Shayne - der Verführer (German Edition)
unterschied. Alan hatte sie vom ersten Moment an belogen. Shayne dagegen war stets ehrlich gewesen. Jetzt fiel ihr ganz besonders auf, wie sehr er sie an Michael O’Malley erinnerte, und zwar nicht nur im Aussehen.
“Ich verstehe.” Sie lächelte gezwungen. “Ich verlange nicht, dass du dich für immer bindest, Shayne”, versicherte sie, obwohl gerade das ihr größter Wunsch war. “Wir sollten einen Tag nach dem anderen angehen … und eine Nacht nach der anderen.”
Shayne schwankte zwischen dem Drang, ihr alles zu gestehen und dem Drang, seinem Verlangen nachzugeben. Woher kamen bloß plötzlich diese Skrupel? Was sollte er tun? Er wusste sehr genau, dass er letztlich an seinen eigenen Vorteil dachte, aber er redete sich ein, dass er Bliss verletzte, wenn er sie abwies. “Ich bezahle die Sachen, die wir gekauft haben, und sorge dafür, dass sie geliefert werden”, sagte er. “Dann fahren wir.”
Sie atmete tief auf “Ich warte im Wagen.” Ohne sich daran zu stören, dass sie von anderen gesehen werden konnte, beugte sie sich zu ihm und gab ihm einen flüchtigen Kuss, der viel mehr versprach.
Shayne reichte ihr die Schlüssel und sah ihr nach, während sie zum Jaguar ging. Und ausnahmsweise kreisten seine Gedanken nicht um ihre äußerliche Schönheit, sondern um ihr Herz.
Wenn er sie verletzte, was mittlerweile unvermeidlich schien, würde Michael ihn umbringen. Das wäre aber noch nicht so schlimm gewesen wie der Abscheu, den er dann für sich selbst empfinden würde.
Er murmelte eine Verwünschung, holte seine Kreditkarte hervor und gab noch etwas mehr von Onkel Sams Geld aus.
Bliss konnte es kaum erwarten, als sie von dem alten Haus wegfuhren.
“Ich würde dich gern in mein Haus bringen”, sagte Shayne. “Aber dort gibt es keine Möbel. Und wenn ich dich auch überall und unter allen Bedingungen lieben möchte, wäre ein Bett doch nicht schlecht.”
Bliss war nicht daran gewöhnt, so lässig über Sex zu sprechen. “Mein Haus kommt auch nicht in Frage”, erwiderte sie leise. Was hätte Zelda wohl gesagt, wenn sie mit diesem Mann auftauchte und dann in ihrem Schlafzimmer verschwand? Möglicherweise hätte sie gejubelt und eine Ananastorte gebacken, die sie stets zu besonderen Anlässen machte.
“Ich könnte dich in mein Hotel mitnehmen, aber das ist so unpersönlich.”
Bliss war erleichtert, dass er das Hotel mied. Sie war mit Thelma London, der Nachtmanagerin des Whitfield Palace Hotels, zur Schule gegangen und wusste, was für ein schreckliches Klatschmaul sie war. Thelma hätte in der ganzen Stadt verbreitet, dass Bliss Fortune mit ihrem Kunden schlief. Sie zwang sich zu einem unbekümmerten Lachen. “Ich komme wir wie ein Teenager vor, der verzweifelt einen Ort zum Schmusen im Auto sucht.”
Shayne lachte, als er sich daran erinnerte, wie er auf einsamen Straßen im Bayou mit Mädchen herumgeknutscht hatte. “Es gibt eine Möglichkeit, aber ich muss unterwegs halten und einen Anruf erledigen”, schlug er vor.
“Einverstanden.” Das gab ihr die Gelegenheit, Mut zu sammeln.
Er hielt auf dem Parkplatz eines kleinen Supermarktes und rief von einer Telefonzelle an.
“Alles geregelt”, erklärte er, als er wieder einstieg. “Vorausgesetzt, du hast nichts gegen eine längere Fahrt.”
“Es ist ein schöner Abend für eine Fahrt.” Die Luft wirkte wie gereinigt nach dem leichten Regen, der während der Versteigerung gefallen war.
“Was hältst du von Booten?”
“Ich habe mir nie den Kopf darüber zerbrochen. Warum?”
“Einer meiner Freunde besitzt eine Hütte im Bayou. Er benützt sie an diesem Wochenende nicht und überlässt sie uns, falls wir sie haben wollen.” Er legte eine kleine braune Tüte auf den Rücksitz. “Es gibt dort immer Lebensmittel und alles andere, was man unbedingt braucht, und ich habe zwei Zahnbürsten gekauft.”
Bliss hatte ihn in den annähernd zwei Wochen, die sie miteinander verbracht hatten, nur mit einer anderen Person gesehen. “Dieser Freund ist nicht zufällig Michael?”
“Genau der.” Er verschwieg, dass Michael und Roarke und er das Blockhaus zu gleichen Anteilen geerbt hatten. “Stört es dich, dass er weiß, dass du die Nacht mit mir verbringst?”
Bliss überlegte. “Nein, eigentlich nicht. Außerdem kann ich ihn immer überreden, dich zu erschießen, falls du mich schlecht behandelst.”
Shayne lachte, obwohl an ihren Worten etwas dran war. Sicher, Mike würde ihn nie erschießen. Sollte er Bliss allerdings zu sehr
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