Shayne - der Verführer (German Edition)
bitte, die Aufgabe zu übernehmen.” Er fuhr weiter, als die Ampel grün zeigte. “Und glauben Sie mir … wenn ich mit Ihnen ins Bett gehen will, werden Sie das sofort wissen. Ich bin nämlich sehr zielstrebig und geradeheraus.”
Das war zwar die größte Lüge, aber sie musste ihm glauben. Das war nicht nur für ihn wichtig, sondern auch für sie, falls sie tatsächlich mit gefährlichen Leuten zu tun hatte. Mochte sie auch eine Diebin sein, nützte sie ihm lebendig doch viel mehr als tot.
Shaynes Stimme hatte zuletzt hart geklungen. Seine Miene war wie versteinert. Als sie an der Trinity Episcopal Church vorbeifuhren, kam Bliss zu dem Schluss, dass Shayne Broussard nicht der lässige Playboy war, für den sie ihn gehalten hatte.
“Wann wollen Sie mir denn dieses angebliche Haus zeigen?” Sie konnte noch immer nicht glauben, dass seine Behauptungen stimmten.
“Jetzt gleich. Ich wollte dort mit Ihnen essen.”
“Allein?”
“Fürchten Sie sich mit mir allein in einem leeren Haus, Bliss?”
“Nein”, erwiderte sie nicht ganz ehrlich.
“Sie sollten sich aber fürchten. Ich könnte doch ein perverser Vergewaltiger oder gar ein Killer sein.”
In Paris hatte sie ähnlich gedacht. “Sind Sie einer?”
“Natürlich nicht. Allerdings würde ich es Ihnen auch kaum eingestehen, wäre ich einer.”
“Das ist auch wieder richtig.”
“Wenn wir uns eine Weile in dem Haus aufhalten, bekommen Sie ein Gefühl dafür, was mir vorschwebt. Dann wissen Sie schon, worauf Sie sich einlassen, bevor Sie den Auftrag übernehmen.”
“Das klingt vernünftig”, bestätigte sie. “Aber warum haben Sie überhaupt ein Haus gekauft?”
“Meine Firma handelt mit Gas und Erdöl. Darum wollte ich schon lange ein Büro in Louisiana eröffnen. Dann habe ich Sie kennen gelernt. Und einige Tage später hat mir ein Makler, mit dem ich arbeite, das Haus angeboten.”
“Ist es groß?” Sie hatten den Garden District erreicht.
“Riesig. Es ist wie eines dieser Herrenhäuser, die mit dem Geld erbaut wurden, das durch die Baumwolle hereinkam. Es wartet viel Arbeit auf Sie.”
Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sie dermaßen hinters Licht führte. Doch dann dachte er wieder an die auf der Party verschwundenen Juwelen.
Es war eine wunderbare Herausforderung. Darüber hinaus hätte Bliss sicher alle ihre Rechnungenn bezahlen und ein Jahr lang schwarze Zahlen schreiben können. “Warum ausgerechnet ich?”
“Ich sagte doch schon, dass Sie mir empfohlen wurden. Außerdem habe ich in Paris sofort bemerkt, dass Sie eine Frau mit besonderem Geschmack sind.”
“Ich dachte, als Erstes hätten Sie meine langen Beine bemerkt.”
“Das ist richtig. Ihre beruflichen Fähigkeiten kamen erst an zweiter Stelle, aber sie sind mir aufgefallen.”
Da sie schon lange mehr kein so nettes Kompliment bekommen hatte, fühlte sich Bliss sehr geschmeichelt. “Die Einrichtung des Hauses könnte sehr teuer werden”, warnte sie.
“Ich betrachte es als Investition, die mir auf jeden Fall besser gefällt als die Aktien, die mir mein Börsenmakler verkauft.”
“Sagen Sie nichts gegen Aktien”, erwiderte sie und dachte an Zeldas eiserne Reserve, die Alan gestohlen und Michael zurückgeholt hatte.
“Sie sind langweilig.”
“Und Sie langweilen sich nicht gern”, erwiderte sie.
“Stimmt.”
Im Französischen Viertel standen die Häuser direkt am Bürgersteig, und die Gärten waren hinter den Häusern verborgen. Im Garden District dagegen waren die herrlichen Herrenhäuser auf typisch amerikanische Art weit von der Straße zurückgesetzt. Die üppig grünenden und blühenden Vorgärten waren von Hecken, Mauern und Zäunen umgeben.
Shayne hielt vor einem schmiedeeisernen Tor auf der Prytania Street.
“Wir sind da”, erklärte er, beugte sich aus dem Wagen und tippte eine Ziffernreihe in einen Schaltkasten, der in einer Säule untergebracht war. Gleich darauf öffnete sich das Tor.
“Das ist Ihr Haus?” flüsterte Bliss beeindruckt und betrachtete das herrliche Gebäude im griechisch-römischen Stil, der vor dem Bürgerkrieg in den Südstaaten höchst beliebt gewesen war.
“Stimmt etwas damit nicht?”
Er hielt erneut zwischen Säulen, die zu beiden Seiten der Zufahrt standen. Eine elektronische Kontrollanlage überprüfte den Wagen, ehe sich das Tor einer Garage für mindestens drei Wagen öffnete.
“Es ist so … groß.”
“Das sagte ich doch schon.” Shayne fuhr in die Garage. Das Tor schloss sich hinter
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