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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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suchten im ganzen Königreich, tagelang, konnten aber keine finden. Sie wollten schon aufgeben, als eine Fairy Queen auftauchte (man erinnere sich an Joshua von der NYU).
    »Ich hab eine Mitbewohnerin für euch!«, sagte er. Und die beiden Töchter kamen überein, zusammen mit Kate Johnston, einer Episkopalen, in die 25 West Thirteenth Street zu ziehen, auch bekannt als Mont Parnasse. Ende.
    Ein paar Worte zu Kate Johnston. Ich tu mir keinenZwang an, denn Kate wird sie nie lesen. »Kate?« … »Ja?« … »Sheila Levine hat sich umgebracht. Sie hat diesen ewig langen Abschiedsbrief geschrieben, in dem sie erklärt, warum. Du kennst sie doch, Kate. Möchtest du nicht ihre letzten Worte lesen?« … »Nö.«
    Kate Johnston war zur selben Zeit wie ich an der Theaterabteilung der NYU. Sie trug schmutzige Unterwäsche, und das behauptete nicht nur ich – alle haben es bemerkt. Ich möchte nicht, dass man mir nachsagt, ich hätte noch auf dem Totenbett einen Rufmord begangen.
    Kate war noch nie mein Fall. Sie betrat einen Raum, und alle hätten sich am liebsten in Luft aufgelöst. In ihrem Abschlusszeugnis bekam sie eine Vier und ist zu dem Professor gerannt, der ihr diese Note verpasst hatte. Sie ließ ein paar Tränen kullern und kam mit einer Drei zurück. In Endstation Sehnsucht hatte sie die Hauptrolle und verließ die Bühne, weil sie das unprofessionelle Verhalten der übrigen Mitwirkenden nicht mehr ertragen konnte. Der Regisseur musste sie also anflehen, wieder zurückzukommen, obwohl sie eine miserable Schauspielerin war. Wenn wir im Sommercamp waren, war Kate Johnston im Sommerlager. Und um das Ganze noch zu toppen, waren ihre Eltern geschieden; ihr Vater hatte aber wieder geheiratet und ihre Mutter auch, sie war das einzige Kind unter vier Erwachsenen, und alle vier ließen sie in Ruhe.
    In einem Wort, ich hab Kate Johnston immer gehasst. Und das, weil ich neidisch war. Deshalb war ich glücklich, als sie nach dem ersten Jahr von der Schule abging, denn ich dachte, ich würde sie nie wiedersehen. In einemWort? In einem Wort, ist es nicht die reinste Ironie, dass ich jetzt mit dieser blöden Tuss zusammenzog? Ja, es ist die reinste Ironie, aber schließlich musste ich ja nicht mit ihr zusammenleben – doch musste ich. Wir brauchten eine Dritte.

HALLOWEEN UND ANDERE KATASTROPHEN

    Wir blicken auf den Broadway, auf die Hausnummer 1650, einen schmutzigen alten Kasten. Ein Schwenk nach unten auf Sheila Levine. Sie steckt in einem schwarzen Etuikleid, Größe 44, das ein bisschen zu stramm sitzt, so dass das näher kommende, kritische Auge der Kamera genau erkennt, wo ihre Miederhose endet. Dieses Auge sollte nicht zu nahe rangehen, denn Miss Levine hat es heute Morgen versäumt, sich die Achseln auszurasieren. Sheila, die gerade das Haus betreten will, stolpert und fällt auf den Bürgersteig; sie reißt sich den rechten Strumpf am Knie auf und blutet. Miss Levine bedeckt ihr Knie mit ihrer Tasche und humpelt mit hochgezogenen Schultern ins nächste Schrafft’s, ein Restaurant, das für seine Damentoiletten berühmt ist. Nahaufnahme von der Wimperntusche und dem Make-up, die Sheila über die Wangen rinnen. Sie wäscht sich das Knie mit Papierhandtüchern und hofft nur,dass niemand hereinkommt, der das Klo benutzen will. Sie zieht den Strumpf mit dem Loch aus, schaut sich ihre Beine an und beschließt, dass es eigentlich besser wäre, beide Strümpfe auszuziehen. Ohne Strümpfe, die es nach unten ziehen, rollt das Miederhöschen ihre dicken Schenkel hoch und behindert die Blutzirkulation. Sie zieht ihre Schuhe wieder an, die sich ohne Strümpfe äußerst unangenehm anfühlen, wirft den kaputten Strumpf weg und steckt den intakten in ihre Tasche und geht zur 1650 zurück.
    Rascher Schnitt, das Büro, in dem Mr. Frank Holland, ein pausbäckiger, liebenswerter Mann, sie in der Firma willkommen heißt und ihr erzählt, dass die Eichhörnchen nicht einen und auch nicht zwei, sondern drei Riesenhits zu Weihnachten gelandet hätten. Mr. Holland stellt Sheila Levine Mrs. Cox, ihrem weiblichen Boss, vor. Auf dem Weg durchs Büro, das eigentlich nur eine Ansammlung kleiner grauer Büros mit vielen kleinen Metallschreibtischen ist, bemerkt Sheila, dass kein einziger junger Mann für Frank Holland arbeitet. Mrs. Cox, eine Frau mittleren Alters mit schwarz gefärbtem Haar und weißen Stiefeln, heißt sie willkommen und fragt sie, ob sie tippen kann. Zoom. Eine total deprimierte Sheila antwortet einfach nur: »Ja.«
    Das

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