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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Quintessenz von weiblicher Tugend, Aussehen und Intelligenz.«
    Sharpe lachte. »Sie sind in sie verknallt, Braithwaite.«
    Der Sekretär bedachte Sharpe mit vernichtendem Blick. »Wenn Sie kein Soldat mit dem Ruf eines wilden Draufgängers wären, würde ich diese Äußerung für unverschämt halten.«
    »Ich mag ein wilder Draufgänger sein«, sagte Sharpe und rieb Salz in den verletzten Stolz des Sekretärs. »Aber ich bin derjenige, mit dem sie gestern zu Abend gegessen hat.«
    Dennoch hatte Lady Grace in der Kapitänskajüte, wo das Essen kaum besser war als der Fraß im Zwischendeck, kein Wort mit ihm gesprochen, anscheinend nicht einmal seine Anwesenheit bemerkt. Für die wohlhabenden Gäste waren die toten Ziegen gekocht und mit einer Essigsoße serviert worden, außerdem Erbsen mit Schweinefleisch, Captain Cromwells Lieblingsgericht. Die Erbsen waren getrocknet und von der Konsistenz von Musketenkugeln gewesen, und das Fleisch war zu stark gesalzen und hatte an altes Leder erinnert.
    An den meisten Abenden gab es eine Süßspeise aus Mehl, Talg und Brotkrumen, dann Portwein oder Brandy, Kaffee, Zigarren und Whist. Eier und Kaffee wurden zum Frühstück serviert, ein Luxus, den es nie im Zwischendeck gab.
    An den Abenden, wenn er im Zwischendeck aß, ging er danach an Deck und beobachtete, wie die Matrosen zur Musik der vierköpfigen Kapelle von zwei Violinisten, einem Flötisten und einem Trommler tanzten.
    Eines Nachts gab es einen heftigen Wolkenbruch, und der Regen prasselte gegen die Segel. Sharpe lehnte sich mit nacktem Oberkörper zurück und trank mit weit geöffnetem Mund das klare Regenwasser. Doch die Regenflut, die auf das Schiff niederging, schien ihren Weg zu den unteren Decks zu finden, deren Geruch immer widerlicher wurde. Alles schien zu verrotten, rostete vor sich hin und bekam Schimmelpilz.
    An Sonntagen hielt der Zahlmeister Gottesdienst ab, und die Kapelle spielte, während die Passagiere - die reicheren auf dem Achterdeck, die weniger privilegierten auf dem Hauptdeck - »Dank sei Gott in der Höhe zu dieser Morgenstund ...« sangen.
    Major Dalton sang inbrünstig und schlug den Takt mit der Hand. Pohlmann schienen die Gottesdienste zu amüsieren, während Lord William und seine Frau gegen die Anweisung des Kapitäns verstießen und sich nicht daran beteiligten.
    Wenn das Kirchenlied vorbei war, sprach der Zahlmeister ein tonloses Gebet, das Sharpe und diejenigen Passagiere, die zuhörten, alarmierend fanden. »Oh, Allmächtiger im Himmel, der Du alles auf Erden lenkst, wir bitten Dich aus den Tiefen dieses Leids und der Todesangst, uns zu erhören und zu retten, Herr, denn sonst werden wir zugrunde gehen.«
    Doch sie gingen nicht zugrunde, und die See und die Meilen zogen sich scheinbar endlos dahin, unberührt von irgendeinem Fleck Land oder einem feindlichen Schiff.
    Am Mittag maßen die Offiziere den Sonnenstand über der Kimm mit ihren Sextanten, dann eilten sie in Captain Cromwells Kabine, um ihre Berechnungen auszuarbeiten, doch in der Mitte der dritten Woche war der Himmel so stark von Wolken bedeckt, dass keine Berechnungen nach dem Sonnenstand möglich waren. Jemand hörte Captain Cromwell bemerken, dass die Calliope in einen Sturm geraten könne.
    Die Windstärke stieg langsam, aber stetig. Die Passagiere auf dem geneigten Deck gerieten ins Taumeln und mussten ihre Hüte festhalten. Viele derjenigen, die am Anfang ihre Seekrankheit überwunden hatten, mussten sich von Neuem übergeben, und die Gischt, die sich am Bug brach, klatschte über Deck. Spät am Nachmittag begann es so stark zu regnen, dass graue Schleier alles außer den nächsten Schiffen des Konvois verbargen.
    Sharpe wurde von Neuem als Pohlmanns Gast zum Abendessen eingeladen, und als er nach unten ging, um sein letztes dreckiges Hemd zu wechseln und seinen Rock anzuziehen, der von einem Matrosen an den Säumen genäht und auch gebügelt worden war, fand er das untere Zwischendeck voller Wasser und Erbrochenem. Kinder schrien, ein angebundener Hund kläffte.
    Braithwaite hing über einem Geschütz und übergab sich. Jedes Mal, wenn sich das Schiff senkte, drang Wasser durch die verschlossenen Stückpforten und rann über das Deck, und wenn es den Bug in die See tauchte, kam eine wahre Flut durch die Ankerklüsen und rollte über die durchnässten Planken.
    Als Sharpe wieder zu den Resten des Tageslichts hinaufkletterte, stürzte Wasser den Niedergang herab. Er torkelte durch die Tür des Achterdecks, wo er auf dem

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