Sharpes Zorn (German Edition)
Rauch vor der französischen Batterie weg, und Duncan sah, wie ein Kanonier ein neues Rad herbeiholte. Hagman, der zwischen den Portugiesen kniete, entdeckte einen weiteren Kanonier, der gerade das nächste französische Geschütz zünden wollte, eine Haubitze. Hagman schoss, und der Kanonier verschwand hinter dem kurzen Rohr.
Die Briten hatten keine Musik, die sie hätte inspirieren können. Auf den Schiffen war kein Platz für Instrumente gewesen, aber die Musiker waren mitgekommen, und nun taten sie das, was sie immer in einer Schlacht taten: Sie bargen die Verwundeten und brachten sie zu den Ärzten zwischen den Bäumen zurück. Der Rest der Rotröcke kämpfte weiter. Sie taten, wozu sie ausgebildet waren, und das war das Schießen mit der Muskete. Laden, schießen – laden, schießen. Patrone rausholen, aufbeißen, etwas Pulver auf die Pfanne geben, Pfanne schließen, Muskete auf den Boden stellen, den Rest des Pulvers in den heißen Lauf schütten, Papier reinstoßen, um das Pulver im Lauf zu halten, und in dem Papier war die Kugel. Dann anlegen, Hahn spannen, sich daran erinnern, tief zu zielen, weil die Waffe wie ein Esel trat, auf den Befehl warten und abdrücken. »Fehlschuss!«, rief ein Mann. Damit meinte er, dass das Pulver auf der Pfanne gezündet hatte, das im Lauf aber nicht. Ein Corporal riss ihm die Muskete aus der Hand und gab ihm die eines Toten, dann legte er die Waffe mit der Fehlzündung ins Gras hinter sich. Andere Männer hielten kurz inne, um einen neuen Zündstein einzuspannen, doch die Salven als Ganzes hörten nicht auf.
Allmählich organisierten sich die Franzosen wieder, aber sie würden nie so schnell schießen wie die Rotröcke. Die Rotröcke waren Berufssoldaten, während es sich bei den Franzosen größtenteils um Wehrpflichtige handelte. Nach ihrer Einberufung waren sie in den Kasernen zwar ausgebildet worden, allerdings hatte man ihnen nie gestattet, mit echtem Pulver zu schießen. Wenn ein Brite dreimal feuerte, schoss ein Franzose nur zweimal, und so waren die Regeln der Mathematik schon wieder auf Seiten der Rotröcke.
All das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass die Franzosen den Briten zahlenmäßig deutlich überlegen waren, und je breiter ihre Linie wurde, desto mehr gewährten die Götter der Mathematik ihre Gunst den Blauröcken. Immer mehr Soldaten des Kaisers konnten ihre Musketen in Anschlag bringen, und mehr und mehr Rotröcke wurden in den Wald zurückgetragen. Auf der linken Flanke der britischen Linie, wo es keine Artillerie zur Unterstützung gab, wurden die Silver-Tails hart getroffen. Inzwischen hatten Sergeants den Befehl über die Kompanien. Und sie standen einer zweifachen Übermacht gegenüber, denn Laval hatte eines seiner Reservebataillone nach vorn geschickt, um den Angriff zu verstärken. Die beiden Armeen standen sich wie zwei Boxer gegenüber. Jeder Schlag forderte Blut, doch keiner wollte zurückweichen. Es lief alles darauf hinaus, wer mehr Schmerzen ertragen konnte.
»Sie, Sir, Sie!«, schnappte eine Stimme hinter Sharpe. Besorgt drehte er sich um und sah einen Colonel zu Pferd, doch der Colonel schaute nicht zu Sharpe. Er funkelte Capitán Galiana an. »Wo zum Teufel sind Ihre Männer? Sprechen Sie überhaupt Englisch? Um Himmels willen, frag ihn doch jemand, wo seine Männer sind!«
»Ich habe keine Männer«, gestand Galiana rasch auf Englisch.
»Um Himmels willen, warum schickt General Lapena uns keine Verstärkung?«
»Ich werde ihn finden, Señor«, sagte Galiana. Endlich hatte er etwas Nützliches zu tun, und so sprang er aufs Pferd und galoppierte zum Wald.
»Sagen Sie ihm, dass ich ihn zu meiner Linken sehen will!«, brüllte der Colonel ihm hinterher. »Zu meiner Linken!« Der Colonel war Wheatley, der den Befehl über die Brigade hatte. Er ritt zum 28th zurück, den Dandys, den Silver-Tails und den Slashers, von denen mehr und mehr tot zu Boden sanken. Letztere waren das Bataillon, das den Spaniern in Bermeja am nächsten stand, doch Bermeja war mehr als eine Meile entfernt.
Lapena hatte dort neuntausend Mann. Sie saßen im Sand, die Musketen über den Knien, und aßen den Rest ihrer Rationen. Und eintausend Spanier beobachteten die Franzosen auf der anderen Seite des Almanza, doch die Franzosen dort rührten sich nicht. Die Kämpfe am Rio Sancti Petri hatten schon längst aufgehört, und ermutigt vom Schweigen der Waffen waren die Reiher wieder ins Schilf zurückgekehrt.
Sharpe hatte sein Fernrohr herausgeholt. Seine
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