Shayne - der Verführer (German Edition)
Ofen. “Der Junge hatte damals Glück. In der heutigen Zeit würde man ihn wegen sexueller Belästigung verhaften. Also, wen hast du zum ersten Mal freiwillig geküsst?”
“André Robicheaux. Es war auf einer Party im Mardi Gras. Ich war schon während der ganzen High School rasend in ihn verliebt.”
“Der glückliche André! Weißt du, was aus ihm geworden ist?”
“Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Ich bin die Patentante seiner jüngsten Tochter.”
Sie war eine Frau, die nicht nur mit ihrer ersten großen Liebe eng befreundet war, sondern auch mit der Frau dieses Mannes. Das war ein weiterer Beweis dafür, wie schlecht er und Bliss zusammenpassten Bliss schätzte alte Beziehungen offenbar genau wie alte Möbel. Sie war tief in diesem heißen, schwülen Land verwurzelt, das sie sicher nie verlassen würde.
Er dagegen konnte nicht an einem Ort mit einer Frau sesshaft werden. Darin war er wie sein Vater. Roarke war genauso gewesen, bis er sich in eine stellvertretende Staatsanwältin verliebt hatte, die Vorhänge nähen konnte. Das Leben hatte Shayne zynisch gemacht. Aus Erfahrung vertraute er nur seinen Brüdern, sonst niemandem. Bliss dagegen schenkte ihr Vertrauen viel zu leicht.
“Dann war André vermutlich auch dein erster Liebhaber”, meinte er.
“Alan war mein erster Liebhaber.” Sie stockte. “Du bist mein zweiter.”
Das war das Stichwort, diese ganze Farce auf der Stelle abzublasen.
“Wenn das stimmt, sind die Männer in New Orleans blind oder verrückt.”
“Keines von beiden.” Sie holte tief Atem und sah ihm in die Augen. “Ich habe auf einen Mann gewartet, den ich lieben kann.”
Lieben. Das Wort traf ihn wie ein Schlag. “Bliss …” Sein Beruf erforderte große Redegewandtheit. Trotzdem war er jetzt um Worte verlegen.
“Tut mir Leid.” Sie streichelte seine Wange. “Das wollte ich nicht sagen, höchstens … nun ja … später.” Sie hatte ihn nicht verscheuchen wollen. Von Shayne erhoffte sie sich ein unvergessliches Erlebnis auf einem Gebiet, das mit Alan alles andere als aufregend gewesen war. “Du hast mir erklärt, dass du dich nicht für immer an mich binden kannst. Und das hat mir gezeigt, wie ähnlich wir einander sind.”
“Inwiefern?” fragte er überrascht.
“Wir respektieren beide die Wahrheit, ganz gleich, wie schmerzhaft sie auch sein mag. Und da du ehrlich zu mir warst, wollte ich auch ehrlich zu dir sein.”
Ob Roarkes alte Schrotflinte noch im Schrank im Schlafzimmer stand? Wahrscheinlich wäre es einfach gewesen, sich gleich zu erschießen, als darauf zu warten, dass alles zusammenbrach. Diese warmherzige und ehrliche Frau verdiente einen besseren Mann als ihn.
“Ich weiß nicht, was ich sagen soll.” Wenigstens entsprach das der Wahrheit.
“Du brauchst gar nichts zu sagen, Shayne.” Lächelnd schlang sie die Arme um seinen Nacken. “Liebe mich einfach.”
Er hatte versucht, sich ehrenhaft zu verhalten. Aber er war schließlich nur ein Mensch und kein Heiliger. Diese Rolle beanspruchte in der Familie O’Malley Mike für sich.
Shayne küsste Bliss, hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer.
10. KAPITEL
D as Bett war bequem, aber nicht unangenehm weich. “Man versinkt wie in einer herrlich duftenden Wolke”, flüsterte Bliss glücklich.
“Die Matratze ist mit Spanischem Moos und mit Kräutern, die ich nicht kenne, gefüllt”, erwiderte Shayne.
“Wenn ich nach meinen Gefühlen gehe, sind es magische Krauter.” Sie genoss es, mit Shayne an diesem verborgenen Ort allein zu sein.
Die Matratze raschelte, als er sich neben sie setzte. “Glaube mir, Liebling, ich kenne dieses Gefühl.” Er hauchte einen Kuss auf ihren Mund. Als er langsam ihre Bluse aufknöpfte, begann sie zu beben.
Er hatte nie eine Frau kennen gelernt, die so leicht rot wurde und schon bei der kleinsten Berührung erschauerte. Die Frauen, mit denen er ins Bett gegangen war, hatten große Erfahrung besessen. Für sie war Verführung nichts weiter als ein genussvolles Spiel gewesen, dem sie sich möglichst oft und mit wechselnden Partnern hingaben.
Unter der zart geblümten Bluse trug Bliss ein elfenbeinfarbenes Hemd mit hauchdünnem Spitzenbesatz. “Du bist so schön”, sagte er und küsste sie auf die Schulter.
Nie zuvor hatte Bliss sich so sehr gewünscht, einem Mann zu gefallen. Sie wollte unwiderstehlich sein und ihn alle anderen Frauen vergessen lassen. Frauen wie diese elegante Blondine, die sie in dem Schlafzimmer in Paris getroffen hatte.
Weitere Kostenlose Bücher