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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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große Rauchwolke zu erahnen, aus der sich die Takelage und Segel von einem halben Dutzend Schiffen vor dem bewölkten Himmel abzeichneten. Ein ständiges Donnern war zu hören, während die französischen und spanischen Mannschaften die Chance ergriffen, Breitseite um Breitseite auf einen Feind zu feuern, der nicht zurückschießen konnte. Zwei Kugeln trafen die Pucelle dicht über der Wasserlinie, ein anderes Geschoss prallte von der Backbordseite ab, riss einen langen Splitter heraus, ein viertes traf den Großmast und ein fünftes raste an den vorderen Steuerbordgeschützen vorbei, enthauptete einen Seesoldaten und warf zwei andere in einem Schwall von Blut zurück, bevor es der Länge nach über Bord raste, um eine Spur von roten Tröpfchen zu hinterlassen, die in der plötzlich warmen Luft glänzten.
    »Werft ihn über Bord!«, schrie Armstrong seine Seesoldaten an, die wie gelähmt ihren toten Kameraden anstarrten. Zwei von ihnen packten die kopflose Leiche und trugen sie zur Reling neben den Geschützen, doch bevor sie ihn über die Reling werfen konnten, befahl Armstrong ihnen, die Munition der Leiche an sich zu nehmen. »Und seht nach, was in seinen Taschen ist, Jungs! Haben eure Mütter euch nicht gesagt, was ihr vergeuden könnt und was nicht?« Der Sergeant schritt über das Deck, hob den abgetrennten Kopf an den blutigen Haaren auf und warf ihn ins Meer. Er blickte zu den beiden Männern, die wie Stoffpuppen in einer Blutlache lagen, die fast ein Viertel des Decks bedeckte. »Was ist mit ihnen?«
    »Mackay ist tot, Sergeant.«
    »Dann entfernt ihn!«
    Der dritte Seesoldat hatte einen Arm verloren, und seine Brust war aufgerissen, sodass seine Rippen aus einer Masse aus zerfetztem Gewebe und Blut hervorstachen. »Er wird es nicht überleben«, sagte Armstrong und neigte sich über den Mann, der durch eine Maske von Blut blinzelte und röchelnd atmete. Eine Kanonenkugel durchschlug das Hängemattennetzwerk und verwandelte die Achterdeck-Reling in Splitter. Eine andere Kugel brach eine Royalrahe. In diesem Moment peitschten zwei Kugeln über das Hauptdeck und fetzten Splitter aus den Balken. Eine Kanonenkugel krachte in eines der Unterdeck-Geschütze, riss das Rohr von der Lafette und tötete zwei Kanoniere.
    Die feindlichen Schiffe waren in Rauch gehüllt, und weil der schwache Wind von Westen blies, zerfaserte der Rauch in der Takelage und den Segeln wie eine Nebelbank in einer Seebrise, doch der Nebel erhielt ständig neue Nahrung, und Sharpe konnte den Ursprung des grauen, weißen und schwarzen Rauchs sehen. Er sah die Mündungsflammen der Kanonen, die durch den Rauch stießen und ihn kurz erhellten, bevor sie wieder verschwanden. Der Rauch zog über die feindlichen Decks, deren Geschütze donnerten und ihre Kugeln zur Victory, Temeraire , Neptun, Conqueror und Pucelle schickten, und nach diesen Schiffen hatte sich eine Lücke aufgetan, bevor der Dreidecker Britannia, der immer noch nicht unter Beschuss war, schwerfällig folgte.
    »Werft ihn über die Reling!«, befahl Armstrong zweien seiner Männer und wies auf den dritten Seesoldaten, der gestorben war. Ein abgerissener Arm des Mannes mit zerfetzten Sehnen, Fleisch und Muskeln lag unbeachtet unter dem kleinen Gehäuse, das die Schiffsglocke enthielt, und Sharpe hob ihn auf, ging zur Backbordreling und warf ihn in die See.
    Vom Geschützdeck konnte er Männer singen hören. Einer der Seesoldaten kniete im Gebet. »Maria, Mutter Gottes«, sagte er immer wieder und bekreuzigte sich. Clouter spuckte Tabaksaft aus und schnitt sich einen neuen Priem. Die 32-Pfünder-Karronadenkugeln, jede so groß wie ein Männerkopf, lagerten auf einer Gräting.
    Sharpe ging zurück zum Fockmast. Plötzlich fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, seine Waffen zu laden, und er war dankbar für diesen Fehler, denn dadurch hatte er jetzt etwas zu tun. Er biss die Patrone auf und sah, wie eine Leiche vom Achterdeck der Conqueror geworfen wurde. Er machte die Muskete zündfertig, als eine Kanonenkugel so dicht an seinem Kopf vorbeisauste, dass er den Luftzug spürte. Die Kugel traf nichts, flog durch das Takelwerk der Pucelle und klatschte hinter dem Heck ins Wasser. Das Großsegel hatte jetzt sechs Löcher und erbebte, als ein siebtes dazukam.
    Chase stand an der zerschmetterten Reling des Achterdecks und wirkte so ruhig, als segele er die Pucelle zu einer einsamen Insel. Sharpe hatte inzwischen die Muskete geladen. Er bemerkte jetzt zwischen seinen Füßen ein Rinnsal aus

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