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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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stellen.
    »Nein, Mylord.«
    »Ich habe ihn gebeten, eine Aktennotiz über unsere Vereinbarung mit Holkar zu holen. Zum Teufel, ich brauche sie!«
    »Vielleicht sucht er noch danach«, meinte Chase.
    »Oder er ist vielleicht seekrank, Mylord«, fügte Sharpe hinzu. »Der Wind hat aufgefrischt.«
    »Ich habe in seine Kabine geschaut, aber er war nicht da«, sagte Lord William.
    »Mister Collier!«, rief Chase den Midshipman, der auf dem Hauptdeck auf und ab ging. »Es geht um Mister Braithwaite. Der große, traurige Typ, der sich in Schwarz kleidet. Schauen Sie unter den Decks nach ihm, ja? Sagen Sie ihm, dass er in meiner Speisekabine erwartet wird.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte Collier und machte sich auf die Suche.
    Lady Grace, begleitet von ihrem Dienstmädchen, schritt auf Deck und blieb in einiger Entfernung von Sharpe stehen. Lord William wandte sich ihr zu. »Hast du Braithwaite gesehen?«
    »Seit heute Morgen nicht mehr«, sagte Lady Grace.
    »Der verdammte Kerl ist verschwunden.«
    Lady Grace zuckte gleichgültig mit den Schultern, dann wandte sie sich um und betrachtete die fliegenden Fische über den Wellen.
    »Ich hoffe, er ist nicht über Bord gefallen«, sagte Chase. »Dann müsste er lange schwimmen.«
    »Er hatte nichts an Deck zu suchen«, sagte Lord William ärgerlich.
    »Ich bezweifle auch, dass er ertrunken ist, Mylord«, sagte Chase beruhigend. »Wenn er über Bord gegangen wäre, hätte ihn jemand gesehen.«
    »Und was werden Sie jetzt unternehmen?«, fragte Sharpe.
    »Das Schiff stoppen und eine Rettungsaktion einleiten«, sagte Chase, »wenn wir das können. Habe ich Ihnen schon von Nelson auf der Minerva erzählt?«
    »Selbst wenn Sie das getan hätten, würden Sie es mir noch mal erzählen.«
    Chase lachte. »1797 hatte Nelson das Kommando über die Minerva, Sharpe. Eine feine Fregatte! Er wurde von zwei spanischen Schiffen und einer Fregatte verfolgt, als ein Schwachkopf über Bord fiel. Tom Hardy war an Bord, ein wunderbarer Mann, jetzt der Kapitän der Victory, und Hardy ließ ein Boot zu Wasser, um den Typen zu retten. Können Sie sich das vorstellen, Sharpe? Die Minerva, dicht verfolgt von drei Spaniern, flieht um ihr Leben, und seine Bootscrew mit dem geretteten nassen Typen an Bord kann nicht hart genug rudern, um das Schiff einzuholen. Und was macht Nelson? Er fährt mit dem Schiff zurück. Bei Gott, sagt er, ich werde Hardy nicht verlieren. Die Spanier können sich keinen Reim darauf machen. Warum flüchtet die Minerva nicht weiter? Sie denken, dass er auf Verstärkung wartet, die jeden Augenblick auftauchen muss. Die blöden Scheißer drehen ab. Hardy steigt an Bord und die Minerva haut ab wie 'ne Katze, die sich den Schwanz verbrüht hat! Da sehen Sie, welch großartiger Mann Nelson ist.«
    Lord William blickte finster drein und starrte nach Westen. Sharpe blickte zum Großsegel hinauf. Ein einsamer Seevogel, weiß und mit großen Schwingen, flog dicht am Schiff vorbei und drehte ab, bevor er im Blau des Himmels verschwand. Chase, der offenbar immer noch an Nelson dachte, lächelte.
    »Captain! Sir! Captain!« Es war Harry Collier, der von unterhalb des Achterdecks auf dem Hauptdeck auftauchte.
    »Beruhigen Sie sich, Mister Collier«, sagte Chase. »Auf dem Schiff ist kein Feuer ausgebrochen, oder?«
    »Nein, Sir. Mister Braithwaite, Sir, er ist tot, Sir!« Jeder auf dem Achterdeck starrte auf den kleinen Jungen hinab.
    »Fahren Sie fort, Mister Collier«, sagte Chase. »Er kann nicht einfach so gestorben sein. Ein junger Mann. Ist er gestürzt? Wurde er erwürgt? Hat er sich selbst umgebracht? Machen Sie mich schlau.«
    »Er stürzte in den Laderaum, Sir! Sieht so aus, als hätte er sich das Genick gebrochen. Fiel von der Leiter runter, Sir.«
    »Unvorsichtig«, sagte Chase und wandte sich ab.
    Lord William runzelte die Stirn. Er wusste nicht, was er sagen sollte, und so machte er auf dem Absatz kehrt und ging auf die Speisekabine zu, dann besann er sich anders und eilte zur Reling zurück. »Midshipman?«
    »Sir?« Collier nahm seinen Zweispitz ab. »Mylord?«
    »Hatte er Papiere in der Hand?«
    »Ich habe keine gesehen, Sir.«
    »Dann schauen Sie bitte nach, Mister Collier, schauen Sie nach, und wenn Sie sie finden, bringen Sie sie mir in meine Kabine.« Er ging wieder fort.
    Lady Grace sah zu Sharpe, der ihren Blick mit neutraler Miene erwiderte und sich dann abwandte, um zum Hauptmast hinaufzuschauen.
    Die Leiche wurde aufs Deck gebracht. Es war für alle klar, dass der arme

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