Sharras Exil
meine Fähigkeiten. Wie steht es mit den Euren?«
»Ich stelle deine Fähigkeiten nicht in Frage«, erwiderte sie, und ihre Stimme war wie geschmolzenes Silber. »Aber wenn du Bündnisse der Domäne in die Wege leitest, die mich betreffen, steht mir das Recht zu, danach zu fragen und, wenn es sein muss, ein Veto einzulegen. Beantworte Hasturs Frage, mein Bruder.« Sie benutzte die förmlichste und steifste Form dieses Worts. »Ich kann nichts dazu bemerken, bevor ich weiß, was verhandelt worden ist.«
Merryl sah aus, als sei er aus der Fassung geraten. Ich kannte ihn nicht; ich kannte die meisten der jüngeren Aillards nicht, obwohl Callinas jüngere Schwester Linnell meine Pflegeschwester war. Jetzt trat Merryl nervös von einem Fuß auf den anderen, schielte zu Derik hinüber, der grinste und ihm keine Hilfe gab, und sagte schließlich: »Ich habe Abmachungen getroffen, nach denen Lady Callina ein neues Bündnis durch eine Heirat mit Dom Beltran von Aldaran besiegeln soll.«
Ich sah den Schock auf Callinas Gesicht, aber ich konnte nicht ruhig bleiben. Ich platzte heraus: »Ihr müsst alle verrückt geworden sein! Habt Ihr gesagt – ein Bündnis mit Aldaran? Beltran von Aldaran?«
Hastur warf mir einen strafenden Blick zu, und Derik Elhalyn erklärte: »Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.« Es klang trotzig und sehr jung. »Die Aldarans sind bereits mit einer größeren Domäne durch Heirat verbunden, wie Ihr am besten wissen solltet, Dom Lewis. Und in dieser Zeit, da wir die Terraner direkt auf unserer Türschwelle sitzen haben, halte ich es für eine gute Sache, diese Gelegenheit zu ergreifen und die Aldarans wieder zu den Comyn zurückzubringen.«
Er deklamierte das, wie ein Kind seine Lektion aufsagt. Wer mochte sie ihm eingelernt haben? Nach einem Blick auf Merryl entschied ich, dass die Antwort nahe lag.
Aber … ein Bündnis mit Aldaran? Mit diesem verdammten Renegaten-Clan?
Callina sagte: »Hat sich irgendwann schon einmal eine Bewahrerin den Launen des Rats unterwerfen müssen? Ich bin kraft eigenen Rechts Oberhaupt der Aillard-Domäne und keine Untergebene Dom Merryls. Meiner Meinung nach ist es überflüssig, weiter über diesen …« – ich hörte beinahe, wie sie im Geist nach einem nicht beleidigendem Adjektiv suchte und schließlich den Kompromiss fand – »… diesen schlecht beratenen Plan zu diskutieren. Es tut mir Leid, mein Prinz; ich lehne ab.«
»Ihr – lehnt ab?« Derik starrte sie an. »Mit welchem Grund, Lady?«
Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. Ihr Schleier fiel zurück und enthüllte ihr dunkles, mit Edelsteinen durchflochtenes Haar. Sie sagte: »Es ist zu dieser Zeit nicht mein Wille zu heiraten. Und sollte ich einmal heiraten wollen, dann werde ich zweifellos im Stande sein, einen passenden Mann zu finden. Doch glaube ich nicht, dass ich unter den Aldarans nach ihm Ausschau halten werde. Über diese Domäne weiß ich mehr, als mir lieb ist, und ich sage Euch, wir könnten uns ebenso gut hier und jetzt den verfluchten Terranern ausliefern wie ein Bündnis mit …« – wieder das Überlegen, das sichtbare Suchen nach einem Wort – »… mit dieser verstoßenen Renegaten-Domäne schließen.«
Dyan erklärte: »Domna, Ihr seid nicht richtig informiert.« Wie immer, wenn er mit Frauen sprach, drückte seine Stimme untadelige, kühle Höflichkeit aus. »Die Aldarans sind keine Busenfreunde der Terraner mehr. Beltran hat das Bündnis mit Terra zerbrochen, und schon allein aus diesem Grund meine ich, dass wir es uns nicht leisten können, uns weiter von Aldaran fern zu halten.« Er wandte sich an den Rat und erläuterte: »Ein Bündnis mit Aldaran würde uns mehr Stärke verleihen, und das ist es, was wir jetzt brauchen, um uns vereint gegen den Sog des terranischen Imperiums zu stemmen. Sicher, es gibt solche unter uns, die uns den Terranern ausliefern würden …« – sein Blick wanderte zu der Ridenow-Abteilung – »… aber da sind auch jene, die unserer Welt und unserer eigenen Art treu bleiben. Und zu diesen, davon bin ich überzeugt, gehört Beltran. Unsere Vorväter haben aus Gründen, die sie für richtig hielten, die Domäne von Aldaran aus den Comyn verstoßen. Aber es waren einmal sieben Domänen, es sollten wieder sieben Domänen sein, und dieser Zug wird die Vorstellungen des gewöhnlichen Volks bestimmt ansprechen.«
Callina erklärte: »Ich bin Bewahrerin …«
Er zuckte die Schultern. »Es gibt andere. Wenn Beltran ein Bündnis mit der
Weitere Kostenlose Bücher