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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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müssen ja nicht drin schwimmen, Sir!«
    Ein Royalsegel flatterte kurz, als eine Kugel hindurchgefetzt war. Die Schiffe vor der Pucelle nahmen ernsthaftere Treffer hin, doch sie näherten sich wie die Pucelle unaufhaltsam den Geschützen. Chase wusste, dass er bald unter einer viel stärkeren Kanonade sein würde. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er mit den Fingern nervös gegen seinen rechten Oberschenkel trommelte, und er zwang seine Hand zur Ruhe. Sein Vater, der vor dreißig Jahren gegen die Franzosen gekämpft hatte, wäre von dieser Taktik entsetzt gewesen. Zur Zeit seines Vaters hatten die Schiffe in Linien eng nebeneinander gelegen, Breitseite an Breitseite, und hatten besondere Sorgfalt darauf verwandt, nie Bug oder Heck ungeschützt dem Feuer auszusetzen, doch diese britische Flotte segelte starrköpfig mitten in die Breitseiten des Feindes hinein. Chase fragte sich, ob der Gedenkstein seines Vaters schon vom Steinmetz ausgeliefert und auf der Chorempore der Kirche angebracht worden war, und dann berührte er das Gebetbuch in seiner Tasche. »Höre uns, Herr, und errette uns vor dem Untergang«, betete er leise.
    Haskell hatte es mitgehört und sagte: »Amen.«
    Sharpe kehrte zurück zum Vordeck, wo er die Seesoldaten beim Hängemattennetzwerk und die Geschützmannschaften hinter ihren Geschützen kauern sah. Sergeant Armstrong stand beim Fockmast und blickte finster zur feindlichen Linie, die plötzlich viel näher zu sein schien. Sharpe schaute nach rechts und sah, dass die Royal Sovereign die feindliche Linie erreicht hatte. Ihre Mannschaft hatte die zerfetzten Leesegel eingeholt, und ihre Geschütze feuerten endlich, als das große Schiff durch die Linie des Feindes brach. Rauch wallte vom Bug bis zum Heck, als sie ihre Backbordbreitseite in das Heck eines spanischen Schiffs und mit ihren Steuerbordgeschützen in den Bug eines Franzosen feuerte. Eine Marsstenge war gefallen, doch das Schiff hatte die feindliche Linie durchbrochen und würde jetzt von ihr verschluckt werden.
    Das nächste Schiff in Collingwoods Kolonne, der Zweidecker Belleisle, war noch weit hinter der Royal Sovereign, was bedeutete, dass sie den Feind allein bekämpfen musste, bis Hilfe eintraf.
    Ein Klatschen über ihm ließ Sharpe aufblicken. Er sah, dass das Focksegel der Pucelle ein Loch hatte. Die Kugel hatte alle unteren Segel durchlöchert, eines nach dem anderen, bevor sie achtern verschwunden war. Ein weiteres Krachen und ein Erzittern der Planken unter seinen Füßen ließ ihn herumfahren.
    »Unten am Bug, Sir«, sagte Armstrong. »Sie haben vorhin den Kranbalken getroffen.«
    Das musste das erste Krachen gewesen sein, das Sharpe gehört hatte, und jetzt sah er, dass an Steuerbord der Kranbalken, der aus dem Bug ragte und von dem der Anker herabgelassen und gehoben wurde, fast halb zersplittert worden war.
    Sein Herz hämmerte, sein Mund war trocken und an seiner linken Wange zuckte ein Muskel. Er presste die Kiefer zusammen, damit der Muskel Ruhe gab, doch das Zucken hörte nicht auf.
    Eine Kugel schlug dicht beim Bug der Pucelle ins Wasser und spritzte Wasser über das Vordeck. Die Rah der Topblinde brach, dann flog ein Ende durch die Luft, fiel hinab und blieb dicht über dem Wasser hängen.
    Dies ist schlimmer als die Schlacht bei Assaye, dachte Sharpe, denn an Land hatte ein Soldat zumindest die Illusion, sich nach links oder rechts wenden zu können, um dem tödlichen Beschuss des Feindes zu entgehen, doch hier war man dazu verdammt, auf dem Schiff zu bleiben, das auf die feindliche Linie zukroch, die wie eine Reihe massiver Batterien war. Jedes Schiff trug mehr Artillerie, als in Sir Arthur Wellesleys Armee marschiert war.
    Sharpe konnte die Kanonenkugeln wie kurze Bleistiftlinien am Himmel sehen, und jede Linie bedeutete eine Kugel, die mehr oder weniger geradewegs auf die Pucelle zuflog. Jetzt feuerte ein Dutzend Feinde auf Nelsons Schiffe. Ein weiteres Loch erschien im Focksegel der Pucelle, eine Leesegelrahe wurde weggeschossen, nahe der Wasserlinie an Backbord krachte es, und eine andere feindliche Kugel hüpfte über die Wellen und hinterließ eine Spur von Schaum an der Steuerbordseite. Ein sonderbar pfeifendes Geräusch, fast ein Stöhnen, aber mit komisch scharfem Rhythmus erklang aus der Nähe des Schiffes, dann herrschte plötzlich Stille.
    »Kettenschuss, Sir«, sagte Sergeant Armstrong. »Klingt, als schlügen die Satansschwingen.«
    Die Royal Sovereign war verschwunden, ihre Position nur durch eine

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