Sharras Exil - 17
Callina darüber sprechen, dass die Verlobung mit Linnell in diesem Rat bekannt gemacht wird. Ich finde, ich sollte stattdessen dich fragen, Merryl. Du bist ihr Vormund - oder?«
Merryl erwiderte: »Unter den Comyn hat sich die Sitte herausgebildet, Sir, dass die Aillards von der weiblichen Linie regiert werden. Aber Lady Callina ist mit ihrer Arbeit in den Türmen voll beschäftigt; vielleicht kann es so arrangiert werden, dass die Dame mit einer so unwichtigen Angelegenheit wie dieser gar nicht erst belästigt zu werden braucht.«
Regis erkundigte sich: »Ist Callina immer noch Bewahrerin in Arilinn, Dom Merryl?« Er benutzte die offizielle Anrede, denn ihn ärgerte die Art, in der der junge Mann Derik den Gedanken in den Kopf setzte, er, Merryl, sollte vor der rechtmäßigen Regentin der Domäne zu Rate gezogen werden. Merryls Gesicht verfinsterte sich. »Nein, ich glaube, sie ist hierher gebracht worden, um in Zusammenarbeit mit Mutter Ashara als Bewahrerin Dienst zu tun.«
»Gnädige Avarra, ist die alte Ashara immer noch am Leben?«, fragte Derik. »Sie war das Schreckgespenst, mit dem mein Kindermädchen mir Angst einjagte, als ich sechs Jahre alt war! Jedenfalls wird Callina nicht lange hier sein, nicht wahr, Merryl?« Er lächelte seinem Freund zu, und Regis hatte den Eindruck, es herrsche ein geheimes Einverständnis zwischen ihnen. »Aber ich habe Ashara nie gesehen, und ich glaube, auch sonst hat sie niemand gesehen - meine Großtante Margwenn war vor langer Zeit, ehe ich geboren wurde, UnterBewahrerin für sie, und sie erzählte, dass sie selbst sie kaum jemals zu Gesicht bekommen habe. Ashara muss so alt sein wie Zandrus Großmutter!«
Regis versuchte, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, was er über die alte Bewahrerin des Comyn-Turms gehört hatte. »Wenn sie gestorben wäre, hätten wir es sicher erfahren«, meinte er. »Aber bestimmt ist sie zu alt, um an ComynAngelegenheiten echt -teilzunehmen. Ist sie eine Hastur oder eine Elhalyn? Das habe ich nie gewusst.«
Derik schüttelte den Kopf. »Soviel ich weiß, könnte sie die Pflegeschwester der Cassilda aus den Legenden gewesen sein! Ich vermute, sie hat Chieri -Blut - ich habe gehört, sie sind unglaublich langlebig.«
»Ich habe nie einen Chieri gesehen«, sagte Regis. »In unserer Lebenszeit haben sie sich wohl nicht mehr blicken lassen. Aber Kennard erzählte mir einmal, als er mit seinem Pflegebruder einen Ritt in die Berge machte, sei er in einer Chieri Behausung zu Gast gewesen; er war damals noch keine zwanzig. Übrigens scheint auch unser Großvater so lange zu leben wie ein Chieri.« Er lächelte. »Für mich persönlich ist das gut - möge er lange regieren! Ich sehne mich gar nicht danach, die HasturDomäne zu übernehmen.«
»Aber ich bin bereit für die Elhalyn-Domäne«, entgegnete Derik missmutig. »Meine erste Tat wird sein, eine edle Frau für dich zu finden, Regis.«
Bevor sie sich weiter mit diesem Thema beschäftigen konnten, rührte sich etwas im Ardais-Abschnitt. Dyan Ardais trat durch den Privateingang im Hintergrund ein und ging zu einem der reservierten Sitze. Danilo war bei ihm, und Regis ging hin, um kurz mit ihm zu sprechen. Währenddessen trennten sich Derik und Merryl und strebten den Plätzen ihrer jeweiligen Domänen zu.
»Dom Regis.« Wie immer vor Fremden, benahm sich Danilo übertrieben förmlich. »Wird Euer Erbe heute im Rat sitzen?« »Nein, Mikhail ist erst elf. Dazu ist immer noch Zeit, wenn er zum Mann erklärt ist«, antwortete Regis. Vor sechs Jahren hatte er, angetrieben von drohender Gefahr, den jüngsten Sohn seiner Schwester Javanne als Erben adoptiert.
Mikhail ist elf. Noch zwei Jahre, und er ist alt genug für das Kadetten-Korps und dann für alle Verantwortungen eines ComynSohns. Gabriel und Rafael, Javannes ältere Söhne, sind jetzt bei den Kadetten - fünfzehn und vierzehn. Wenn ihr Vater, der ältere Gabriel, zum Regenten der Alton-Domäne gemacht wird, werden sie dann Altons oder Hasturs sein? Der Rang richtet sich nach dem höher stehenden Elternteil, dann sind sie also Hasturs … Er streifte Dyan Ardais mit einem Blick. Heute war der Ardais-Lord nicht wie üblich völlig in Schwarz gekleidet, sondern in das schimmernde Schwarz und Silber seiner Domäne, feierlich und elegant. Er sagte zu Dyan, und es war nicht ganz eine Frage:
»In der Alton-Domäne ist niemand …«
Wenn überhaupt jemand, müsste Dyan es wissen, falls Kennard zurückgekehrt ist …
Vielleicht sollte ich ihm erzählen, was
Weitere Kostenlose Bücher