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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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über das Feld preschte und die Artillerie das Schlachtfeld beschoss. Diese Seeschlacht fand in lethargischem Tempo statt, und es gab einen sonderbaren Kontrast zwischen der stattlichen, bedächtigen Schönheit der vollgetakelten Schiffe und dem Lärm ihrer Geschütze. Sie segelten so anmutig in ihren Tod, mit der beeindruckenden Schönheit ihrer Masten und gesetzten Segeln über farbigen Rümpfen. Sie krochen auf den Tod zu. Die Leviathan und die Neptune hatten jetzt in die Schlacht eingegriffen, stießen südlich der Victory durch die feindliche Linie.
    Eine Kugel riss eine Furche durch das Vordeck der Pucelle, eine andere streifte den Besanmast und erschütterte ihn, eine dritte flog über das gesamte Hauptdeck vom Bug bis zum Heck und berührte wie durch ein Wunder nichts auf ihrem Weg. Die Männer kauerten immer noch geduckt zwischen den Geschützen. Chase stand am Besanmast, die Hände hinter dem Rücken. Die Pucelle war drei Schiffslängen von der feindlichen Linie entfernt, und Chase wählte die Stelle, an der er hindurchsegeln wollte. Schreie gellten vom unteren Deck, als eine Kanonenkugel vom Großmast abprallte und ein hockendes Mitglied der Geschützcrew streifte.
    Etwas summte an Sharpes Ohr vorbei, und er dachte, es sei ein Insekt, doch dann sah er einen kleinen Splitter aus den Decksplanken fliegen und wusste, dass aus der Takelage des Schiffs voraus Musketenfeuer kam. Er zwang sich, still stehen zu bleiben.
    Das spanische Schiff war in eine Rauchwolke geraten, und an seiner Stelle segelte jetzt ein Franzose und dicht dahinter ein anderes Schiff. Sharpe wusste nicht, ob es ein Spanier oder Franzose war, denn die Flagge wurde durch die Masse der unbeschädigten Segel verdeckt. Die Segel sahen schmutzig aus. Das Schiff hatte zwei Decks und war kleiner als die Pucelle, seine Galionsfigur zeigte einen Mönch, der in der erhobenen Hand ein Kreuz hielt. Vermutlich ein Spanier. Sharpe hielt Ausschau nach der Revenant, konnte sie jedoch nicht entdecken.
    Chase segelte die Pucelle in die schrumpfende Lücke zwischen dem kleineren Spanier und dem Franzosen davor, während der Spanier versuchte, der Pucelle den Weg abzuschneiden. Das kleinere Schiff legte sich quer vor ihren Bug, und es war so nahe bei dem Franzosen, dass sein Klüverbaum fast den französischen Besan berührte. Französische Geschütze schossen Kanonenkugeln gegen den Rumpf der Pucelle. Musketenkugeln prasselten gegen die Segel. Vor der Takelage des Franzosen wallte Pulverrauch, und ihr Rumpf war davon umhüllt.
    Chase schätzte die Lücke ab. Er konnte abdrehen und es mit dem französischen Schiff Breitseite an Breitseite aufnehmen, doch seine Befehle lauteten, die Linie zu passieren. Die Lücke verengte sich gefährlich. Wenn er sich verschätzte und wenn der Spanier sich erfolgreich vor den Bug der Pucelle legte, dann würden die Dons sein Bugspriet packen, es an ihr eigenes Schiff zurren und ihn dort halten, während sie ihn beharkten und sein Schiff zertrümmerten.
    Haskell erkannte die Gefahr und blickte mit erhobenen Augenbrauen fragend zu Chase. Eine Musketenkugel schlug ins Deck zwischen ihnen, dann zersplitterte eine Kanonenkugel den Rand des Achterdecks gerade oberhalb von Chase, bevor sie die Flaggentruhen vor der Heckreling traf, sodass die Pucelle plötzlich einen leuchtenden Schwanz bunter Flaggen hinter sich her zog. Eine Musketenkugel schlug ins Steuerrad, eine andere zersplitterte die Laterne des Kompasshauses.
    Chase starrte auf die schrumpfende Lücke und war versucht, am Heck des Spaniers vorbeizusegeln, doch dann entschied er sich dagegen. Er würde verdammt sein, wenn er sich von dem Spanier sein Handeln vorschreiben lassen würde.
    »Kurs beibehalten!«, befahl er dem Steuermann. »Kurs beibehalten!« Er würde eher den Bugspriet des Spaniers rammen, bevor er nachgab. »Die Geschütz-Mannschaften aufstehen lassen, Mister Haskell!«, sagte Chase.
    Haskell rief aufs Hauptdeck hinab: »Aufstehen! Aufstehen! An die Geschütze treten!«
    Die Offiziere wiederholten den Befehl zum unteren Deck. »Aufstehen! Aufstehen!« Männer versammelten sich um ihre Geschütze, spähten durch die offenen Stückpforten und betrachteten die gezackten Löcher, die bereits in die doppelten Eichenplanken des Rumpfs geschossen worden waren. Die Kanonen wurden schussbereit gemacht, und die Kanoniere kauerten sich an ihre Seiten und hielten die Abzugsleinen bereit.
    Ein Seesoldat fluchte und taumelte, als eine Musketenkugel durch seine Schulter

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