Sharpes Trafalgar
Geschütze ausrichten konnte. Die Matrosen sangen, als sie das Stagsegel wieder hochzogen.
Weitere Matrosen waren auf dem Großmast und versuchten, den Schaden zu beheben. Das Großsegel hatte jetzt mindestens ein Dutzend Löcher. Die Schiffe vor der Pucelle waren ähnlich verwundet. Masten waren geknickt, Rahen gebrochen, Segel durchlöchert, doch es war noch genug Segeltuch vorhanden, um die Schiffe langsam weiterzutreiben. Drei Leichen schwammen neben der Pucelle, über Bord geworfen von der Temeraire oder Conqueror.
»Da ist Seine Majestät!«, rief Armstrong. Der Sergeant kannte anscheinend nicht Nelsons wahren Rang, vergaß seine Abneigung gegen Fremde und betrachtete den Admiral als Northumbrianer ehrenhalber, der nun sein Flaggschiff in die feindliche Linie segelte.
Sharpe hörte das Donnern der Breitseiten und sah die Mündungsblitze auf der Steuerbordseite der Victory, deren Geschütze aus drei Decks auf eines der französischen Schiffe feuerten, das sie so lange gepeinigt hatte. Der Fockmast des Franzosen schwankte hin und her und stürzte dann langsam um. Jetzt luden die Kanoniere an Bord der Victory neu.
Das Vorbramsegel der Pucelle fiel zusammen, als die Taue, die die Rah hielten, durchgeschossen wurden. Die Conqueror litt ebenso. Ihre Leesegel trieben im Wasser, obwohl Pellews Männer sich bemühten, sie wieder an Bord zu holen. Ihre Vorroyalstenge stand in einem unnatürlichen Winkel ab, und sie hatte Löcher in ihrer Flanke. Die britischen Schiffe waren jetzt, da ihre Stückpforten geöffnet waren, mit roten Quadraten besetzt, die ihre schwarzen und gelben Streifen durchbrachen. Die Luft erzitterte im Krachen der Geschütze, und der leichte Wind und die Atlantik-Dünung trieben die langsamen Schiffe geradewegs ins feindliche Feuer.
Sharpe beobachtete ein Schiff vor ihm. Es war ein spanisches, und dessen rote und gelbe Flagge am Heck war so riesig, dass sie fast durchs Wasser schleifte. Ein Windstoß vertrieb den Rauch vor ihr, und als sie rollte, konnte Sharpe durch ihre Stückpforten Tageslicht sehen, doch sie sank wieder zurück, und aus einem halben Dutzend dieser Stückpforten stießen Flammen. Die Schüsse krachten in die Takelage, fetzten in die Segel und durchtrennten Taue. Der rote und schwarze Rumpf des Spaniers war verhüllt von Rauch, der immer dichter wallte, je mehr Geschütze feuerten. Eine Kugel krachte in das Vordeck, eine andere schlug hoch in den Fockmast, und eine dritte knallte in die Wasserlinie auf der Backbordseite.
Sharpe zählte und beobachtete das Heck des Spaniers, wo die ersten Geschütze gefeuert hatten. Eine Minute verging, und der Rauch lichtete sich. Zwei Minuten verstrichen, und die Geschütze hatten immer noch nicht wieder gefeuert. Die Kanoniere sind langsam, dachte er, aber auch langsame können noch töten.
Sharpe konnte Männer mit Musketen in der Takelage des Feindes sehen. Die Britannia, mit breitem Bug und der Galionsfigur Britanniens, die ihren Schild und Dreizack hielt, stieß plötzlich durch einen Vorhang aus Gischt, wo die zu kurz gefeuerte Kanonenkugel ins Wasser geschlagen war. Der Seesoldat betete immer noch, bat Maria um Schutz und bekreuzigte sich immer wieder.
Die Victory war fast verschwunden im Rauch. Sie war jetzt durch die feindliche Linie hindurch, und der Geschützrauch schien rings um sie zu brodeln, und Sharpe konnte für einen Moment das vergoldete Heck des Flaggschiffs durch den Pulverrauch sehen.
Es hatte für Sharpe den Anschein, als ob sich die feindlichen Schiffe um Nelson versammelten, und das Krachen ihrer Geschütze war ohrenbetäubend. Die Temeraire , das zweite Schiff in Nelsons Kolonne, erzwang sich den Weg durch eine Lücke in der feindlichen Linie und eröffnete das Feuer, schoss eine Breitseite in das Heck eines französischen Schiffes.
Sharpe schaute nach rechts und sah, dass die ersten Schiffe hinter Collingwoods Royal Sovereign endlich den Feind erreicht hatten. Die See dort schien zu kochen. Ein Mast fiel in den Rauch. Eine große Lücke öffnete sich in der feindlichen Linie nördlich der Stelle, an der Collingwood angegriffen hatte, was zeigte, dass die britischen Schiffe den Feind in der Falle hatten und ihm südlich der Royal Sovereign harte Schläge versetzten, doch die französischen und spanischen Schiffe im Norden von Collingwoods Flaggschiff segelten weiter auf Nelsons Victory zu.
Alles geschah so langsam. Sharpe fand das schwer zu ertragen. Es war nicht wie bei einer Schlacht an Land, wo die Kavallerie
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