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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wurden in Zehnergruppen geteilt, und die Männer jeder Gruppe wechselten sich ab, um einen großen Kessel burgoo aus der Kombüse auf dem Vordeck zu holen. Das burgoo war eine Mischung aus Haferschleim und Streifen von Rindfleisch, die in der Nacht auf dem Kombüsenofen gesiedet hatten. Das Mittagessen war ein anderer burgoo, enthielt jedoch diesmal größere Fleischstreifen oder faserige Stücke aus Trockenfisch im klumpigen Hafermehl. An Sonntagen gab es Salzfisch und steinharte Brötchen, die mit Getreidekäfern durchsetzt waren, die herausgeklopft werden mussten. Die Brötchen mussten endlos gekaut werden, als zerstampfe man einen Backstein. Tee wurde um vier serviert, jedoch nur für die Passagiere, die in den Achterkajüten des Schiffes reisten, während die Passagiere im Zwischendeck auf das Abendessen warten mussten, das wiederum aus getrocknetem Fisch, Brötchen und einem Hartkäse bestand, in den rote Würmer Miniatur-Tunnel gegraben hatten.
    »Von Menschen sollte man nicht erwarten, dass sie solche Dinge essen«, sagte Malachi Braithwaite schaudernd bei einem besonders teuflischen Abendessen. Er hatte sich zu Sharpe auf das Hauptdeck gesellt, um die rotgoldene Pracht des Sonnenuntergangs zu betrachten.
    »Sie haben sie doch auch auf der Hinreise gegessen, oder?«, fragte Sharpe.
    »Ich reiste als Privatsekretär eines Londoner Händlers ein«, sagte Braithwaite stolz, »und er quartierte mich in der großen Kajüte ein und verpflegte mich auf seine eigenen Kosten. Das habe ich seiner Lordschaft gesagt, aber er weigert sich, die Kosten zu übernehmen.« Er klang gekränkt.
    Braithwaite war ein stolzer, aber armer Mann und sehr empfindlich gegen Beleidigungen seines Selbstbewusstseins. Er verbrachte seine Nachmittage in der Kapitänskajüte, wo Lord William einen Bericht für den Kontrollausschuss zusammenstellte. Der Bericht sollte die zukünftige Regierungsform Indiens empfehlen.
    Die Arbeit machte Braithwaite Freude, doch an jedem späten Nachmittag wurde er zum Unterdeck weggeschickt, und er schämte sich, im Zwischendeck reisen zu müssen. Er hasste es, ein Mitglied der Geschützmannschaften zu sein, und es widerte ihn an, die Essenskübel aus der Kombüse zu holen, denn er glaubte, diese Aufgabe stelle ihn auf die Stufe eines niedrigen Dieners, nicht besser als Lord Williams Lakai oder Lady Graces Dienstmädchen. »Ich bin ein Sekretär«, beschwerte er sich einmal bei Sharpe. »Ich habe Oxford besucht!«
    »Wie sind Sie eigentlich Lord Williams Privatsekretär geworden?«, fragte Sharpe ihn jetzt.
    Braithwaite dachte über die Frage nach, als würde er eine Falle dahinter vermuten. Schließlich hielt er es für sicher, darauf zu antworten. »Sein ursprünglicher Sekretär starb in Kalkutta. An einem Schlangenbiss, glaube ich, und Seine Lordschaft war so freundlich, mir die Stelle anzubieten.«
    »Und jetzt bedauern Sie, dass Sie das Angebot angenommen haben?«
    »Nein, das bedaure ich nicht«, sagte Braithwaite heftig. »Seine Lordschaft ist ein prominenter Mann. Er ist vertraut mit dem Premierminister.«
    »Sein Bericht geht nicht nur an den Kontrollausschuss, sondern direkt an den Premier persönlich! Vieles hängt von den Erkenntnissen und Schlüssen Seiner Lordschaft ab. Vielleicht sogar ein Kabinettsposten. Seine Lordschaft könnte in ein oder zwei Jahren gut Außenminister werden. Und was würde das dann aus mir machen?«
    »Einen überarbeiteten Sekretär«, sagte Sharpe.
    »Aber ich werde Einfluss haben«, sagte Braithwaite ernst, »und Seine Lordschaft wird eines der größten Häuser von London führen. Seine Gattin wird über einen Salon des Geistes und Einflusses präsidieren.«
    »Wenn Sie jemals mit jemandem reden wird«, bemerkte Sharpe trocken. »Sie sagt kein Wort zu mir.«
    »Natürlich tut sie das nicht, denn sie ist nur an gepflegter Unterhaltung in höchsten Kreisen gewöhnt.« Der Sekretär blickte zum Achterdeck, doch wenn er gehofft hatte, Lady Grace zu sehen, wurde er enttäuscht. »Sie ist ein Engel, Sharpe«, platzte er heraus. »Eine der besten Frauen, die ich je das Privileg hatte, kennen zu lernen. Und sie hat Verstand! Ich habe in Oxford promoviert, Mister Sharpe, aber ich kann ihr bei ihren Kenntnissen nicht das Wasser reichen.«
    »Wie auch immer, sie sieht jedenfalls ganz annehmbar aus«, sagte Sharpe, um Braithwaite zu weiterer Schwärmerei zu provozieren.
    Es klappte. »Ganz annehmbar?«, fragte Braithwaite sarkastisch. »Sie ist eine Schönheit, Mister Sharpe, die

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