Shayne - der Verführer (German Edition)
schicken ihn kostenlos zu Ihnen nach Hause”, bot Bliss an.
Endlich stellte die Kundin den dunklen Bären wieder auf das Regal und griff nach dem hellen. “Ich nehme den.”
“Eine sehr gute Wahl.” Bliss ging rasch an die Kasse, bevor die Touristin es sich doch noch anders überlegte. “Rette schnell den Bären”, raunte sie Lilah zu und packte den Bären ein, den sie soeben für den Preis verkauft hatte, den sie selbst in Frankreich bezahlt hatte.
5. KAPITEL
S hayne betrat Bliss’ Laden pünktlich um zwei Uhr. Die Glöckchen über der Tür klingelten hell, aber Bliss konnte sie bei dem hier herrschenden Lärm bestimmt nicht hören. Er stellte sich neben eine hohe Standuhr und beobachtete sie.
Ihr Gesicht war erhitzt, die Locken standen wirr vom Kopf ab. Trotzdem fand er sie wunderschön.
Sie war zu allen aufrichtig freundlich, und irgendwie schaffte sie es, gleichzeitig Fragen zu beantworten, zu kassieren, Ware zu verpacken und Tipps für die Stadtbesichtigung zu geben.
Hier war sie in ihrem Element, ganz im Gegensatz zu der Party in Paris. Zwischen den verhaltenen Franzosen hatte ihre ungezügelte Energie unpassend gewirkt.
Plötzlich blickte sie hoch und entdeckte ihn. “Hi”, rief sie ihm zu. “Hoffentlich macht es Ihnen nichts aus, wenn Sie warten müssen. Ich bin im Moment beschäftigt.”
Die Frauen im Laden betrachteten ihn, auch die vollbusige blonde Angestellte. “Ich sehe mich ein wenig um.”
“Wir können einen anderen Termin vereinbaren.”
“Ich habe Zeit.” Shayne betrachtete eine in Leder gebundene Sammlung alter Karten, die auf der Liste der Gegenstände aus Paris gestanden hatte. Zwischen den Blättern konnte Bliss die Juwelen nicht versteckt haben. Er musste weitersuchen.
Hercules lag auf einem bestickten Kissen im Sonnenschein. Als Shayne dem Kater einen bösen Blick zuwarf, wandte sich dieser ab und putzte sich die Pfoten.
“Wer ist denn bloß dieser sagenhafte Mann?” flüsterte Lilah ihrer Chefin zu.
“Nur ein Mann, nichts Besonderes.”
“Ich streite nicht mit meiner Arbeitgeberin, aber jetzt liegst du völlig falsch. Hier bitte”, sagte sie und reichte einer der Kundinnen ein gut verpacktes Parfümfläschchen. “Hoffentlich haben Sie viel Freude damit.”
Die Touristin murmelte nur etwas Unverständliches.
“Ist sie nicht ein Sonnenschein?” flüsterte Lilah.
“Vielleicht versteht sie uns nicht”, erwiderte Bliss und war für den Themenwechsel dankbar.
Doch Lilah ließ sich nicht ablenken. “Tom Selleck ist nur ein Mann. Brad Pitt, Val Kilmer, Keanu Reeves sind nur Männer. Aber der dort …” Sie betrachtete Shayne, der sich für eine Sammlung Schwerter der Südstaatenarmee interessierte. “Das ist doch ein göttliches Wesen.”
“Er sieht recht gut aus, wenn man den Typ mag”, räumte Bliss ein.
“Wer mag diesen Typ nicht?”
“Ich.” Bliss wünschte sich nur, überzeugender zu klingen.
“Wenn das stimmt, sollte ich lieber die netten Männer in den weißen Kitteln rufen, die dich in einer bequemen Zwangsjacke wegschaffen.” Lilah stockte und warf Bliss einen prüfenden Blick zu. “Er ist reich, nicht wahr?”
“Stinkreich.”
“Was für ein Verbrechen!” Lilah schüttelte den Kopf. “Ehrlich, Bliss, solltest du nicht endlich aufhören, eine ganze Gruppe von Männern nur wegen deines Exmannes zu verurteilen? Du bist doch sonst gegen Vorurteile.”
“Das stimmt.” Bliss lächelte einem untersetzten Mann zu, der vorsichtig eine alte Lumpenpuppe zur Kasse brachte. “Ach, das ist eines meiner Lieblingsstücke.”
“Für meine Tochter”, erklärte er.
“Sie wird die Puppe genauso lieben wie ich.” Bliss verschwieg, dass sie ursprünglich diese Lumpenpuppe für ihre eigene Tochter aufbewahren wollte.
“Das war Ihre Puppe?”
“Vor langer Zeit. Ich bin erwachsen und spiele nicht mehr mit Puppen, aber Ihre Tochter wird begeistert sein.”
“Hoffentlich. Sie ist noch sehr jung, aber die Mädchen wachsen in der heutigen Zeit in Deutschland schneller heran als früher.”
“In Amerika auch.” Es schmerzte Bliss, als sie die Puppe verpackte, doch Geschäft war Geschäft. Hätte sie die Puppe nicht verkaufen wollen, hätte sie sie nicht in den Laden legen dürfen.
Der Mann bezahlte und ging. Da Bliss für drei Tintenfässer das Geld kassierte, bemerkte sie nicht, wie Shayne den Laden verließ.
Erst um drei Uhr kam sie dazu, sich umzusehen. Sie war mit Lilah allein. Offenbar hatte Shayne doch die Geduld
Weitere Kostenlose Bücher