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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Vordeck war voller Männer, bewaffnet mit Entermessern und Enterhaken, doch die verbliebene Steuerbord-Karronade auf Chases Achterdeck fegte sie hinweg. John Hopper, der Bootsmann von Chases Barkassenmannschaft, hatte das Kommando über dieses Geschütz.
    Chase durchschlug ein letztes Tau des Besan mit einer Axt und ließ einen Maat die Schweinerei vom Achterdeck räumen. Die Steuerbordgeschütze der Pucelle feuerten jetzt richtig, ihre Mannschaften waren verstärkt, und der Beschuss riss Löcher in die Seite der Revenant, doch dann waren die ersten der französischen Geschütze neu geladen, und Chase beobachtete, wie ihre geschwärzten Rohre in den Stückpforten auftauchten. Rauch wallte. Er sah die Segel der Revenant beim Donnern ihrer Geschütze erzittern, spürte, wie sein eigenes Schiff erbebte, als die Kugeln trafen, und sah den jungen Collier an der Steuerbordreling stehen und auf den sich nähernden Feind starren.
    »Was tun Sie hier, Mister Collier?«, fragte Chase.
    »Meine Pflicht, Sir.«
    »Ich hatte Ihnen gesagt, Sie sollen die Uhr im Heck im Auge behalten, nicht wahr?«
    »Da ist keine Uhr mehr, Sir, nur noch ein zerbeultes Ziffernblatt.«
    »Dann gehen Sie runter zum Orlopdeck, Mister Collier. Stören Sie nicht den Arzt, aber in seinem Krankenrevier befindet sich ein Netz Orangen, ein Geschenk von Admiral Nelson. Bringen Sie es rauf für die Geschützcrews.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Chase blickte zurück und sah die Victory. Signalflaggen flatterten von ihrer Takelage, und Chase brauchte keinen Signal-Offizier, um zu verstehen, was die Flaggen bedeuteten. »Den Feind angreifen!« Nun, er war im Begriff, das zu tun. Er wollte ein fast unbeschädigtes feindliches Schiff angreifen, und sein eigenes war stark beschädigt, aber bei Gott, er würde Nelson stolz machen. Chase fühlte sich nicht verantwortlich dafür, dass er mit Feuer bestrichen worden war. In dieser Seeschlacht, bei einem wilden Gewimmel von Schiffen im Pulverrauch, wäre es ein Wunder, wenn ein Schiff ungeschoren blieb, und er war stolz darauf, dass seine Männer das Schiff gedreht hatten, bevor die Revenant ihre gesamte Breitseite ins Heck der Pucelle hatte leeren können. Sie war immer noch fähig zu kämpfen.
    Jenseits der Victory, jenseits des Rauchs, der um sie wallte, jenseits der kämpfenden Schiffe, einige entmastet, konnte er die unbeschädigten Takelagen der britischen Schiffe sehen, die den hintersten Teil jedes Geschwaders bildeten, und diese Schiffe, noch nicht in Kampfhandlungen gebunden, griffen gerade erst in die Schlacht ein. Die Santisima Trinidad, die beide Flotten wie ein Koloss überragte, wurde von kleineren Schiffen beschossen, und man wurde an einen Bullen erinnert, der von Terriern angefallen wurde. Die französische Neptune war verschwunden, und die Pucelle wurde allein von der Revenant bedroht. Sie war irgendwie dem schlimmsten Kampfgeschehen entkommen, und Montmorin, so gut wie jeder Kapitän in der französischen Marine, war entschlossen, einige Lorbeeren dieses Tages einzuheimsen.
    Zwei Seeleute schleiften die durchnässte weiße Flagge der Pucelle aufs Achterdeck. »Hisst sie an der Großroyalrah, Backbordseite«, befahl Chase. Sie würde dort seltsam aussehen, aber, bei Gott, er würde sie flattern lassen, um zu zeigen, dass die Pucelle unbesiegt war.
    Musketenkugeln begannen ins Deck zu schlagen. Montmorin hatte fünfzig oder sechzig Männer in der Takelage, und sie würden jetzt versuchen, der Pucelle so zuzusetzen wie die Redoutable der Victory. Er würde die Decks der Pucelle leer fegen, und Chase wünschte verzweifelt, sich in die Deckung des beschädigten Achterdecks zurückziehen zu können, doch sein Platz war hier, in voller Sicht, und so verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und gab sich gelassen, als er auf dem Deck auf und ab ging. Er widerstand der Versuchung, die gesamte Länge des Decks zurückzulegen, um in relative Sicherheit zu gelangen, und zwang sich, gebannt auf die Trümmer des Kompasshauses und seinen Kompass zu starren. Eine Musketenkugel schlug zu seinen Füßen ins Deck. Er sollte einen Leutnant von unten kommen lassen, um Haskell zu ersetzen, doch er entschied sich dagegen. Wenn er fiel, wussten seine Männer, was sie zu tun hatten. Nur kämpfen. Das war alles, was ihnen übrig blieb. Nur kämpfen, und Chases Tod oder Leben würde wenig Unterschied beim Ausgang des Kampfes machen, wohingegen die Leutnants mit ihrer Kommandogewalt über die Geschütze etwas Nützliches

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