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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hinab in seinen Bauch schlug. »Lauf selbst zum Arzt«, sagte Armstrong, »und mach kein Theater.« Er starrte hinauf zum Besanmast des Franzosen, wo eine Gruppe Musketenschützen auf die Pucelle feuerte. »Zeit, um diesen Bastarden einige Manieren zu lehren«, grollte er. Der Bugspriet der Pucelle schob sich zwischen die beiden Schiffe. Die Kanoniere unter dem Deck konnten den Feind nicht sehen, doch sie wussten, dass sie dem Rauch der feindlichen Geschütze nahe waren, der wie Nebel über der See lag und jetzt noch dichter wurde, weil der Feind wieder feuerte. Doch jetzt war die Pucelle so nahe, dass der Feind auf die Schiffe hinter ihr schoss.
    »Stoßt durch!«, rief Chase. »Stoßt durch!«
    Denn jetzt war der glorreiche Moment der Rache gekommen. Wenn die Pucelle sich durch die Lücke zwingen konnte, dann würde sie ihre Breitseiten auf ungeschützte Bugs und Hecks des Feindes schießen können. Dann würde sie, nachdem sie so lange so viel hatte einstecken müssen, zwei Schiffe gleichzeitig beharken, Knochen und Holz mit ihrem eigenen Bleifeuer zerschmettern.
    »Zeigt es ihnen!«, rief Chase.
    Lasst diese Bastarde bluten, dachte er rachsüchtig. Lasst es die Bastarde bereuen, dass sie jemals geboren worden sind. Bestraft sie in einer feurigen Hölle für den Schaden, den sie bereits an meinem Schiff angerichtet haben.
    Es gab ein Reißen und Bersten, als der Bugspriet der Pucelle mit dem spanischen Bugspriet aneinandergeriet, doch dann brach der Klüverbaum der Spanier ab, die Pucelle war in der Lücke, und die ersten Geschütze konnten loslegen.
    »Nun tötet sie!«, brüllte Chase. Erleichterung durchflutete ihn, weil er endlich zurückschlagen konnte. »Tötet sie!«
 
    Lord William Hale hatte sich geweigert, seiner Frau zu erlauben, dass ihr Mädchen bei ihr Unterschlupf finden durfte. Er hatte dem Mädchen befohlen, sie solle sich einen Platz weiter vorn im Laderaum suchen. »Es ist schon schlimm genug«, sagte er zu seiner Frau, »dass wir gezwungen sind, uns an diesem Platz zu verstecken, aber es geht wirklich nicht, dass wir ihn auch noch mit Bediensteten teilen.«
    Ihr Platz befand sich in der hintersten Ecke des Laderaums, wo der Rumpf das Ruder trug. Seine vordere Seite wurde durch die Regale gebildet, in denen das Gepäck der Offiziere lagerte und wo Malachi Braithwaite an seinem Todestag die Aktennotiz gesucht hatte, und die Wände wurden von den steil abfallenden Seiten des Schiffs gebildet. Obwohl Captain Chase befohlen hatte, hier ein Stück altes Segeltuch auszulegen, damit es wenigstens einen bescheidenen Komfort gab, waren Lord William und Lady Grace gezwungen, sich unter die kleine Luke zu setzen, die zur Kadettenmesse auf dem Orlopdeck darüber führte. In der Kadettenmesse wurden normalerweise die Steinschlösser der Kanonen gelagert, und die kleinen Waffen des Schiffes konnten dort repariert werden. Die Kadettenmesse stand jetzt leer. Der Schiffsarzt konnte sie als Raum nutzen, in den er die Toten schob.
    Lord William hatte auf zwei Laternen bestanden, die von rostigen Haken an der Decke hingen. Er zog seine Pistole und legte sie auf seinen Schoß, benutzte sie als improvisierte Stütze für ein Buch, das er aus seiner Rocktasche zog. »Ich lese die Odyssee«, sagte er zu seiner Frau. »Ich dachte mir, ich sollte auf dieser Reise die Muße haben, um mehr zu lesen, aber die Zeit ist wahnsinnig schnell vergangen, und die Muße ist auf der Strecke geblieben. Ist es bei dir auch so gewesen?«
    »So ungefähr«, sagte sie dumpf. Das Krachen der Geschütze war sehr gedämpft unter der Wasserlinie.
    »Aber es hat mich erfreut«, fuhr Lord William fort, »in den paar Momenten, denen ich mich Homer widmen konnte, festzustellen, das mein Griechisch noch so gut wie immer ist. Ich hatte nur ein paar Wörter vergessen, doch der junge Braithwaite rief sie mir in Erinnerung zurück. Er war nicht besonders von Nutzen, dieser Braithwaite, aber sein Griechisch war ausgezeichnet.«
    »Er war ein abscheulicher Mann«, sagte Lady Grace.
    »Mir war gar nicht klar, dass du ihn überhaupt bemerkt hast«, sagte Lord William und verschob das Buch so, dass der Laternenschein auf die Seite fiel. Er fuhr mit dem Finger unter den Zeilen entlang und formte unhörbar die Worte mit den Lippen.
    Lady Grace lauschte den Geschützen. Dann zuckte sie zusammen, als ein Geschoss die Pucelle traf und sie erbeben ließ. Lord William hob nur kurz eine Augenbraue und las weiter. Weitere Schüsse krachten, gedämpft durch die

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