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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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genau von Lady Grace willst«, sagte Sharpe ruhig.
    »Ich habe alles aufgeschrieben, Sharpe.«
    »Was hast du aufgeschrieben, Oxford-Mann?« Sharpe hielt Braithwaites Arme eisern fest.
    »Alles! Über Sie und Lady Grace. Ich habe den Brief zwischen Lord Williams Papieren gelassen und Anweisung gegeben, dass er geöffnet werden soll, wenn mir etwas zustoßen sollte.«
    »Das glaube ich dir nicht, Oxford-Mann.«
    Braithwaite bäumte sich plötzlich auf und versuchte, seine Arme aus Sharpes Griff zu befreien. »Ich bin kein Dummkopf, Sharpe. Meinen Sie, ich hätte keine Vorsichtsmaßnahmen ergriffen? Natürlich habe ich einen Brief hinterlegt.« Er legte schnaufend eine Pause ein. »Lassen Sie mich los«, fuhr er dann fort, »und wir können über alles reden.«
    »Und wenn ich loslasse«, sagte Sharpe, hielt Braithwaites Arme jedoch weiterhin fest, »werden Sie den Brief von Lord William holen?«
    »Selbstverständlich werde ich das tun. Ich verspreche es.«
    »Und Sie werden sich bei Lady Grace entschuldigen? Ihr sagen, dass Sie sich mit Ihren Verdächtigungen geirrt haben?«
    »Natürlich werde ich das tun. Bereitwillig! Freudig!«
    »Aber Sie haben sich nicht geirrt, Oxford-Mann«, sagte Sharpe und neigte sich dicht an Braithwaites Kopf. »Sie und ich sind Geliebte. Nackt und verschwitzt in der Dunkelheit, Oxford-Mann. Jetzt kennen Sie mein Geheimnis, und ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie überhaupt gehen lassen kann. Ich weiß nicht, wie die verdammten jettis es geschafft haben, aber ich habe genau zugesehen, wie sie ohne Waffen getötet haben ...«
    Bald darauf regte sich der Sekretär nicht mehr. Sharpe tastete über den Boden, bis er die Pistole entdeckte. Er steckte sie ein, dann bückte er sich, hob die Leiche auf seine Schulter und schleppte sie schwankend davon. Vor der Leiter legte er sie ab, kletterte hinauf und stemmte die Luke auf, sehr zum Erstaunen eines Seemanns, der vorüberging. Sharpe nickte dem Mann grüßend zu, stieg durch die Luke hinaus und schloss sie über der Leiche und den Ratten und der Dunkelheit. Die Pistole warf er unbemerkt aus dem Fenster seiner Kabine.
    Zum Abendessen gab es Salzfleisch, Erbsen und Brötchen. Sharpe aß mit Appetit.
 
    Captain Chase nahm an, dass die Revenant, wenn sie es tatsächlich gewesen war, die man an der Kimm erspäht hatte, die Royalsegel der Pucelle am Vortag trotz der Wolkenbank gesehen hatte und in der Nacht westwärts abgedreht hatte. »Das wird sie verlangsamen«, sagte er und zeigte wieder etwas von seinem Optimismus. Der Wind stand günstig. Sie waren jetzt weit genug von der Küste entfernt und hatten zwar den Vorteil der Strömung verloren, doch jetzt waren sie in den Breiten, wo die Südost-Passatwinde bliesen. »Der Wind kann nur stärker werden«, sagte Chase. »Und das Barometer steigt, was gut ist.«
    Fliegende Fische prallten gegen den Rumpf der Pucelle. Die schlechte Stimmung, die den ganzen Morgen auf dem Schiff geherrscht hatte, verschwand unter der warmen Sonne und dem erneuten Optimismus des Kapitäns. »Wir wissen jetzt, dass sie nicht schneller ist als wir«, sagte Chase, »und wir sind von jetzt auf dem kürzeren Kurs nach Cadiz.«
    »Wie weit ist es noch bis dorthin?«, fragte Sharpe. Er schöpfte frische Luft auf dem Achterdeck, nachdem er das Dinner mit Chase geteilt hatte.
    »Noch einen Monat«, sagte Chase, »aber wir sind noch nicht aus den Schwierigkeiten heraus. Bis zum Äquator sollte es gut gehen, doch danach könnten wir in eine Flaute geraten.« Er trommelte mit den Fingern auf die Reling. »Aber mit Gottes Hilfe schnappen wir sie vorher.«
    »Haben Sie meinen Sekretär gesehen, Chase?«, unterbrach Lord William, der an Deck erschienen war, die Unterhaltung.
    »Nein, leider nicht«, antwortete Chase.
    »Ich brauche ihn«, sagte Lord William gereizt.
    Lord William hatte Chase überredet, ihm zu erlauben, seine Speisekabine als Büro zu benutzen. Es hatte Chase widerstrebt, den Raum mit dem großen Tisch abzutreten, doch er hatte sich gesagt, dass es besser sei, Lord William bei Laune zu halten, anstatt ihn mürrisch auf dem Schiff herumlaufen zu lassen.
    Chase wandte sich an Leutnant Holderby. »Hat der Sekretär Seiner Lordschaft das Dinner vielleicht in der Offiziersmesse eingenommen?«
    »Nein, Sir«, sagte Holderby. »Ich habe ihn seit dem Frühstück nicht mehr gesehen.«
    »Haben Sie ihn gesehen, Sharpe?«, fragte Seine Lordschaft kühl. Er sprach nicht gern mit Sharpe, ließ sich jedoch dazu herab, die Frage zu

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