Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Sir.«
    »Pflicht ist nie eine Belästigung, Sharpe.« McCandless hatte den kleinen Balkon an der obersten Treppenstufe erreicht. »Der General hat den Wunsch ausgedrückt, mit Madame Joubert zu dinieren, und ich musste erklären, dass sie indisponiert ist. Ich habe gelogen, Sharpe!« Der Colonel stieß empört einen Finger auf Sharpes Brust. »Aber was hätte ich tun sollen? Ich konnte ja kaum zugeben, dass ich sie mit einem Sergeant allein gelassen habe!«
    »Es tut mir leid, Sir.«
    »Ich nehme an, es ist kein Schaden entstanden«, sagte McCandless widerwillig. Dann nahm er seinen Hut ab, als er Sharpe ins Wohnzimmer folgte, wo Simone am Tisch saß. »Guten Morgen, Madame«, sagte der Colonel dröhnend. »Haben Sie gut geschlafen?«
    »Ja, das habe ich«, erwiderte Simone und errötete, doch McCandless war zu weit entfernt und in Gedanken, um das Erröten wahrzunehmen und zu deuten.
    »Ich habe gute Nachrichten, Madame«, fuhr der Schotte fort. »General Wellesley hat zugestimmt, dass Sie sich mit Ihrem Mann treffen sollen. Dabei gibt es jedoch ein Problem.« Jetzt war McCandless an der Reihe zu erröten. »Ich kann Ihnen nicht mit einer Anstandsdame dienen, und ich habe kein Dienstmädchen. Ich versichere Ihnen, dass Sie sich völlig auf mein Ehrenwort verlassen können, aber Ihr Ehemann könnte etwas dagegen haben, wenn es Ihnen an weiblicher Begleitung bei der Reise fehlt.«
    »Pierre wird keinen Einwand haben, Colonel«, sagte Simone sanft.
    »Und ich kann Ihnen zusichern, dass sich Sergeant Sharpe wie ein Gentleman verhalten wird«, sagte McCandless mit einem scharfen Blick zu Sharpe.
    »Das tut er, Colonel, das tut er«, sagte Simone und blickte sehr scheu zu Sharpe.
    »Gut!«, sagte McCandless, erleichtert, mit solch einem heiklen Thema fertig zu sein, und schlug seinen Zweispitz gegen das Bein. »Heute regnet es nicht, und ich wage zu sagen, dass es ein heißer Tag werden wird. Können Sie in einer Stunde zum Aufbruch bereit sein, Madame?«
    »In weniger, Colonel.«
    »In einer Stunde wird reichen, Madame. Werden Sie mir die Ehre erweisen, am Nordtor zu warten? Ich werde Ihr Pferd bereithalten, Sharpe.«
 
    Sie verließen die Stadt nach Norden, vorbei an der Batterie, die ausgegraben worden war, um die dicken Mauern der Festung zu beschießen. Die vier Geschütze der Batterie waren nur Zwölfpfünder, kaum stark genug, um die Mauer der Festung einzubeulen, geschweige denn zu zerbrechen, doch General Wellesley nahm an, dass die Garnison durch die schnelle Niederlage der Stadt so entmutigt sein würde, dass selbst ein paar Schüsse mit den Zwölfpfündern sie zur Kapitulation bewegen konnte.
    Die vier Geschütze hatten im Morgengrauen das Feuer eröffnet, doch es war nur sporadisch gewesen, bis McCandless seinen Trupp aus der Stadt führte und sie plötzlich alle auf einmal schossen.
    Simones Pferd, erschreckt durch den unerwarteten Lärm, scheute zur Seite. Simone ritt im Damensattel gleich hinter dem Colonel, während Sevajee und seine Männer den Schluss bildeten. Sharpe trug endlich Reitstiefel – die roten Lederstiefel mit stählernen Sporen, die er von der Leiche des Arabers genommen hatte.
    Er blickte zurück, als sie von der Stadt fortritten. Er sah die riesigen Rauchfahnen aus der Mündung der Zwölfpfünder-Kanone, und eine Sekunde später hörte er die Explosion, und gerade, als das Donnern nachließ, ein Krachen, als die Kugel gegen die Festungsmauer flog. Dann feuerten die anderen drei Geschütze, und er stellte sich das Zischen vor, als die Kanoniere Wasser auf die überhitzten Läufe schütteten. An der roten Festungsmauer erblühte der Rauch, als die Kanone der Verteidiger das Feuer erwiderte, doch die Pioniere hatten den Kanonieren eine tiefe Batterie gegraben und mit einem dicken Wall roter Erde geschützt, und das Feuer des Feindes verlor sich darin. Dann ritt Sharpe an einem Wäldchen vorbei, und die Kanonade war nur noch ein Grummeln am Horizont. Als sie die Böschung hinunterritten, war das Krachen der Geschütze ganz verstummt.
    Es war eine trostlose Expedition. Colonel McCandless hatte Simone nichts zu sagen, die ihrerseits immer noch in sich zurückgezogen war. Sharpe versuchte, sie aufzuheitern, doch Simone fühlte sich bei seinen ungeschickten Versuchen nur noch elender, und nach einer Weile verfiel auch er in Schweigen.
    Frauen sind ein Rätsel, dachte er. Während der Nacht hatte sich Simone wie eine Ertrinkende an ihn geklammert, aber seit dem Morgengrauen hatte es den

Weitere Kostenlose Bücher