Shayne - der Verführer (German Edition)
jetzt mehr als einen Freund. Sie braucht einen Beschützer.”
Michael warf einen Blick zu Bliss. “Du denkst dasselbe wie ich”, sagte er.
“Ja”, bestätigte Shayne. “Alans Mörder läuft frei herum, und Bliss ist möglicherweise sein nächstes Opfer.”
“Ich werde einen meiner Männer bei ihrem Haus postieren. Dann kümmere ich mich wieder darum, mit wem Alan in der letzten Zeit zusammen war.”
“Danke.” Shayne hätte gern seinen großen Bruder umarmt. Als er sechs war, war ihm das sehr leicht gefallen, wenn Mike seinen Drachen von einem Baum geholt oder seine Angelschnur entwirrt hatte. “Tut mir Leid, dass ich dich in diese Sache hineingezogen habe.”
“Hast du noch nie gehört, dass große Brüder dazu da sind?”
“Ich meine es ernst”, versicherte Shayne. “Falls du jemals meine Hilfe brauchst …”
“Du wirst der Erste sein, an den ich mich wende … das heißt, falls ich dich finde.”
Shayne betrachtete Bliss, die sehr blass aussah. “Ich glaube, das wird in Zukunft viel einfacher sein.”
“Spielst du mit dem Gedanken hier zu bleiben?”
“Man wird es irgendwann leid, in Hotels zu wohnen.”
“Ja, das sagte auch Roarke, bevor er zu Daria zog.”
“Bei mir ist es anders.” Auf keinen Fall wollte er zulassen, dass Bliss Vorhänge nähte. Aber er dachte auch nicht daran, sie freizugeben, so lange zwischen ihnen noch Funken knisterten.
“Natürlich ist es anders”, meinte Michael lachend. Offenbar glaubte er seinem Bruder kein Wort. “Sobald ich Bliss heimgebracht habe, zeige ich mich im Hotel. Dann werden wir schon sehen, was wir ausgraben.”
Michael ging zu ihr, und Shayne holte seinen Wagen aus dem Parkverbot auf der anderen Straßenseite. Er nahm den Strafzettel unter dem Scheibenwischer hervor und legte ihn im Handschuhfach zu den anderen, die er gesammelt hatte. Danach fuhr er zum Hotel. Es war höchste Zeit, dass er mit Cunningham ein ernstes Wort redete.
12. KAPITEL
“I ch weiß nicht, wovon Sie sprechen”, behauptete Cunningham. Shayne war trotzdem überzeugt, dass er mehr über Alan Fortunes Tod wusste, als er verriet. “Wollen Sie andeuten, ich hätte etwas mit Fortunes vorzeitigem Ableben zu tun?”
“Ich will andeuten, dass Sie ihn von jemandem umlegen ließen.”
“Und was hätte ich dadurch erreicht?” entgegnete Cunningham. “Wenn er mit dem Ring von Juwelendieben zu tun hatte, was wir annehmen, hätte er uns lebendig mehr geholfen als tot. Tote Männer können nicht sprechen.”
Shayne räumte widerstrebend ein, dass sein Vorgesetzter in dieser Hinsicht Recht hatte. Trotzdem ließ ihm seit zwei Tagen etwas keine Ruhe. Er kam allerdings nicht dahinter, was es war.
“Vermutlich wurde er umgebracht, damit er nicht mehr sprechen konnte”, vermutete Shayne.
“Das nehme ich an.”
“Der Mörder könnte ein Profikiller sein, der schon die Stadt verlassen hat.” Shayne ging auf und ab und dachte angestrengt nach. “Es könnte aber auch jemand aus der Stadt sein.”
“Der beide Fortunes kennt”, bestätigte Cunningham.
“Richtig. Das führt uns zur Großmutter und zu Nigel Churchill.” Zelda kam selbstverständlich nicht in Frage. Dafür rückte der Antiquitätenhändler auf der Liste der Verdächtigen weiter nach oben.
“Ich wusste nicht, dass Churchill und Fortune miteinander bekannt waren.”
“Sie waren sogar alte Freunde. Bliss hat mir erzählt, dass Fortune sie mit Churchill bekannt gemacht hat.”
Shayne blickte auf das Quarter hinunter, in dem mehr gefährliche Geheimnisse lauerten, als sich die Touristen vorstellen konnten.
“Falls Churchill mit dem Juwelenschmuggel zu tun hat”, überlegte Shayne laut, “warum hat er die Sachen dann nicht über seine eigenen Läden laufen lassen?”
“Vielleicht war ihm das zu gefährlich”, erwiderte Cunningham. “Da er Bliss’ Laden übernehmen wollte, hat er vermutlich ihre Auslandsreisen verfolgt. Dann war es einfach, Schmuggelgut in ihren Sendungen zu verstecken.”
“Und hätte der Zoll etwas gefunden, wäre der Verdacht auf Bliss gefallen”, bestätigte Shayne. “Trotzdem ist das alles sehr unsicher. Was wäre nun gewesen, wenn jemand den fraglichen Gegenstand kaufte, bevor die Kontaktperson hier in New Orleans ihn in die Hände bekam?”
“Das hätte alles erschwert”, räumte Cunningham ein.
“Und es wäre zu riskant gewesen”, sagte Shayne.
“Würden Diebe und Spione keine Fehler begehen, könnten wir sie nie fassen.”
“Das ist auch wieder
Weitere Kostenlose Bücher