbung des Rocks wie ein Hinweis für jeden Soldaten, das bei ihm reiche Kriegsbeute zu finden war.
    »Verstehen Sie, was ich meine?« Er zeigte Simone die Wölbung des Saums.
    Sie nahm den Rock, holte Sharpes Nähzeug aus dem Schlafzimmer und begann, für jeden Edelstein einen eigenen kleinen Beutel in dem geöffneten Saum zu nähen. Die Arbeit kostete sie den ganzen Nachmittag, und als sie fertig war, wog der rote Uniformrock doppelt so viel. Der große Rubin war am schwersten zu verstecken. Sharpe löste das Problem, indem er sein langes Haar aus dem Beutel wand, der mit Schrot beschwert war und mit dem es zusammengehalten wurde, dann schlitzte er den Beutel auf und entleerte das Schrot. Er füllte den Beutel mit dem großen Rubin und den kleinen Steinen, die übrig waren, und dann brachte Simone den Beutel wieder an seinem Haar an. Bei Einbruch der Dunkelheit waren die Juwelen versteckt.
    Sie aßen bei Lampenlicht. Die Badewanne war nicht gefüllt worden, doch Simone sagte, sie hätte schon einmal in dieser Woche gebadet, und so machte es ihr nichts aus.
    Sharpe hatte einen kurzen Ausflug in der Dunkelheit gemacht und war mit zwei Tonflaschen Arrak zurückgekehrt, und sie tranken den Schnaps im Lampenschein. Sie unterhielten sich, sie lachten, und schließlich ging das Öl in der Lampe zur Neige. Die Flamme erlosch flackernd, und im Zimmer wurde es düster bis auf die Streifen Mondschein, die durch die Läden vor dem Fenster sickerten.
    Simone war in Schweigen verfallen, und Sharpe wusste, dass sie daran dachte, zu Bett zu gehen.
    »Ich habe Ihnen einige Laken mitgebracht.« Er wies auf den Saristoff.
    Sie schaute ihn unter halb gesenkten Wimpern an. »Und wo werden Sie schlafen, Sergeant Sharpe?«
    »Ich werde schon einen Platz finden, meine Liebe.«
    Es war das erste Mal, dass er in Sariseide schlief, nicht, dass er es wahrgenommen hätte. Es war also keine so schlechte Idee gewesen, ihr die Edelsteine zu zeigen.
    Er erwachte beim Krähen des Hahns und dem Donnern eines Zwölfpfünder-Geschosses, eine Erinnerung, dass die Welt und der Krieg weitergingen.
 
    Major Stokes war zu dem Schluss gelangt, dass das wahre Problem mit der Uhr des Radschas die hölzernen Achsenlager waren. Sie schwollen bei feuchtem Wetter an, und er tüftelte glücklich an der Herstellung neuer Lager aus Metall, als der Sergeant mit dem zuckenden Gesicht wieder in seinem Büro auftauchte.
    »Sie schon wieder«, sagte der Major statt eines Grußes. »Ich kann mich nicht an Ihren Namen erinnern.«
    »Hakeswill, Sir. Sergeant Obadiah Hakeswill.«
    »Die Bestrafung von Edom, wie?«, sagte der Major und fragte sich, ob er das Metall gießen oder drehen sollte.
    »Edom, Sir? Edom?«
    »Das ist im Alten Testament ein Land östlich und südöstlich des Toten Meeres, und der Prophet Obadiah, Sergeant, sagt die Bestrafung von Edom voraus«, sagte der Major. »Er bedrohte es mit Feuer und Knechtschaft, wenn ich mich richtig erinnere.«
    »Er hatte zweifellos seine Gründe, Sir«, sagte Hakeswill, und in seinem Gesicht zuckte es, »wie ich meine habe. Mir geht es um Sergeant Sharpe, Sir.«
    »Der ist leider nicht hier. Hier fällt alles auseinander!«
    »Er ist fort, Sir?«, fragte Hakeswill.
    »Abkommandiert, Sergeant, von höherer Macht. Nicht mein Werk, ich konnte überhaupt nichts dagegen tun. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich Sharpe für immer hier behalten, aber ein Colonel McCandless forderte ihn an, und wenn Colonels etwas fordern, gehorcht ein einfacher Major. Soweit ich weiß, was nicht viel ist, ritten sie los, um sich General Wellesleys Streitkräften anzuschließen.« Der

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