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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mann, der mein Bruder geworden war, hatte ich gerade erst kennen zu lernen begonnen, und dann war er von mir gegangen, an den Ort ohne Wiederkehr. Ich hatte auch ihn in das Schicksal hineingezogen, das mich unerbittlich verfolgte. Aber wenigstens hatte er einen sauberen Tod gehabt, eine Kugel durchs Herz, nicht den Tod im Feuer, der auf mich wartete.
    Denn jetzt, wo Kadarin mit dem Sharra-Schwert los war, wusste ich, wie ich sterben würde, und bereitete mich darauf vor. Asharas Plan und Regis Hasturs neue und erstaunliche Gabe, mit der er irgendwie Macht über Sharra zu haben schien, mochten die Sharra-Matrix vernichten. Aber mir war völlig klar, dass ich mit ihr untergehen würde.
    Nun, das hatte all diese Jahre auf mich gewartet. Es hatte mich zu einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Tod, den ich mit Marjorie hätte teilen sollen, nach Darkover zurückgebracht.
    Wir hatten unseren Tod geplant … Ich dachte an jenen Morgen auf Burg Aldaran … Wir waren Geiseln für die Zerstörung, die Sharra in dem Land ringsum anrichtete. Feuer regnete auf den terranischen Raumhafen von Caer Donn nieder. Und da wurde mir erlaubt, aus dem Drogenrausch zu erwachen, in dem ich, ein passiver Gefangener, Sharra mit Kraft gespeist hatte. Ich habe nie erfahren, warum Kadarin das zuließ; ganz bestimmt hatte er nicht plötzlich seine Zuneigung für uns entdeckt. Aber Marjorie und ich waren bereit gewesen zu sterben … wussten, dass wir sterben würden, wenn wir das Tor in diese Welt, das Sharra war, schlossen. Und so hatten sie und ich gemeinsam das Tor zugestoßen … Doch dann hatte ich die ganze Macht dieser Matrix benutzt, Marjorie und das Schwert genommen und uns durch den Raum nach Arilinn geschleudert. Die Terraner nannten das Teleportation, und ich hatte es nie zuvor getan und seitdem auch nie wieder. In Arilinn war Marjorie an ihren schrecklichen Verbrennungen gestorben, und ich …
    … ich hatte überlebt, vielmehr ein Teil von mir hatte überlebt, und in all diesen Jahren hatte ich mich selbst verabscheut, weil ich ihr nicht in den Tod gefolgt war. Jetzt wusste ich, warum ich verschont geblieben war: Kadarin und Thyra lebten noch, und die Matrix hätten sie auf jeden Fall irgendwie wieder in ihren Besitz gebracht, um Darkover von neuem mit ihrem Feuer zu verheeren. Diesmal gab es keine Gnadenfrist für mich mehr, und wenn Sharra vernichtet war, würde keiner von uns mehr am Leben sein. Und deshalb musste ich meine Angelegenheiten in Ordnung bringen.
    Ich rief Andres zu mir zurück und fragte: »Wo ist das kleine Mädchen?«
    »Rella – das ist die Küchenhilfe – hat sich heute um sie gekümmert und sie in dem Zimmer zu Bett gebracht, das Marius als kleiner Junge hatte«, antwortete Andres.
    »Wenn ich am Leben bleibe«, sagte ich, »werde ich vielleicht im Stande sein, sie nach Armida zu bringen. Aber sollte mir irgendetwas zustoßen – nein, Pflegevater, hör zu; nichts in diesem Leben ist gewiss. Jetzt, da mein Vater und mein Bruder von uns gegangen sind – du hast uns allen ein Vierteljahrhundert lang treu gedient. Wenn mir etwas zustoßen sollte, würdest du dann Darkover verlassen?«
    »Ich weiß es nicht. Darüber habe ich nie nachgedacht«, erwiderte der alte Mann. »Ich bin mit Dom Kennard hergekommen, als wir beide junge Männer waren, und es ist ein gutes Leben gewesen. Aber letzten Endes werde ich wohl doch nach Terra zurückgehen.« Mit freudlosem Grinsen setzte er hinzu: »Ich habe mich oft gefragt, wie es sein würde, meinen eigenen blauen Himmel wieder zu sehen und einen richtigen Mond, nicht diese kleinen Dinger.« Er wies durch das Fenster auf das verblassende Gesicht Idriels, grünlich wie ein Edelstein unter Wasser.
    »Bring mir Schreibpapier.« Er tat es, und ich schrieb mit meiner guten Hand, faltete das Blatt und siegelte es.
    »Ich kann dir Armida nicht hinterlassen«, sagte ich. »Vermutlich wird Gabriel es nach mir erben; es gehört zur Alton-Domäne. Ich würde es tun, wenn ich könnte, glaub mir. Aber wenn du das hier dem terranischen Legaten in der Handelsstadt bringst, ist deine Reise nach Terra gesichert, und ich möchte Marja lieber von dir erzogen wissen, als sie Gabriels Frau überlassen.« Domna Javanne Hastur hat mich nie gemocht. Ich zweifelte nicht daran, dass sie für einen Verwandten Gabriels ihr Bestes tun würde, aber eben ein kaltes und pflichtschuldiges Bestes. Andres dagegen würde meine Tochter wenn nicht um meinetwillen, dann um meines Vaters und Linnells willen

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