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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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Joshua, ob er mitkommen wolle. Er war immer ansprechbar. Inzwischen schlief er mindestens dreimal in der Woche auf unserer Couch. Die übrigen Nächte verbrachte er auf Partys. Das war tatsächlich so. Er verbrachte die meiste Zeit seines Lebens mit Feiern. Ich meine, er feierte nicht nur auf Wochenendpartys und bei besonderen Gelegenheiten. Nein, er feierte vier, fünf, sechs Nächte in der Woche. Die Jobsuche hatte er aufgegeben. Dafür blieb ihm keine Zeit. Zwischen Partyvorbereitungen und Party blieb Joshua für nichts mehr Zeit.
    Joshua also in beigefarbenen Cordhosen, hellblauem Hemd und brauner Wildlederjacke , Sheila in ihrem langweiligen Rollkragenkleid und ihrem Graduationspelz, Linda, absolut hinreißend mit langem, dunklem Haar, dasüber ein violettfarbenes Sweaterkleid floss, und Ivan, der Schöne, der ich-weiß-nicht-mehr-was trug, aber wie immer eine Augenweide war – wir vier nahmen also ein Taxi und fuhren durch den schmutzigen Januarschnee zur Judson Memorial Church, wo im Tiefparterre die Wiedergeburt stattfand.
    Es machte Spaß, mit Joshua auszugehen. Er öffnete einem zwar nicht die Tür, zog auch keinen Stuhl heran und hielt nicht Händchen, man hatte einfach nur einen gut aussehenden Mann an seiner Seite. Ich war schon lange nicht mehr mit einem so hübschen Burschen gesehen worden.
    Ein äußerst merkwürdiges Stück. All diese Menschen auf der Bühne, die irgendwelche Symbole verkörperten. Hirnlastiges Zeugs, bei dem man sich tödlich langweilte, was man sich aber nie getraut hätte zu sagen, da man sonst von einer Clique Pseudointellektueller als geistig zurückgeblieben betrachtet würde. Es genügt zu sagen, dass es nur so wimmelte von Ansagen wie »Mutter Erde ist jetzt über uns gekommen«. Kate und fünf weitere Schauspielerinnen und Schauspieler schlitterten barfuß und weiß geschminkt auf der Bühne herum, gingen immer wieder in die Knie und kreischten herum.
    Pause.
    »Ich finde die Art und Weise, wie der Regisseur abrupte Bewegungen einsetzt, einfach großartig, ein absoluter Kontrast zu der ruhigen Prosa des Autors.« (Joshua)
    »Meinem Empfinden nach möchte uns der Autor sagen, dass in allen Menschen das Gute Seite an Seite mit dem Bösen existiert.« (Sheila)
    »Durch die Masken, die ich für eine brillante Idee halte, soll betont werden, dass alle Menschen gleich sind.« (Ivan – mein Gott, wie kann man nur so gut aussehen?)
    »Das Thema scheint Brüderlichkeit zu sein, ›Wiedergeburt‹ oder ›Brüderlichkeit‹ sind für alle uns wichtig. Wenn mehr Menschen dieses Stück sähen, wäre die Welt ein besserer Ort.« (Linda)
    Der zweite Akt von Wiedergeburt unterschied sich nicht vom ersten – viele Kniefälle und viel Geschrei. Das Stück endete damit, dass alle sechs Mitwirkende mit ausgestreckten Armen an die Bühnenrampe traten, während die Beleuchtung von grün nach rot und zurück zu grün wechselte und dann – absolutes Dunkel. Applaus … Applaus … Applaus … Die Akteure verneigten sich dramatisch, einer nach dem anderen, und verließen dann gemeinsam, aber immer noch sehr angespannt und ohne zu lächeln, sich die Stirn wischend, die Bühne. Das Licht ging wieder an, und das Publikum, das aus ungefähr vierundzwanzig Zuschauern bestand, den Freunden oder Verwandten der Mitwirkenden und ein paar Geistlichen, die bei diesem Kirchenprogramm immer mit von der Partie waren, zerstreute sich schweigend.
    Backstage machte Kate in ihrer Federrobe auf großen Star. (Würde Ivan sie wiedererkennen?). Sie entfernte ihr Make-up mit nicht parfümierter Albolene Cold Cream, die alle großen Stars seit hundert Jahren benutzen, und erhob sich elegant von ihrem improvisierten Schminktisch, um uns zu begrüßen. Außer ihr waren noch drei junge Mädchen in der Garderobe, die offensichtlich ein Klassenzimmer der Sonntagsschule war. Kate hatte als Einzige langstielige Rosen bekommen.
    »Ich freue mich, dass ihr kommen konntet.« (Sie klang wie Julie Andrews bei der Eröffnungsgala von Camelot.)
    Die Party fand in einem Loft statt, es war das erste und letzte Loft, das ich jemals betreten habe. Über Lofts kursierten die wildesten Gerüchte – z. B. hatte eine Freundin von mir ein ganz fantastisches für fünfzig Dollar im Monat, mit Blick auf den Washington Square.
    Alle äußerten sich sehr positiv über das Stück. Der Regisseur war unser Gastgeber. Es war keine von diesen Partys, die irgendwo erwähnt werden, weil es auch keines dieser Stücke war, die irgendwo erwähnt

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