Shayne - der Verführer (German Edition)
wissen, ob Sie auch so für sie empfinden. Ich spreche über Tote nicht gern schlecht, aber Alan Fortune war eine verlogene Ratte. Er hat allerdings nur Bliss’ Stolz verletzt. Sie haben ihr das Herz gebrochen.”
“Das ist mir klar, Ma’am.” Er hatte es verdient, dass sie ihm sein Verhalten vorwarf. Wenn es nötig war, um Bliss zurückzugewinnen, wollte er splitternackt die Bourbon Street während des Mardi Gras entlangkriechen. “Es ändert zwar nichts, aber ich schäme mich, dass ich die Sache nicht von Anfang an anders angegangen bin.”
“Das ist das Problem mit Lügen”, meinte Zelda weise. “Fängt man erst einmal damit an, wird man überrollt. Also, lieben Sie Bliss?”
Jetzt musste er absolut ehrlich sein. “Ich weiß es nicht”, gestand er zögernd. “Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich noch nie für eine Frau so empfunden habe wie für Ihre Enkelin.”
“Mein Dupree sagte immer, er hätte vom ersten Moment an gewusst, dass er mich liebt.”
“Ihr Mann war offenbar klüger als ich.”
“Nicht klüger, aber er gab seinen Gefühlen vermutlich mehr Raum”, erwiderte Zelda. “Sie haben viele Frauen gekannt, nicht wahr?”
Shayne zuckte bei der Frage zusammen. Ob Bliss in der Nähe war und das Kreuzverhör verfolgte? “Ja, Ma’am, ich fürchte, das stimmt.”
“Sie brauchen sich dafür nicht zu entschuldigen. Ich würde mir sogar Sorgen machen, wenn ein gut aussehender Mann wie Sie nicht seine Erfahrungen gesammelt hat. Aber es kommt der Zeitpunkt, an dem ein Junge erwachsen und zum Mann und sesshaft werden muss.”
“Dazu bin ich bereit.” Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als er begriff, dass sie stimmten. “Ich habe erst jetzt festgestellt, wie viel mir New Orleans bedeutet und wie stark ich Heimweh hatte.”
“Manchmal dauert es eine Weile, bis man erkennt, dass man das Glück am ehesten im eigenen Garten findet”, bestätigte Zelda. “Bliss dachte, es würde ihr gefallen, in der Welt herumzureisen. Aber selbst wenn Alan kein Schuft gewesen wäre, hätte sie dieses Leben bald langweilig gefunden.”
“Ich habe noch nie eine Frau kennen gelernt, die mit ihrem Leben so zufrieden und glücklich war.” Das stimmte zumindest, bis sie ihn in Paris kennen gelernt hatte.
“Sie wird es wieder sein.” Zelda hatte seine Gedanken erraten. “Bliss erholt sich schnell. Mein Dupree war auch so. Dem Mann ist alles schief gelaufen, was er versucht hat, aber er hat nie die Hoffnung aufgegeben, einmal den Jackpot zu gewinnen.”
“Ich glaube, er hat ihn gewonnen, Mrs. Zelda, als er sich in Sie verliebte.”
Zeldas Lachen erinnerte ihn an Bliss. Allerdings erinnerte ihn im Moment alles an sie.
“Sie haben genau die richtigen Worte gewählt”, versicherte sie fröhlich. “Sie sind ein Charmeur, Shayne O’Malley. In dieser Hinsicht unterscheiden Sie sich von Ihrem Bruder.”
“Mike hat immer alles schlicht und geradlinig angepackt.”
“Ein Mann wie ein Felsen”, bestätigte sie. “Da wir alle unsere Karten auf den Tisch legen, gebe ich zu, dass ich gehofft habe, Bliss könnte sich in Michael verlieben.”
“Das wäre wahrscheinlich besser für sie gewesen”, gestand er widerstrebend ein.
“Nach Alan dachte ich eine Zeit lang so, aber jetzt glaube ich, dass es ein Fehler gewesen wäre.” Zelda stellte ihr Glas auf den Tisch. “Sie müssen verstehen, wie Bliss die Sache sieht. Nach Alan kommt es ihr so vor, als hätte sich alles wiederholt.”
“Natürlich verstehe ich sie, aber ich bin nicht wie Alan Fortune. Absolut nicht.”
“Das sehe ich jetzt, und Bliss wird es auch erkennen, wenn sie erst einmal darüber nachgedacht hat. Sie müssen ihr Zeit lassen, Shayne.” Sie stand auf und gab ihm dadurch zu verstehen, dass das Gespräch beendet war. “Bis dahin werde ich mich bemühen, sie dazu zu bringen, wenigstens mit Ihnen zu sprechen.”
“Danke, Ma’am.”
“Das tue ich für Bliss, nicht für Sie. Sie mag fröhlich und heiter klingen, aber sie besitzt einen Kern aus Stahl. Nur dadurch hat sie die Herausforderungen des Lebens überstanden. Sie kann auch sehr dickköpfig sein. Es wird nicht leicht sein, sie zu erobern. Aber sie ist ein kluges Mädchen, und wenn wir alle zusammenhalten, wird sie zur Einsicht kommen.”
Shayne hätte Zelda dafür küssen können. Impulsiv achtete er nicht auf ihre ausgestreckte Hand, sondern legte die Hände auf ihre Schultern und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
“Jetzt weiß ich, wieso Bliss’ Großvater
Weitere Kostenlose Bücher