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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Blut, das aus der Lache kam, die durch den Tod der drei Seesoldaten entstanden war. Das Rinnsal sah sehr rot auf dem Weiß der geschrubbten Planken aus. Wenn sich das Schiff leicht nach backbord neigte, floss das Blut nach links, wenn sich das Heck unter einer Welle hob, nach vorn. Wenn es sich senkte, nach hinten, und wenn sich das Schiff nach steuerbord neigte, floss das rote Rinnsal nach rechts. Sharpe wischte das Blutrinnsal mit dem Absatz weg, dann schob er den Ladestock zurück in die Halterung und lud die Pistole.
    Ein Schuss traf den Fockmast und ließ die Takelage erzittern, ein silbern angestrichener Splitter wirbelte in die See, als Jeanne d'Arc - die Galionsfigur - am Bauch getroffen wurde. Das Donnern der Geschütze war so laut, dass Sharpes Trommelfelle schmerzten. Blut war auf dem Hauptdeck, wo eine abprallende Kanonenkugel ein Mannschaftsmitglied getroffen hatte, und die Luft war vom schrillen Kreischen der Kettenkugeln erfüllt, die durch die Takelage peitschten, Taue zerfetzten und Segel durchlöcherten.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte, als das Achterdeck aufgerissen wurde. Sharpe konnte sehen, wie Captain Llewellyn eine Leiche zur Heckreling schleifte. Ein weiterer dumpfer Schlag von unten, ein zweiter, ein dritter, dann gellten schrille Schreie durch das Donnern der feindlichen Geschütze. Die Schiffe des Feindes voraus waren immer noch so nahe zusammen, dass sie wie mit Geschützen gespickte Inseln wirkten. Oder Inseln aus Rauch, durch die Mündungsflammen stießen.
    Etwas barst auf der Steuerbordseite, und Sharpe neigte sich hinüber und sah, dass ein Holzsplitter aus einem schwarz angestrichenen Streifen des Rumpfes ragte. Eine Leiche wurde aus einer Stückpforte über Bord gestoßen. Ein zweiter Toter folgte. Die Innenseiten der Stückpforten waren rot angestrichen und eine Pforte hing nur noch an einer einzelnen Angel, bis ein Mann sie abriss und fallen ließ.
    Drei der Leesegel hingen jetzt von den Rahen, und Chases Seeleute versuchten, sie einzuholen. Ein Kettengeschoss, zwei Eisenstücke, verbunden mit einer kurzen Eisenkette, knallte an den Fockmast nahe des Decks und blieb dort hängen, von der Wucht des Aufschlags tief in das Holz getrieben.
    Die Victory war jetzt nahe bei der Rauchwolke, doch sie schien für Sharpe geradewegs in eine Wand aus Rauch, Flammen und Donnern zu segeln. Die Royal Sovereign, im Rauch verloren und umgeben vom Feind, kämpfte verzweifelt.
    Ein Teil der Reling des Vordecks verschwand plötzlich in Splittern und wirbelnden Holzstücken. Ein Seesoldat brach zusammen, von einem der Splitter in die Lunge getroffen. »Hodgkinson! Bringt ihn nach unten!«, brüllte Armstrong.
    Einem anderen Seesoldaten war durch einen Splitter ein Arm aufgerissen worden, doch obwohl sein Ärmel blutgetränkt war und Blut von seinem Handgelenk tropfte, weigerte er sich zu gehen. »Ist nur ein Kratzer, Sergeant.«
    »Beweg deine Finger, Junge!« Der Mann wackelte gehorsam mit den Fingern. »Du kannst einen Abzug betätigen«, sagte Armstrong. »Aber binde den Arm ab! Du hast in den nächsten paar Minuten nichts zu tun, also binde den Arm ab! Ich will nicht, dass du mit deinem Blut das schöne, saubere Deck versaust.«
    Ein Reißen und Bersten ließ Sharpe aufblicken. Er sah, dass der höchste und schlankste Teil des Großmastes fiel und ein Gewirr des Takelwerks und das Bramsegel mitriss. Schwere Holzstücke krachten aufs Deck. Auf einigen Schiffen war ein Netz über das Achterdeck gespannt, um von solchen niedergehenden Spieren geschützt zu sein, doch Chase mochte diese Netze nicht, denn, so hatte er erklärt, sie schützten die Offiziere auf dem Achterdeck, während die Männer auf dem Haupt- und Vordeck ungeschützt blieben. »Wir müssen alle die gleichen Risiken tragen«, hatte Chase Haskell gesagt, als der Leutnant das Netz vorgeschlagen hatte.
    Sharpe meinte, dass die Offiziere auf dem Achterdeck mehr Risiko trugen als die meisten, denn sie waren vom Feind durch ihre ungeschützte Position und ihre goldverzierten Uniformen deutlich zu erkennen. Dennoch sagte sich Sharpe, dass sie mehr Sold bekamen, also auch mehr riskieren mussten. Ein Stagsegeltau riss, das Segel fiel herab und hing über Bord in die See, bis einige Seeleute es einholten und ein neues Tau anbrachten. Ein, zwei, drei weitere Schläge gegen den Rumpf, die die Pucelle erzittern ließen. Sharpe fragte sich, wie der Feind in dem dichten Pulverrauch, der ihn umhüllte, überhaupt etwas sehen und seine

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