Shayne - der Verführer (German Edition)
dem Jaguar. “Glauben Sie, dass Sie der Aufgabe nicht gewachsen sind?”
“Nein, absolut nicht”, wehrte sie ab. “Ich hatte nur nichts in diesen Ausmaßen erwartet. Wie ist es innen?”
“Das werden Sie gleich sehen, aber keine Sorge, das Haus ist in gutem Zustand. Der frühere Eigentümer ließ es renovieren. Jetzt muss es nur jemand so einrichten, dass es im früheren Glanz erstrahlt.” Er stieg aus, half Bliss aus dem Wagen, holte einen Weidenkorb vom Rücksitz und tippte einen Code in einen Schaltkasten neben der Tür, die von der Garage ins Haus führte.
“Beeindruckende Sicherheitsmaßnahmen”, stellte sie fest.
“Man kann nicht vorsichtig genug sein. Und man weiß nie, wann einem ein Einbrecher oder Juwelendieb einen Besuch abstattet.”
Hätte sie Shayne nicht besser gekannt, hätte sie gedacht, dass er jetzt zornig auf sie war. “Die Vorstellung macht mir Angst. Ich sorge mich ohnedies immer, Diebe könnten in meinen Laden eindringen. Aber ich könnte nicht schlafen, müsste ich mir auch noch Gedanken machen, weil jemand in mein Haus einbrechen könnte.”
“Keine angenehme Vorstellung”, bestätigte er. Sie hatte ihren Beruf verfehlt. Falls sie jemals aufhörte, Juwelen zu klauen, sollte sie Schauspielerin werden. Bestimmt wäre sie mit Preisen für die beste Darstellung überhäuft worden.
Durch die Tür erreichte man eine geräumige Halle mit hohen Decken, erlesenen Stuckarbeiten und einem Wandgemälde, das sich über die ganze Länge des Raums hinzog und das Leben in den Südstaaten vor dem Bürgerkrieg darstellte.
“Wundervoll!” rief Bliss begeistert.
“Und leer.” Er verschwieg, dass Cunningham gar nicht darüber begeistert gewesen war, aus dem der Regierung gehörenden und als Versteck dienenden Haus die gesamte Einrichtung zu entfernen. “Nehmen Sie den Auftrag an?”
“Ich wäre verrückt, würde ich ablehnen.” Durch einen Torbogen betrat sie eine Diele mit Marmorboden. Eine geschwungene Treppe bildete den Blickpunkt. “Zeigen Sie mir auch den Rest des Hauses?”
“Nach dem Essen. In den ersten Stock führen mindestens dreißig Stufen hinauf. Ich möchte nicht, dass Sie vor Hunger ohnmächtig werden, herunterfallen und sich Ihren hübschen Hals brechen.”
Als er sanft über ihren Nacken strich, konnte sie einen leichten Schauer nicht unterdrücken. Shayne war ihr plötzlich viel zu nahe. Rasch wich sie zurück. “Ich habe doch schon gesagt, dass ich noch nie ohnmächtig geworden bin.”
“Wie gut für Sie. Dabei wollen wir es auch belassen.” Shayne führte sie durch einen zweiten Durchgang. “Ein Picknick sollte man im Freien abhalten.”
In dem von Mauern umgebenen Garten blühten leuchtend bunte Blumen. “Es ist wirklich schön hier”, stellte Bliss fest. Ein Lufthauch strich an ihr vorbei. Die Blumen dufteten, Bienen summten, Schmetterlinge flatterten von Blüte zu Blüte. “Ich bin froh, dass ich mich habe überreden lassen.”
Bliss war so begeistert, dass sie sofort daran dachte, das Innere des Hauses optisch dem Garten anzupassen. Die Räume waren so groß und wirkten so steif, dass Blumenmuster und Grünpflanzen sie auflockern mussten.
Shayne packte soeben den Korb aus, hielt inne und beobachtete, wie der Wind mit ihren Locken spielte. Ihre grünen Augen wirkten sanft und unschuldig. Wie konnte eine Diebin so schöne Augen haben? Ihre vollen, weichen Lippen lockten ihn.
Er wollte sie berühren, die Finger in ihr Haar schieben, ihre Wange streicheln und sie küssen. Er wollte ihr die grüne Seidenbluse und den kurzen Rock ausziehen, sie auf die Kissen auf der weißen Gartenbank drücken und sie …
Bevor ihm die Fantasie wieder durchging und er nicht mehr klar denken konnte, erinnerte Shayne sich daran, dass er auf Bliss angesetzt war. Sie war eine Verdächtige.
Der Küchenchef des Hotels hatte sich selbst übertroffen. Auf dem frischen grünen Salat lagen Avocados und Artischockenherzen. Es gab einen gesonderten Behälter mit pikant gewürzten Krabben, dazu Schokoladen-Eclairs und eine Flasche Champagner.
Bliss sah zu, wie er die Flasche geschickt öffnete. “Was feiern wir?”
Er schenkte den Champagner ein und reichte ihr einen Kelch. “Sie können es sich aussuchen. Unsere erfolgreiche Zusammenarbeit …”
“Ich habe noch nicht zugestimmt, mit Ihnen zu arbeiten.”
“Dann feiern wir das Wiedersehen.” Er stieß mit ihr an. “Ich habe mehr an Sie gedacht, Bliss, als gut ist. Und mehr, als ich erwartet hätte.”
Instinktiv
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