Shayne - der Verführer (German Edition)
bereitet mir nur, ob Ihre Fähigkeiten an die der Fortune heranreichen.”
“Und mir bereitet nur Sorge, ob ich vom Dienst suspendiert werden kann, wenn ich meinem Vorgesetzten die Nase einschlage.”
“Das wäre garantiert der Fall”, warnte Cunningham hart. “Wir haben schon festgestellt, dass die Fortune eine Diebin und Schmugglerin ist. Jetzt sieht es so aus, als würde sie auch vor Mord nicht zurückschrecken. Darum wollte ich Sie warnen.”
“Ich bin gewarnt”, entgegnete Shayne mit zusammengebissenen Zähnen.
“Nachdem ich meine Pflicht erfüllt habe, werde ich der Bourbon Street einen Besuch abstatten und mir einige von diesen Striptease-Shows ansehen. Sie wollen mich vermutlich nicht begleiten?”
“Ich verzichte.”
“Wahrscheinlich brauchen Sie Ihren Schönheitsschlaf, bevor Sie morgen mit Ihrer Freundin essen.” Als Shayne ihn gereizt ansah, lachte Cunningham. “Vergessen Sie nicht, dass ich alles erfahre. Bliss Fortune mag süß wie Zuckerwatte aussehen, aber wir beide wissen doch, wie sehr der äußere Schein trügen kann. Und wenn wir auch unsere Differenzen hatten, O’Malley, möchte ich doch nicht, dass Sie wie das Männchen der Schwarzen Witwe enden.”
Shayne blieb nachdenklich im Zimmer zurück. Er traute Bliss keinen Mord zu, aber Rache war ein starkes Motiv. Vielleicht hatte sie wirklich jemanden engagiert, um ihren Exmann umzubringen.
Ob sie womöglich mehr über mich weiß, fragte er sich. Womöglich hatte Bliss sich ganz gezielt an ihn herangemacht, um ihn für ihre Zwecke einzuspannen.
“Vielleicht soll ich für sie die Drecksarbeit erledigen …”
Shayne trat ans Fenster, öffnete die Vorhänge, blickte ins Freie und fragte sich, worauf er sich diesmal eingelassen hatte.
Am nächsten Vormittag war im Laden so viel zu tun, dass Bliss kaum zum Nachdenken kam. Eine Busladung Touristen drängte sich in dem Laden, dessen alte Klimaanlage nicht mehr richtig funktionierte. Bliss und Lilah Middleton, ihre Angestellte, hatten alle Hände voll zu tun.
Bliss stieß soeben versehentlich das Pfefferspray um, das Michael und Zelda ihr zur Selbstverteidigung aufgedrängt hatten, als Lilah seufzte.
“Was ist?” Bliss hob die Spraydose auf. Lilah deutete auf eine rundliche Frau, die in einer Glasvitrine einen um die Jahrhundertwende gefertigten Steiff-Teddy betrachtete.
“Gestern Vormittag war eine Kundin im Laden, die überlegte, ob sie den Bären kaufen soll. Ich habe ihr versprochen, ihn für vierundzwanzig Stunden zurückzulegen. Aber dann klingelte das Telefon, und ich habe vergessen, ein entsprechendes Schild in die Vitrine zu stellen.”
“Gestern Vormittag?”
“Kurz vor der Mittagspause.”
Bliss sah auf die Uhr. “Es ist schon nach zwölf. Die Frist ist verstrichen.”
“Aber die Kundin war aus der Stadt”, erwiderte Lilah. “Sie wohnt am Audubon Place.”
“Oh.” Das war allerdings etwas anderes. Die Touristin würde sicher nie wiederkommen. Die einheimische Kundin dagegen wohnte in einer privilegierten, reichen Gegend der Stadt. “Kassiere bitte weiter, und ich kümmere mich um die Sache.”
Bliss nahm den Schlüssel für die Vitrine mit den Teddybären aus der Kasse und trat auf die Kundin zu. “Willkommen in der Treasure Trove”, sagte sie freundlich und holte den Bären heraus. “Interessieren Sie sich für Teddys?”
“Ja”, erwiderte die Frau und streichelte das braune Plüschfell.
“Leider ist dieser hier schon sehr abgewetzt.”
“Das ist gut.” Die Frau lächelte. “Das zeigt, dass er sehr geliebt wurde.”
Letzte Woche hatte Bliss mit diesem Argument den Verkauf einer Puppe verhindert. “Er brummt auch nicht mehr”, erklärte sie.
“Das spielt keine Rolle.”
Bliss versuchte es noch einmal. “Haben Sie den hier schon gesehen?” fragte sie und deutete auf einen hellbraunen Bären, der die Steiff-Marke noch im Ohr trug. “Er ist etwas jünger, Nürnberg 1910, und in bestem Zustand. Und er brummt.”
Der Kundin schien er zu gefallen, doch dann betrachtete sie das Preisschild. “Er ist aber auch teurer.”
“Ach, das ist ein Versehen”, schwindelte Bliss. “Gestern war ich nicht in der Stadt, und meine Verkäuferin hat nicht alle Sonderangebote ausgezeichnet.”
“Sonderangebote?” fragte die Touristin sofort interessiert.
“Ja”, bestätigte Bliss. “Wir wollten den Preis um zweihundert Dollar senken.” Dadurch wurde dieser Bär um fünfzig Dollar billiger als der andere.
Die Frau zögerte.
“Und wir
Weitere Kostenlose Bücher