Sharras Exil - 17
außerhalb eines Matrix-Kreises und halten durch die Kraft des Sternensteins, der die eigenen Gaben verstärkt, Wache über die Körper der Arbeiter, denn deren Geist weilt anderswo und tut die Arbeit der verbundenen MatrixKreise. Manchmal vergessen Matrix-Arbeiter, durch die Sternensteine in engem Rapport miteinander, zu atmen, oder es setzen Funktionen aus, die für gewöhnlich unter der Kontrolle des vegetativen Nervensystems stehen. Der Überwacher hat die Pflicht, dem sofort abzuhelfen. Später lernt er die schwierigeren Techniken der medizinischen Diagnose, steigt in die komplizierten Zellen des menschlichen Körpers nieder … Ja, es war lange her. Langsam, vorsichtig führte ich die einleitende Untersuchung durch. Herz und Lungen versorgten die Zellen mit Sauerstoff, die Augenlider blinzelten automatisch, um die Oberfläche der Augen feucht zu halten, auf den Rückenmuskeln lastete Druck, weil sie das Gewicht des Fötus zu tragen hatten … Ich sah mir all das an, was offensichtlich ist, die wenig komplizierten Dinge. Dio spürte die Berührung. Obwohl ihre Augen geschlossen waren, lächelte sie mir zu.
Ich konnte es kaum glauben, dass ich nach sechs Jahren langsam, unbeholfen wie ein Novize - wieder Kontakt mit dem Matrixstein aufnahm. Doch hatte ich bis jetzt kaum die Oberfläche berührt. Ich wagte mich tiefer …
Feuer. Meine Hand brannte. Schmerz … schreckliche, brennende Qual - in einer Hand, die nicht mehr da war. Ich hörte mich selbst schreien … oder waren es Marjories Schreie … vor meinen geschlossenen Augen erhob sich das Feuerbild, Locken flatterten im Sturm, wie eine Frau, hoch gewachsen, in Ketten, Körper und Glieder und Haar in Flammen …
Sharra!
Ich ließ den Matrixstein fallen, als habe er sich durch meine gute Hand gebrannt. Ich fühlte den Schmerz, als sie sich von meinem Körper zu trennen schien, fasste nach ihr mit der Hand, die nicht mehr Teil meines Arms war … Aber ich spürte sie, spürte den brennenden Schmerz in jedem einzelnen Finger, in den Linien der Handfläche, in den Nägeln … Schluchzend vor Qual barg ich die Matrix mühsam in ihrem Beutel und riss meinen Geist los von dem Feuerbild, fühlte es langsam niederbrennen und verschwinden. Dio starrte mich entsetzt an.
Ich sagte mit steifen Lippen, nach Worten ringend: »Es tut mir Leid, Bredhjya, ich… ich wollte dich… nicht ängstigen…«
Sie zog mich eng an sich, und ich vergrub den Kopf an ihrer Brust. Sie flüsterte: »Lew, ich sollte dich um Verzeihung bitten … ich wusste nicht, was geschehen würde … sonst hätte ich dich nie darum gebeten … Avarra sei uns gnädig, was war das?«
Ich holte tief Atem. Der Schmerz riss an der Hand, die nicht mehr da war. Ich konnte die Worte nicht laut aussprechen. Das Feuerbild war immer noch hinter meinen Augen, flammte. Ich blinzelte, versuchte, es zu verjagen, und sagte: »Du weißt es.«
Sie hauchte: »Aber wie …«
»Irgendwie ist das verdammte Ding auf meine eigene Matrix eingestimmt. Immer, wenn ich versuche, sie zu benutzen, sehe ich… nur das.« Ich schluckte und stieß mit schwerer Zunge hervor: »Ich dachte, ich sei frei. Ich dachte, ich sei… geheilt und frei davon .,.«
»Warum vernichtest du die andere Matrix nicht?«
Mein Lächeln war nur eine schmerzerfüllte Grimasse.. »Das wäre vermutlich die beste Lösung. Weil ich sicher bin, dass ich mit ihr sterben würde … sehr schnell und in ganz und gar nicht angenehmer Weise. Aber dazu war ich zu feige.«
»0 nein, nein, nein …« Sie drückte mich an sich, umarmte mich verzweifelt. Ich schluckte, holte ein paar Mal tief Atem. Ihr tat das mehr weh als mir, sie war eine Ridenow, Empathin, sie konnte kein Leiden sehen, ohne zu helfen … Manchmal hatte ich mich gefragt, ob das, was sie für mich empfand, Liebe war, oder ob sie mir ihren Körper, ihr Herz, ihren Trost gegeben hatte, wie man ein schreiendes Baby beruhigt, weil man sein Schreien nicht erträgt und alles, alles tut, um es zum Schweigen zu bringen …
Aber das Wissen, dass mein Schmerz Dio wehtat, half mir, ihn unter Kontrolle zu bringen. »Gibst du mir bitte etwas zu trinken?« Sie brachte mir das Glas, und die Notwendigkeit, ihre Gedanken auf eine bestimmte Tätigkeit zu richten, beruhigte auch sie etwas. Ich nahm einen Schluck und versuchte, mich zu sammeln. »Es tut mir Leid. Ich dachte, ich sei frei davon.«
»Ich kann es nicht ertragen«, erklärte sie heftig. »Ich kann es nicht ertragen, dass du meinst, du müsstest dich bei mir
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