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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ignorierten ihn. »Und er besteht darauf, dass Sie persönlich das Geld überbringen?«, fragte der Botschafter Lord Pumphrey.
    »Ich nehme an, so will er sich versichern, dass es nicht zu Gewalt kommt«, antwortete Lord Pumphrey. »Niemand würde es wagen, einen Diplomaten Seiner Majestät zu ermorden. Das würde viel zu viel Lärm verursachen.«
    »Plummer haben sie auch umgebracht«, gab Sharpe zu bedenken.
    »Plummer war aber kein Diplomat«, erwiderte Lord Pumphrey in scharfem Ton.
    Der Botschafter schaute Sharpe an. »Können Sie die Briefe stehlen, Sharpe?«
    »Nein, Sir. Ich kann vermutlich dafür sorgen, dass sie vernichtet werden, doch um sie zu stehlen, sind sie zu gut bewacht.«
    »Sie vernichten …«, sinnierte der Botschafter. »Ich nehme an, das heißt Gewalt, ja?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich kann und werde keinerlei Aktionen dulden, die unsere Beziehungen zu den Spaniern gefährden könnten«, erklärte Henry Wellesley und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. »Werden diese Leute ihr Wort halten, Pumps? Werden sie keine Briefe mehr veröffentlichen?«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass der Admiral schon mit dem Schaden zufrieden ist, den der erste verursacht hat, Exzellenz. Jetzt will er Gold sehen. Also ja, ich denke, dass er sein Wort halten wird.« Pumphrey verzog missbilligend das Gesicht, als Sharpe ein verächtliches Geräusch von sich gab.
    »Dann wird es so gemacht«, verkündete Henry Wellesley. »Kaufen Sie die Briefe zurück, und ich entschuldige mich für all die Unannehmlichkeiten, die ich verursacht habe.«
    »Diese Unannehmlichkeiten, Exzellenz«, sagte Lord Pumphrey, »werden bald vorbei sein.« Er betrachtete die Schachpartie des Botschafters. »Ich denke«, sagte er, »damit ist die Angelegenheit beendet. Captain Sharpe? Ich nehme an, Sie werden mich begleiten, ja?«
    »Ich werde dort sein, Sir«, knurrte Sharpe.
    »Dann lassen Sie uns das Gold holen«, sagte Lord Pumphrey in gelassenem Ton, »und die Sache endlich hinter uns bringen.«
    Die Nachricht kam weit nach Einbruch der Dunkelheit. Sharpe wartete mit seinen Männern in einer leeren Box im Stall der Botschaft. Seine fünf Männer trugen allesamt billige Zivilkleidung und sahen darin tatsächlich auf gewisse Art anders aus. Hagman, der auch so schon dünn genug war, sah wie ein Bettler aus. Perkins ähnelte einer typischen Londoner Straßenratte, die den Fußgängern in Hoffnung auf eine Münze Pferdemist aus dem Weg räumten. Slattery wiederum wirkte bedrohlich, als könne er beim kleinsten Zeichen von Widerstand zur Gewalt greifen, und Harris sah aus, als hätte er eine lange Pechsträhne hinter sich. Er glich einem versoffenen Schulmeister, den das Schicksal auf die Straße verschlagen hatte. Und Harper schließlich war der typische Mann vom Land, der in der Stadt gelandet war. Groß und seelenruhig, wirkte er in seinem schäbigen Mantel irgendwie fehl am Platze. »Sergeant Harper kommt mit mir«, erklärte Sharpe seinen Männern. »Der Rest von euch wartet hier. Besauft euch nicht! Vielleicht werde ich euch später in dieser Nacht noch brauchen.« Er ging davon aus, dass das Abenteuer diese Nacht in einer Katastrophe enden würde. Lord Pumphrey mochte ja optimistisch sein, was den Ausgang betraf, doch Sharpe wollte auf das Schlimmste vorbereitet sein, und die Riflemen waren seine Verstärkung.
    »Wenn wir uns nicht betrinken dürfen, Sir«, fragte Harris, »warum dann der Brandy?«
    Sharpe hatte zwei Flaschen Brandy gebracht, die er aus dem persönlichen Vorrat des Botschafters gestohlen hatte, und jetzt öffnete er die Flaschen, schüttete den Inhalt in einen Stalleimer und gab schließlich noch einen Krug Lampenöl hinzu. »Mischt das«, sagte er zu Harris, »und füllt es dann wieder in die Flaschen.«
    »Wollen Sie Feuer legen, Sir?«
    »Ich weiß nicht, was zum Teufel wir tun werden. Vielleicht ja gar nichts. Aber bleibt nüchtern, wartet, und wir werden sehen, was passiert.«
    Ursprünglich hatte Sharpe all seine Männer mitnehmen wollen, doch der Priester hatte deutlich gemacht, dass Pumphrey nur zwei Begleiter mitbringen dürfe, und wenn Seine Lordschaft sich tatsächlich daran hielt, würde vielleicht gar nichts passieren. Die Möglichkeit bestand. Womöglich war der Priester ja wirklich ehrlich, also würde Sharpe ihm diese kleine Chance geben in der Hoffnung, dass die Briefe übergeben wurden. Er bezweifelte es jedoch. Sharpe putzte die beiden Armeepistolen, die er sich aus dem kleinen Arsenal der Botschaft

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