Sharpes Trafalgar
nur, dass wir sie schnappen, bevor die Dunkelheit anbricht. Nelson hat auf dem Nil in der Dunkelheit gekämpft, und das war ein Triumph, aber ich kämpfe lieber bei Tageslicht.« Er trank seinen Kaffee. »Sind das wirklich die letzten Bohnen?«, fragte er den Steward.
»Ja, leider, Sir, abgesehen von denen, die in Kalkutta feucht wurden und jetzt pelzig schmecken.«
Die Victory hatte eine Signalflagge gesetzt, die den Schiffen befahl, ihre Positionen einzunehmen, was nichts anderes als die Anweisung für langsamere Schiffe war, mehr Segel zu setzen und aufzuschließen, doch jetzt wurde diese Signalflagge eingeholt und eine andere an ihre Stelle gesetzt.
»Auf die Schlacht vorbereiten, Sir«, meldete Leutnant Connors, doch das war kaum nötig, denn jeder an Bord, abgesehen von den Landratten wie Sharpe, hatte das Signal erkannt. Und die Pucelle war wie die anderen Kriegsschiffe bereits vorbereitet, denn die Besatzungen hatten ihr Schiff bereits die ganze Nacht über kampfbereit gemacht.
Sand wurde auf die Decks gestreut, um den barfüßigen Kanonieren besseren Halt zu bieten. Die Hängematten der Männer wurden wie jeden Morgen fest zusammengerollt und auf Deck gebracht, wo sie in Netzen aufgestapelt wurden. Die verpackten Hängematten, gesichert durch das Netz und unter einem Segeltuch vor Regen geschützt, würden als Schutzwall gegen feindliches Musketenfeuer dienen. Oben in der Takelage sicherte ein Bootsmann mit einem Dutzend Matrosen die großen Rahen des Schiffs. Andere Männer zogen Taue und Segel fest.
»Sie lieben es, unser Takelwerk zu zerschlitzen«, sagte Captain Llewellyn zu Sharpe. »Die Dons und Froschfresser schießen mit Vorliebe auf die Masten. Die Ersatzsegel liegen bereit, falls ein Segel durchschossen wird. Es geht bestimmt einiges zu Bruch. Es regnet Holz und zerfetzte Spieren in der Schlacht!« Llewellyn schien diesen gefährlichen Niederschlag mit Wonne zu erwarten. »Ist Ihr Entermesser scharf, Sharpe?«
»Die Klinge könnte etwas schärfer sein«, gab Sharpe zu.
»Nichts wie aufs Hauptdeck«, sagte Llewellyn, »da ist ein Mann mit einem Schleifstein. Er wird sie Ihnen gern schärfen.«
Sharpe schloss sich der Schlange von Männern an. Einige hatten Entermesser, andere Äxte, und viele hatten sich Piken geholt, die in Gestellen auf den oberen Decks standen. Die Ziegen, die spürten, dass sich ihr Alltagsleben geändert hatte, meckerten kläglich. Sie waren zum letzten Mal gemolken worden, und jetzt rollte ein Seemann die Ärmel hoch, bevor er sie mit einem langen Messer schlachtete. Bald erfüllte der Geruch von frischem Blut das Deck und vermischte sich mit dem üblichen Gestank des Schiffs.
Einige der Männer forderten Sharpe dazu auf, sich an die Spitze der Schlange zu stellen, doch er wartete, bis er an der Reihe war. Die Kanoniere in der Nähe frotzelten. »Gekommen, um mal eine richtige Schlacht zu erleben, Sir?«
»Ihr würdet keine Schlacht ohne einen richtigen Soldaten gewinnen, Jungs.«
»Der hier wird für uns gewinnen, Sir«, sagte ein Mann und klopfte auf seinen 24-Pfünder, auf den jemand mit Kreide die Botschaft »Eine Pille für Boney« geschrieben hatte.
Ein Maat schärfte das Entermesser und prüfte die Schärfe der Klinge mit dem Daumen, dann grinste er Sharpe zahnlos an. »Damit können Sie den Scheißern eine Rasur verpassen, die sie nie vergessen werden, Sir.«
Sharpe gab dem Mann einen halben Schilling und ging dann wieder zum Achterdeck.
Connors, der die Signale des Flaggschiffs beobachtete, die von der Fregatte Euryalus weitergegeben wurden, rief Chase zu: »Wir sollen auf dem Kurs des Flaggschiffs bleiben, Sir.« Chase nickte nur und beobachtete, wie die Victory, das führende Schiff der Flotte, nach steuerbord schwang, sodass sie nun geradewegs auf den Feind zu segelte.
Neun Schiffe hinter der Pucelle schwang ein anderer Dreidecker nach steuerbord. Dies war die Royal Sovereign, das Flaggschiff von Admiral Collingwood, Nelsons Stellvertreter. Ihr leuchtendes Kupfer glänzte im Morgenlicht, als die Schiffe dahinter ihr ostwärts folgten.
Chase blickte von der Victory zur Royal Sovereign und dann wieder zur Victory zurück. »Zwei Linien«, sagte er laut. »Er formiert zwei Linien.«
Das leuchtete Sharpe ein. Die feindliche Flotte bildete eine weit auseinandergezogene Linie, die sich über ungefähr vier Meilen am östlichen Horizont erstreckte.
Die Conqueror, das fünfte Schiff in Nelsons Linie und direkt vor der Pucelle, drehte sich zum Feind und
Weitere Kostenlose Bücher