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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dürfen Sie begleiten, nicht mehr. Schon bald werden Sie einen Brief in die Botschaft bekommen, in dem man Ihnen mitteilen wird, wo der Austausch stattfinden soll. Rechnen Sie noch heute nach den Oraciones damit.« Montseny leerte sein Glas und warf eine Münze auf den Tisch. »So. Damit hätte ich meine Aufgabe erfüllt«, sagte er, nickte und ging.
    Sharpe ließ die Münze sich auf dem Tisch drehen. »Wenigstens hat er seinen Wein bezahlt.«
    »Wir können also nach dem Abendgebet mit einer Botschaft rechnen«, sagte Lord Pumphrey und legte die Stirn in Falten. »Heißt das, dass er auch heute Nacht das Geld haben will?«
    »Natürlich. Was das betrifft, können Sie den Kerl beim Wort nehmen«, antwortete Sharpe, »sonst nicht.«
    »Sonst nicht?«
    »Ich habe ihn bei der Zeitung gesehen. Er steckt bis zum Hals da drin. Der Kerl wird Ihnen die Briefe nicht geben. Er wird sich das Geld schnappen und wegrennen.«
    Pumphrey rührte in seinem Kaffee. »Ich glaube, da irren Sie sich. Der Wert der Briefe wird rasch abnehmen.«
    »Was auch immer Sie damit meinen.«
    »Ich meine damit, Sharpe, dass er recht hat. Lapena wird den Oberbefehl über die Armee haben. Wissen Sie, wie die Spanier Lapena nennen? ›Doñ a Manolito‹, ›Lady Manolito‹. Er ist ein nervöses altes Weib, und Victor wird ihn vernichten.«
    »Sir Thomas ist gut«, erklärte Sharpe loyal.
    »Vielleicht. Aber Doña Manolito wird den Befehl über die Armee haben und nicht Sir Thomas, und wenn Maréchal Victor Doña Manolito besiegt, dann wird Cadiz fallen, und wenn Cadiz fällt, dann werden sich die Politiker in London auf dem Weg ins Verhandlungszimmer über den Haufen rennen. Krieg kostet Geld, Sharpe, und das halbe Parlament glaubt bereits, dass dieser Kampf nicht gewonnen werden kann. Wenn Spanien fällt, welche Hoffnung haben wir dann noch?«
    »Lord Wellington.«
    »Und der klammert sich an eine kleine Ecke in Portugal, während Napoleon durch ganz Europa marschiert. Falls auch die letzte Ecke Spaniens fällt, dann wird Großbritannien Frieden schließen. Falls, nein, wenn Victor Doñ a Manolito schlägt, dann werden die Spanier nicht warten, bis Cadiz fällt. Sie werden verhandeln. Sie würden die Stadt eher übergeben, als dass sie gebrandschatzt wird. Und wenn sie kapitulieren, dann sind die Briefe keinen Penny mehr wert. Das meine ich damit, wenn ich von einem Wertverfall spreche. Der Admiral – wenn er denn wirklich dahintersteckt – will lieber das Geld jetzt als ein paar wertlose Liebesbriefe in ein paar Monaten. Deshalb, ja, ich glaube, dass diese Verhandlungen ernst gemeint sind.« Lord Pumphrey warf ein paar kleine Münzen zu der des Priesters und stand auf. »Wir müssen wieder zur Botschaft zurück, Richard.«
    »Er lügt«, warnte Sharpe.
    Lord Pumphrey seufzte. »In der Außenpolitik, Richard, gehen wir immer davon aus, dass unser Gegenüber lügt. Nur so machen wir Fortschritte. Unsere Feinde gehen davon aus, dass Cadiz in ein paar Wochen französisch ist, deshalb wollen sie ihr Geld jetzt, denn in ein paar Wochen wird es kein Geld mehr geben. Sie wollen das Heu ernten, solange die Sonne scheint. So einfach ist das.«
    Der Regen hatte zugenommen, und der Wind wehte kräftig. Die Schilder über den Geschäften schwangen wild vor und zurück, und Donner grollte über dem Festland und hallte wie schweres Artilleriefeuer über die Stadt.
    Sharpe ließ sich von Lord Pumphrey durch das Labyrinth der schmalen Gassen zur Botschaft führen. Sie gingen durch einen Torbogen, der von gelangweilten spanischen Soldaten bewacht wurde, und als sie über den Hof liefen, wurden sie von oben von einer Stimme aufgehalten. »Pumps!«, rief die Stimme. »Hier oben!«
    Sharpe und Lord Pumphrey schauten hinauf und sahen den Botschafter, der sich aus einem Fenster im Turm der Botschaft lehnte, einem bescheidenen, fünfstöckigen Gebäude am Rand der Stallungen. »Hier oben!«, rief Henry Wellesley erneut. »Und Sie auch, Mister Sharpe! Kommen Sie!« Er klang aufgeregt.
    Sharpe trat auf die überdachte Plattform und sah, dass Brigadier Moon der Herr des Turmes war. Er hatte einen Stuhl und einen Hocker, und neben dem Stuhl standen ein Teleskop und ein kleiner Tisch mit einer Flasche Rum darauf und einem Nachttopf darunter. Der Turm war mit Fenstern ausgestattet, um die oberste Plattform vor dem Wetter zu schützen, und es war offensichtlich, dass Moon diesen Adlerhorst für sich in Anspruch genommen hatte. Moon war aufgestanden, stützte sich auf seine

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