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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Mast. Der Rauch der Volley Gun erfüllte die Luft, aber keine Schüsse fielen mehr vom französischen Großmars. Sharpe schwang die leer geschossene Waffe über die Schulter, erhob sich und kletterte wieder hinab. Er warf die Volley Gun hin, hob eine Muskete auf und ging zur Backbordreling.
    Ein Dutzend Seesoldaten war noch kampffähig. Die anderen waren tot oder verwundet. Sergeant Armstrong, sein Gesicht blutete und seine Hose war tiefrot von einer Kugelwunde, hockte mit dem Rücken am Fockmast. Er hielt eine Muskete an der Schulter, und obwohl sein rechtes Auge fast geschlossen und blutig war, tat er sein Bestes, um zu zielen und zu schießen.
    »Sie sollten nach unten gehen, Sergeant!«, rief Sharpe.
    Armstrong sagte ziemlich unfein, was er von diesem Rat hielt, und zog eine Patrone aus seiner Patronentasche.
    Eine Kugel hatte Clouters Rücken gestreift und eine blutige Strieme wie von einem Peitschenhieb hinterlassen, doch der große Mann schenkte ihr keine Beachtung. Er lud weiter das Geschütz, obwohl die Pucelle jetzt jenseits der Redoutable und der Franzose außer Clouters Reichweite war.
    Captain Chase lebte noch. Connors, der Signal-Offizier, hatte durch eine Kanonenkugel seinen rechten Unterarm verloren und war unten im Verbandsplatz, und Pearson, ein Midshipman, zweimal an der Prüfung zum Leutnant gescheitert, war durch Musketenfeuer getötet worden. Der Leutnant der Seesoldaten war mit einem Bauchschuss nach unten getragen worden und gestorben. Ein Dutzend Kanoniere war tot, und zwei Seesoldaten waren über Bord geworfen worden, doch Chase fand, dass die Pucelle trotzdem Glück gehabt hatte. Sie hatte die Redoutable vernichtet, gerade zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Victory hatte entern wollen, und Chase war es zum Jubeln, als er zurückblickte und den schrecklichen Schaden betrachtete, den seine Geschütze angerichtet hatten. Bei Gott, sie hatten sie filetiert! Chase hatte mit dem Gedanken gespielt, sich längsseits der Redoutable zu legen und sie zu entern, doch sie war bereits an der Victory festgezurrt, und zweifellos wollte die Mannschaft des Flaggschiffs ihre Kapitulation entgegennehmen.
    Dann sah Chase voraus die französische Neptune und rief dem Steuermann zu, sie anzusteuern. »Sie gehört uns!«, sagte er zu Haskell.
    Der Erste Leutnant blutete von einer Kugelwunde am linken Arm, doch er weigerte sich, sie behandeln zu lassen. Der Arm hing nutzlos herab, doch Haskell behauptete, keine Schmerzen zu haben und außerdem sei er Rechtshänder. Blut tropfte von seinen Fingern.
    »Lassen Sie den Arm wenigstens verbinden«, sagte Chase und starrte auf die Neptune, die trotz des Verlustes ihres Besanmastes in überraschendem Tempo segelte. Sie musste den westlichen Rand des Gewimmels umrundet haben, während die Pucelle zu seinem östlichen gesegelt war, und jetzt sah es aus, als versuche der Franzose, der Schlacht zu entkommen.
    »Ich bin sicher, dass Pickering ziemlich beschäftigt und froh ist, wenn er nicht von angekratzten Leutnants aufgehalten wird«, sagte Haskell gereizt.
    Chase band seine seidene Halsbinde ab und winkte Midshipman Collier. »Binden Sie das um Leutnant Haskells Arm«, befahl er Collier, dann wandte er sich an den Steuermann. »Steuerbord, John«, sagte er und wies hin. Die Neptune drohte den Bug der Pucelle zu kreuzen, und das wollte Chase vermeiden, doch er nahm an, dass er genug Tempo hatte, um den Franzosen einzuholen und Mündung an Mündung mit ihm zu kämpfen, denn sie hatte vierundachtzig Geschütze und er nur vierundsiebzig. Sein Sieg würde also umso bemerkenswerter sein.
    Dann brach die Katastrophe herein.
    Die Pucelle war an der Victory und Redoutable vorbei, und eine dichte Rauchwolke trieb hinter ihr, und daraus erschien der Bug eines unbeschädigten Schiffs. Seine Galionsfigur zeigte ein gespenstisches Skelett, in einer Hand eine Sense, in der anderen eine französische Trikolore, und sie kreuzte hinter der Pucelle, keine Pistolenschussweite entfernt, und ihre Backbordbreitseite lag dem Heck der Pucelle gegenüber.
    »Hart steuerbord!«, rief Chase dem Steuermann zu, der bereits am Steuerrad drehte, um der Neptune die Backbordbreitseite zu zeigen, doch da feuerte der Feind bereits, und der erste Schuss traf das Steuerreep, sodass sich das Steuerrad nutzlos in den Händen des Steuermanns drehte. Das Ruder, nicht länger angespannt durch die Seile, zentrierte sich. Und die Pucelle schwang nach backbord zurück und entblößte ihr Heck den feindlichen Geschützen.

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