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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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angeschaut. Denkst du, du bist die Einzige, die das Village kennt. Ich war schon im Village, als du noch nicht auf der Welt warst, und hab mir die komischen Typen dort angeschaut.«
    »East Third Street, und es gibt diese hübschen kleinen Nischen, die sich durch Vorhänge abtrennen lassen …«
    »East Third Street? Und wo auf der East Third?«
    »280 East Third Street, und jede kleine Nische kann für sich …«
    Meine Mutter brach nicht wie erwartet in ein hysterisches Lamento aus, nein, sie kriegte einen Lachanfall.
    »Manny, Manny, komm mal. Stell dir das vor! Stell dir vor, wo Sheila eine Wohnung gefunden hat, ha-ha-ha. 280 East Third Street. Das ist doch direkt gegenüber von dem Haus, wo deine Mutter und dein Vater – mögen sie in Frieden ruhen – eingezogen sind, als sie hierherkamen, ha-ha-ha?«
    Auch mein Vater fand das komisch. Zum Brüllen komisch. Die beiden haben sich über diesen neuen Streich ihrer Tochter Sheila köstlich amüsiert.
    »Wie viel?« Mein Vater spricht.
    »Hundertsechzig im Monat, Nebenkosten eingeschlossen.« Das hat die beiden wieder ernüchtert.
    »Bist du verrückt? Total übergeschnappt? Meine Eltern – mögen sie in Frieden ruhen – lebten auf der anderen Straßenseite und zahlten siebenundzwanzigfünfzig für eine Zweizimmerwohnung. Und selbst das fanden sie zu teuer.«
    »Daddy, das war vor beinahe vierzig Jahren. Die Mieten sind gestiegen.«
    »Ist doch lächerlich. Ich hab in Washington Heights fünfundachtzig im Monat bezahlt.«
    »Willst du wirklich in New York leben, wo hübsche junge Dinger wie du ständig vergewaltigt werden. Und dazu ist es noch so schmutzig.« Ich bin mir nicht sicher, was sie schlimmer fand, den Schmutz oder die Vergewaltigungen.
    »Es macht Spaß, in dem Viertel zu leben.«
    »Macht es auch Spaß, sich vergewaltigen zu lassen?«
    »Ich hab den Mietvertrag schon unterschrieben.«
    »Du hast den Mietvertrag unterschrieben! Unterschrieben, sagst du? Einen Mietvertrag. Dein Vater wird Hyman Silverman anrufen, der soll dich da wieder rausboxen. Wenn dich jemand aus einem Vertrag rausboxen kann, dann Hyman Silverman. Er ist einer besten Rechtsanwälte hierzulande. Der allerbeste.«
    »Ich möchte aber nicht, dass Hyman Silverman michrausboxt. Mir gefällt die Wohnung. Mit ihren ganzen Nischen. Ihr solltet sie euch mal anschauen.«
    »Ich kenne sie. Deine Großmutter und dein Großvater haben dort gewohnt.«
    »Hör gut zu, meine studierte Tochter, du hältst dich wohl für besonders schlau. Mit einundzwanzig ist man noch ein Baby. Pass auf, was dir deine Mutter zu sagen hat. Für mich bist du noch nicht alt genug, um entscheiden zu können, was für dich gut ist und was nicht. Hyman Silverman soll dich aus diesem Vertrag herausholen, du wirst mir das für den Rest deines Lebens danken.« Ich werde es dir nicht danken. Mom.
    Klopf … klopf … klopf …
    Wer ist da? Meine Mutter trommelt, sie macht nicht klopf … klopf … klopf. Und meine Schwester saß draußen in einer roten Corvette, es war also mein Vater, der an meine Tür klopfte.
    »Komm rein.«
    Er tritt ein. Er trägt den einzigen Sportanzug, den er besitzt. Und dazu gehören deine grauen Hush Puppies, Manny, deine kurzen schwarzen Socken. Deine grün schimmernden Hosen, zusammengehalten von einem Gürtel über dem hervorquellenden Bauch. Dein Hemd mit dem Pinguin und der hellblaue Hut mit der Ventilierung, die das Ganze abrunden. Ein Bild. Wie aus einem Herrenmagazin.
    Keiner von uns beiden wusste, was er sagen sollte. Wir haben uns im Lauf der Jahre kaum etwas zu sagen gehabt. Ich kannte Will Fisher besser als diesen Mann, der da an meinem Fenster stand.
    Ich kannte ihn nicht, weil wir nie miteinander geredet haben. Wenn er mit mir redete, dann nur in Klischees. Zum Beispiel sagte er immer: Sei gut zu deinen Füßen, dann sind sie gut zu dir. Und ich wusste nie, was ich darauf antworten sollte. Mein Vater ist Mittelmaß, wie alles hier Mittelmaß ist. Unser Haus ist nicht zu groß und nicht zu klein. Sein Business ist nicht zu groß und nicht zu klein. Und sein Ihr-wisst-schon-was-ich-meine ist nicht zu groß und nicht zu klein.
    Dad, warum standest du da rum, über was wolltest du mit mir reden? Du hast in einundzwanzig Jahren nicht mit mir geredet, weil immer alles in bester Ordnung war.
    Ich beneidete die Kinder in den Wochenserien, weil sie mit ihren Vätern sprechen konnten. Wann immer ein Problem auftauchte, es konnte noch so unbedeutend sein – eines der Kinder konnte sich

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