Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Braithwaite von der Leiter abgerutscht und gestürzt war und sich dabei das Genick gebrochen hatte. Der Schiffsarzt bemerkte mit einem Stirnrunzeln, dass er sich dabei beide Arme ausgekugelt hatte.
    »Vielleicht hat er sich an den Leitersprossen verfangen?«, sagte Sharpe.
    »Das könnte sein«, meinte Pickering. Der Schiffsarzt wirkte nicht so überzeugt, schien jedoch nicht daran interessiert, das Geheimnis zu ergründen. »Jedenfalls war es ein schneller Tod.«
    »Hoffen wir's«, meinte Sharpe.
    »Vielleicht hat er sich den Kopf an einem Fass gestoßen.« Pickering drehte den Kopf der Leiche, suchte nach Anzeichen darauf, fand jedoch keine. Er richtete sich auf. »So was passiert auf jeder Reise«, sagte er fast heiter. »Wir haben Witzbolde, die manchmal die Sprossen mit Seife glitschig machen. Für gewöhnlich, wenn sie meinen, der Proviantmeister könnte eine Leiter benutzen. Meistens endet es mit einem verstauchten Bein und viel Schadenfreude, doch unser Mister Braithwaite hatte weniger Glück. Was für ein komischer Typ, nicht wahr?«
    Braithwaites Leiche wurde entkleidet und dann in seine Schlafkoje gelegt, und der Segelmacher schnitt ein Stück altes Segeltuch zurecht, in das er den Leichnam einnähen konnte. Der letzte Stich wurde durch die Nase des Leichnams geführt, wie es üblich war, um sicherzustellen, dass er wirklich tot war. Drei 18-Pfünder-Kanonenkugeln wurden mit in die Leinenhülle gelegt.
    Chase hielt die Andacht für den Toten. Die Offiziere der Pucelle standen mit abgenommenen Hüten respektvoll neben dem Toten, der mit einer britischen Flagge bedeckt worden war. Lord William und Lady Grace standen auf der anderen Seite.
    »So übergeben wir seinen Leichnam den Tiefen der See und hoffen auf seine Auferstehung durch unseren Herrn Jesus Christus ...« Chase schloss das Gebetbuch und schaute zu Lord William, der seinen Dank nickte und dann einige gut gewählte Worte sprach, die Braithwaites ausgezeichneten Charakter beschrieben, seinen Fleiß als tüchtiger Privatsekretär und Lord Williams inbrünstige Hoffnung, dass der allmächtige Gott die Seele des Sekretärs in ein Leben aus weniger Mühsal aufnehmen würde. »Sein Verlust«, sagte Lord William zum Abschluss, »ist ein äußerst trauriger Schicksalsschlag.«
    »So ist es«, sagte Chase und nickte dann zwei Seeleuten zu, und sie ließen den eingenähten Leichnam unter der Flagge hervor über eine Planke in die See gleiten.
    Sharpe blickte zu Lady Grace, die seinen Blick ausdruckslos erwiderte.
    »Hüte auf!«, sagte Chase.
    Die Offiziere gingen davon, um ihren jeweiligen Aufgaben nachzugehen, und die Matrosen trugen die Flagge und die Planke fort. Lady Grace wandte sich zur Treppe des Achterdecks, und Sharpe, allein gelassen, ging zur Reling und starrte auf die See hinab.
    Plötzlich war Lord William Hale neben Sharpe. »Der Herr gibt es«, sagte er, »und der Herr nimmt es. Gesegnet sei der Name des Herrn.«
    Sharpe, erstaunt, dass Seine Lordschaft sich herabließ, mit ihm zu sprechen, schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Das mit Ihrem Sekretär tut mir leid, Mylord.«
    Lord William sah Sharpe an, der wiederum verblüfft über die Ähnlichkeit mit Sir Arthur Wellesley war. Die gleichen kalten Augen und die Hakennase, aber etwas in Lord Williams Gesicht verriet jetzt Belustigung, als habe er Informationen, die Sharpe nicht kannte.
    »Tut es Ihnen wirklich leid, Sharpe?«, fragte Lord William. »Das ist anständig von Ihnen. Ich habe vorhin Gutes über ihn gesprochen, aber was konnte ich sonst sagen? In Wahrheit war er ein engstirniger Mann, missgünstig, unfähig und unzureichend in der Erfüllung seiner Pflichten, und ich bezweifle, dass die Welt sein Ableben sehr bedauern wird.« Lord William zog seinen Hut wie zum Abschiedsgruß. Doch dann wandte er sich Sharpe wieder zu. »Mir kommt in den Sinn, Sharpe, dass ich mich nie für den Dienst bedankt habe, den Sie meiner Frau auf der Calliope erwiesen haben. Das war ein dummes Versäumnis von mir, und ich entschuldige mich dafür. Ich danke Ihnen auch für diesen Dienst, und ich wäre Ihnen weiterhin dankbar, wenn wir nicht mehr darüber sprechen würden.«
    »Selbstverständlich, Mylord.«
    Lord William ging davon, Sharpe schaute ihm nach und fragte sich, ob Hale ein Spiel mit ihm spielte, von dem er keine Ahnung hatte. Er erinnerte sich an Braithwaites Behauptung, dass er einen Brief unter Lord Williams Papieren deponiert habe, doch dann tat er das als Lüge ab. Er zuckte mit den

Weitere Kostenlose Bücher