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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Domäne erhoben. Um Gabriel
brauchte ich mir sicher keine Sorgen zu machen. Mein Blick
suchte den alten Hastur, eine kleine, untersetzte, ungebeugte
Gestalt, ergrauend, aufrecht wie der Fels, auf dem die Burg
stand, und genauso unwandelbar. War er der eigentliche
Feind, dem ich mich stellen musste?
Und warum? Ich wusste, er hatte sich nie sonderlich für
mich interessiert, aber ich war bisher so höflich gewesen zu
glauben, das sei nicht persönlich, ich erinnere ihn eben nur
unangenehm an die Hartnäckigkeit meines Vaters, der die falsche
Frau geheiratet hatte. Verhalten hatte sich der alte Hastur immer
so, als sei mein terranisches und Aldaran-Blut ein Fehler, für den
ich nicht verantwortlich gemacht werden könne. Doch jetzt
war alles in Verwirrung geraten. Hastur benahm sich wie
mein Feind, und Dyan, der mich nie gemocht hatte, wie ein
Verwandter und Freund. Ich kam nicht dahinter. Hinten in der Hastur-Abteilung entdeckte ich Regis. Viel verändert hatte er sich nicht, er war größer, seine Schultern waren etwas breiter, und das frische Jungengesicht war jetzt von einem schwachen, rötlichen Bart beschattet. Aber er hatte immer noch das gute Aussehen der Hasturs. Die Veränderung musste innerlich sein. Ich hätte erwartet, dass er zu mir kam und mich begrüßte, und der Junge, den ich gekannt hatte, hätte es getan, sogar noch schneller als Marius. Schließlich hatte ich Regis näher gestanden als meinem kleinen Bruder, von dem
mich sechs Jahre trennten.
Hastur rief uns wieder zur Ordnung, und ich sah Prinz Derik
hinter den Elhalyn-Schranken mit ein paar Leuten, die ich nicht
kannte. Vermutlich waren es seine älteren Schwestern und
ihre Familien oder Elhalyn-Verbindungen, vielleicht Lindirs,
di Asturiens, Dellerays. Im Geist zählte ich an den Fingern ab:
Warum war Derik nicht gekrönt worden? Ich erinnerte mich,
dass er mit sechzehn noch etwas zu unreif gewesen war, aber
jetzt musste er gut in den Zwanzigern sein. Es gab so vieles, was
ich nicht wusste; ich wurde in den Rat geworfen, ohne dass
mir Zeit blieb, herauszufinden, was geschehen war! Warum,
im Namen aller wahrscheinlich nichtexistenten Götter der
Comyn, hatte ich mich einverstanden erklärt zu kommen? … letzter Befehl … kämpfe für deines Bruders Rechte …
Trotz der Dämpfer dröhnte der geistige Befehl in meinem Kopf
weiter. Schon auf dem Schiff, mit dem ich von Vainwal hergereist
war, hatte ich mich mehrmals in allem Ernst gefragt, ob mein
Gehirn geschädigt worden sei, und jetzt begann mich diese
Sorge von neuem zu quälen. Der ungezügelte Zorn eines Alton
kann töten - das hatte ich immer gewusst, und mein Vater
hatte die Gabe in außergewöhnlicher Stärke besessen. Jetzt, da
er tot war und ich hätte frei sein sollen von dieser
beherrschenden Stimme in meinem Geist, schien ich enger
gebunden, heftiger verfolgt zu sein als je zuvor. Würde es
überhaupt einmal ein Ende nehmen?
Marius bemerkte die nervöse Geste, mit der ich die Hand an
den Kopf führte, beugte sich zu mir und flüsterte: »Was ist,
Lew?« Ich schüttelte den Kopf und brummte: »Nichts.« Ich hatte
dies unheimliche Gefühl, von irgendwoher beobachtet zu
werden. Nun, das hatte ich im Rat immer gehabt. Ich versuchte,
mich zusammenzunehmen und mich auf das zu konzentrieren,
was hier vorging.
Hastur erklärte ernst: »Mein Lord Derik, bevor die Sitzung
unterbrochen wurde …« - ich hörte förmlich heraus, dass er
eigentlich hatte sagen wollen: gestört wurde - »… da ein
unerwarteter Erbe von Alton eintraf…« - wenigstens gab er zu,
dass ich das war - »… spracht Ihr von einem Bündnis, das Ihr
eingegangen seid. Wollt Ihr uns bitte Näheres berichten, Vai
Dom?«
»Ich glaube, das sollte besser Merryl tun«, antwortete der
Prinz, »weil es die Aillards betrifft.«
Merryl stieg langsam die Stufen von seiner Abteilung
hinunter, wurde jedoch von einer klaren weiblichen Stimme
aufgehalten.
»Ich erhebe Einspruch«, verkündete die Stimme, die ich
erkannte. »Dom Merryl spricht nicht für die Aillards.« Nun
blickte ich auf und sah meine Cousine Callina durch den
Mittelgang der Abteilung gehen. An den Schranken blieb sie
stehen und wartete. Diese klare Stimme beunruhigte mich; ich
hatte sie das letzte Mal gehört, als Marjorie … starb. Sie war in
Callinas Armen gestorben. Und ich … Wieder meinte ich, den
alten Schmerz in meiner verwundeten Hand zu spüren, das
Zerren an jedem Nerv und Finger und Nagel, das längst
vergangen war … Das war Wahnsinn. Ich raffte

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