Sharpes Zorn (German Edition)
als es schließlich dunkel war, konnte man ein Glühen hinter dem Hügel erkennen. Dennoch marschierte er mit Sergeant Noolan und zwei Männern des 88th nach Norden, und sie sahen, dass es den Franzosen nicht gelungen war, die Pontons zu befreien. Also hatten sie sie stattdessen unbrauchbar gemacht. Die Barken brannten. »Schade«, sagte Sharpe.
»Der Brigadier wird nicht gerade glücklich sein, Sir«, bemerkte Sergeant Noolan fröhlich.
»Nein, das wird er nicht«, stimmte Sharpe ihm zu.
Noolan sprach Gälisch mit seinen Männern. Vermutlich teilte er seine Gedanken zum Unglück des Brigadiers mit ihnen. »Sprechen die kein Englisch?«, fragte Sharpe.
»Fergal nicht«, antwortete Noolan und nickte zu einem seiner Männer. »Padraig aber schon – jedenfalls, wenn man ihn anbrüllt, Sir. Redet man ganz normal, versteht er kein Wort.«
»Dann sagen Sie ihnen, dass ich froh bin, dass sie bei uns sind«, sagte Sharpe.
»Wirklich?« Noolan klang überrascht.
»Wir waren bei Bussaco auf dem Hügel neben euch«, sagte Sharpe.
Noolan grinste in der Dunkelheit. »Ja, das war ein Kampf, was? Sie kamen immer wieder und wir haben sie abgeknallt.«
»Und jetzt, Sergeant«, fuhr Sharpe fort, »sieht es so aus, als würden wir auch die nächsten Tage miteinander verbringen müssen.«
»Ja, da haben Sie wohl recht«, pflichtete Noolan ihm bei.
»Deshalb sollten Sie auch meine Regeln kennen.«
»Ihre Regeln, Sir?«, hakte Noolan misstrauisch nach.
»Ihr werdet nicht von Zivilisten stehlen, es sei denn, ihr droht zu verhungern. Ihr werdet euch ohne meine Erlaubnis nicht betrinken, und ihr werdet kämpfen, als säße euch der Teufel persönlich im Nacken.«
Noolan dachte darüber nach. »Und was passiert, wenn wir die Regeln brechen?«, fragte er.
»Das werdet ihr nicht, Sergeant«, antwortete Sharpe schlicht. »Das werdet ihr einfach nicht.«
Und dann gingen sie wieder zurück, um den Brigadier unglücklich zu machen.
Irgendwann in der Nacht schickte der Brigadier Harris zu Sharpe, um ihn zu wecken, doch Sharpe schlief ohnehin nicht richtig, denn ihm war kalt. Sharpe hatte dem Brigadier seinen Mantel gegeben, nachdem dieser verlangt hatte, einer der Männer hätte ihm gefälligst seine Decke abzutreten. »Gibt es Schwierigkeiten?«, fragte Sharpe Harris.
»Ich weiß es nicht, Sir. Seine Exzellenz will Sie einfach sehen, Sir.«
»Ich habe nachgedacht, Sharpe«, verkündete der Brigadier, als Sharpe eintraf.
»Ja, Sir?«
»Es gefällt mir nicht, dass diese Männer Irisch sprechen. Sagen Sie ihnen, sie sollen Englisch reden. Verstanden?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Sharpe und hielt kurz inne. Nur um ihm das zu sagen, hatte der Brigadier ihn geweckt? »Ich werde es ihnen sagen, Sir, aber einige von ihnen sprechen schlicht kein Englisch, Sir.«
»Dann sollen sie es lernen, verdammt noch mal!«, schnappte der Brigadier. Vor lauter Schmerzen hatte er nicht schlafen können, und nun wollte er, dass andere ebenso litten wie er. »Sie dürfen ihnen nicht vertrauen, Sharpe. Die haben nur Unfug im Sinn.«
Wieder hielt Sharpe kurz inne. Er fragte sich, wie er es schaffen sollte, Moon etwas Vernunft beizubringen, doch bevor er etwas sagen konnte, mischte sich Rifleman Harris ein. »Bitte, verzeihen Sie, Sir«, sagte Harris respektvoll.
»Sprichst du mit mir, Rifleman?«, fragte der Brigadier erstaunt.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Sir. Wenn ich dürfte, Sir? Mit allem Respekt?«
»Sprich, Mann.«
»Sir, es ist nur, wie Mister Sharpe gesagt hat, Sir: Sie sprechen kein Englisch. Sie sind umnachtete Papisten, Sir, und sie haben nur darüber diskutiert, ob es möglich ist, ein Boot oder ein Floß zu bauen, Sir, und das können sie am besten in ihrer eigenen Sprache, denn da haben sie die Worte dafür, wenn Sie wissen, was ich meine, Sir.«
Der Brigadier, dem Harris in gespielt unterwürfigem Ton erfolgreich Honig um den Bart geschmiert hatte, dachte darüber nach. »Sprichst du diese furchtbare Sprache?«, fragte er.
»Ja, das tue ich, Sir«, antwortete Harris, »und auch Französisch, Sir, und Portugiesisch und Spanisch, Sir, und etwas Latein.«
»Grundgütiger«, sagte der Brigadier, nachdem er Harris ein paar Herzschläge lang angestarrt hatte. »Aber du bist doch Engländer, oder?«
»O ja, Sir, Engländer und stolz darauf.«
»Richtig so. Dann kann ich mich also darauf verlassen, dass du es mir sagen wirst, wenn die Kerle irgendetwas aushecken, ja?«
»Was? Oh, ach so, ja, die Iren! Jawohl, Sir,
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