Shayne - der Verführer (German Edition)
von Alan schwanger wurde.”
“Da hast du allerdings auch Recht”, bestätigte Zelda, stand auf und schenkte Sherry ein.
“Solltest du nicht schon im Bett liegen?” fragte Bliss und nahm ein Glas entgegen.
“In meinem Alter, Schätzchen, will man die verbleibende kostbare Zeit nicht mit Schlafen vergeuden.” Zelda nahm einen großen Schluck, seufzte zufrieden und schenkte nach, bevor sie sich wieder setzte. “Wir sollten miteinander reden.”
Bliss erstarrte innerlich. “Ist alles in Ordnung? Du bist doch nicht krank?”
“Natürlich nicht. Ich bin kerngesund.”
“Dr. Vandergrift hat etwas über deinen Blutdruck gesagt.”
“Mein Blutdruck ist bestens, außer wenn ich an deinen Exmann denke, und das tat ich bei meiner letzten jährlichen Untersuchung. Übrigens ist dieser Mann fast so alt wie ich und sollte nicht mehr als Arzt praktizieren.”
“Er gilt als einer der besten Internisten im Land.”
“Ha! Wahrscheinlich hat er sich dieses Lob von dem Geld erkauft, das seine Vorfahren im Bürgerkrieg in ausgebrannten Herrenhäusern geraubt haben.”
Zelda und Dr. Elliot Vandergrift stritten miteinander, so lange Bliss zurückdenken konnte und vermutlich auch schon länger. Sie vermutete, dass sich der Arzt für ihre Großmutter nicht nur als Patientin interessierte.
“Wenn es nicht um deine Gesundheit geht, dann ist es Geld”, meinte sie bedrückt und nahm einen Schluck Sherry.
“Nein. Ich möchte nur wissen, wann du mir endlich von deiner Reise nach Paris erzählst.”
“Ich habe dir doch schon erzählt, dass ich einige herrliche Sachen gefunden haben.”
“Sicher, und ich freue mich sehr für dich, Schätzchen, weil ich weiß, wie viel dir dein Laden bedeutet. Aber ich warte darauf, dass du mir etwas über den Mann erzählst, den du in Paris kennen gelernt hast.”
Bliss ließ beinahe das Glas fallen. “Ich weiß nicht, wovon du sprichst.”
“Die Nonnen hatten Recht, als sie behaupteten, man würde es dir immer ansehen, wenn du nicht die Wahrheit sagst, Bliss. Du bist eine erbärmlich schlechte Lügnerin. Ich meine den Mann, der schuld daran ist, dass du seit zehn Tagen wie eine Schlafwandlerin herumläufst.”
“Ich bin nicht …”
“Aber sicher doch! Ich finde das wunderbar. Und jetzt möchte ich endlich mehr hören.”
Bliss schüttelte den Kopf. “Entgeht dir denn gar nichts?”
“Nein, dafür sorge ich schon. Schätzchen, ich habe viel Zeit, und ich beobachte Menschen. Du hattest bei deiner Rückkehr aus Frankreich so einen entrückten Blick, und ich dachte mir gleich, dass du dich nicht nach einem Gemälde im Louvre sehnst.”
“Ich habe einen Mann kennen gelernt”, gab Bliss zu. “Aber wir haben nur wenig Zeit zusammen verbracht.”
“Es dauert nicht lange, um sich zu verlieben.”
“Es war nicht wie bei dir und Großvater. Es bestand nur eine gewisse Anziehungskraft.”
“Man sollte die Anziehungskraft nie unterschätzen. Sie kann ein sehr solides Fundament für die Ehe bilden.”
“Es war nur ein einziger Abend”, fuhr Bliss fort. “Und es ist nichts passiert”, fügte sie hastig hinzu, als sie einen wissenden Blick ihrer Großmutter auffing.
“Habe ich vielleicht etwas gesagt?” fragte Zelda unschuldig.
“Nein, aber du hast es gedacht.”
Das stritt Zelda nicht ab. “Und wie seid ihr verblieben?”
“Ich sagte ihm, dass ich ihn nicht wiedersehen möchte.”
“Und warum nicht, wenn ich fragen darf?”
“Weil er reich ist.”
“Also, das ist einer der dümmsten Gründe, die ich je gehört habe.”
“Alan war reich.”
“Alan tat so, als wäre er reich”, widersprach Zelda.
“Das macht es noch schlimmer.”
“Arm oder reich, der Kerl war Abschaum. Was sagte denn dieser Mann, als du ihn nicht wiedersehen wolltest?”
“Ich dachte, er würde sich damit abfinden.”
“Höre ich da ein ‚Aber’?”
“Na schön.” Bliss seufzte und leerte ihr Glas. “Auf dem Heimweg fuhr ich beim Laden vorbei. Er hat drinnen gewartet.”
“Drinnen? Lieber Himmel, Kind, hast du dich diesmal mit einem Einbrecher eingelassen?”
“Nein. Michael hat ihm aufgemacht.”
“Ach, Michael O’Malley”, sagte Zelda schwärmerisch. “Eine Frau könnte es viel schlimmer treffen, als diesen Mann zu heiraten.”
Ihre Großmutter kam nicht zum ersten Mal darauf zu sprechen, und Bliss gab die gleiche Antwort wie immer. “Ich mag Michael als Freund.”
“Aus Freunden können Liebende werden.”
“Das käme mir zu abwegig vor. Seit er das
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