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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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leider widersprechen, auch mein zweites Jahr in New York war ein Reinfall.
    Norman schlich sich wieder in mein Leben ein. Ich hätte das nicht für möglich gehalten, schließlich war ich nach Europa aufgebrochen, aber offensichtlich hatte sich dadurch nichts geändert. Ich ergab mich also wieder meinem alten Schlendrian, hatte mein Date am Samstagabend und verzichtete auf Hungerkuren: Inzwischen sah ich Norman dienstags, donnerstags, samstags und sonntags. Dienstags und sonntags unternahmen wir alles Mögliche, nur um nicht miteinander reden zu müssen. Und donnerstags, wenn Linda ihr Seminar über fernöstliche Religionen an der NYU hatte, und samstags, wenn Linda sich mit ihren Aktivisten traf, vögelten wir. Ich setzte mein Pessar ein, und wir legten los. Vorbei waren die guten alten Zeiten, als es noch hausgemachtes Eis und Präservative gab. Erinnerst du dich, Madeline, wenn wir uns über Sex unterhielten, sprachen wir über Jungs, die Gummis in der Tasche hatten?
    Und wann, frage ich mich, mussten sich dann plötzlich die Frauen darum kümmern? Es scheint im selben Jahr passiert zu sein, in dem Hosenanzüge auf den Markt kamen. Hier hast du deinen Hosenanzug, aber denk dran,wenn du dir die Hose anziehst, in den Taschen sind keine Gummis. Wie alle anderen Mädchen ging ich zum Gynäkologen, zahlte zehn Dollar, schämte mich ein bisschen vor der Krankenschwester und bekam von ihr meine Schutzvorrichtung. (Gynäkologen nehmen Schutzgeld – das sollte publik gemacht werden.)
    Linda arbeitete wieder auf dem Sozialamt, um sich über Wasser zu halten, bis sie einen neuen Job finden würde. Sie war in einen jungen Mann namens Ivan Lumak verliebt, der als Rechtsanwalt für das Zentralkomitee für Kriegsdienstverweigerer arbeitete. Er hatte alles, was Linda sich nur wünschen konnte. Er sah gut aus, war groß (und für Linda musste man groß sein), blond, grünäugig und hatte ein energisches Kinn. Und er war politisch engagiert. Linda brauchte einen engagierten Mann. Hinzu kam noch eine weitere Eigenschaft: Er hatte Geld. Seinem Vater gehörte die Lumak-Büstenhalterfabrik – ziemlich viel Geld also. Linda hatte einen Treffer gelandet – groß und reich. Sogar ihre Mutter war begeistert. »Linda ist mit dem Sohn von Lumak-BHs befreundet« machte in Parsippany die Runde.
    Dieses Mal war ich richtig eifersüchtig. Ich hatte mich nämlich auch in Ivan Lumak-BHs verknallt. Ich gebe das zum ersten Mal zu. Was für eine Qual, ihm ständig zu begegnen. Mein Herz setzte aus und machte Sprünge. Er brauchte nur zu lächeln, und schon schnappte ich nach Luft. Ein Hallo von ihm am Telefon, und schon war ich hin und weg. Ein »Wie geht’s?«, und ich war in den nächsten vierundzwanzig Stunden nicht anzusprechen. Niemandkann sich diese Tortur, diese Pein vorstellen. Nacht für Nacht sah ich sie Arm in Arm weggehen. Wie ein Aasgeier lauerte ich darauf, dass Linda ihre Beute fallen ließ.
    Was tun, wenn man sich nach dem Freund seiner besten Freundin verzehrt? Ich versuchte, ihn mir aus dem Kopf zu schlagen. Es klappte nicht. Er kam sehr oft Linda besuchen, und ich war noch öfter zu Hause, wo ich dann darauf wartete, ihn zu sehen und begrüßen zu können. Ich versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen. Wenn er kam, zwang ich mich, auf meinem Zimmer zu bleiben. Ich schaffte das aber nicht. Wie zufällig kam ich herausgeschossen, in voller Kriegsbemalung und in Kates Morgenmantel mit den Marabufedern gewandet.
    »Oh, tut mir leid, ich wusste nicht, dass du hier bist, Ivan [keuch … keuch … keuch], ich will mir nur schnell einen Tee machen. Ich bin aber auch eine tolle Köchin. Stimmt’s, Linda?«
    »Sheila ist eine ausgezeichnete Köchin. Sie macht fantastische Lasagne.« (Entweder wusste Linda nichts von meinem Vorhaben, oder sie empfand mich nicht als Bedrohung.)
    »Magst du Lasagne, Ivan?«
    »Es ist mein Lieblingsgericht.«
    (Bumm … bumm … bumm … bumm. Hör auf zu wummern, mein Herz.) »Ich kann jederzeit eine für dich machen. Morgen, wenn du willst. Oder heute Abend? Hättest du gerne eine heute Abend? Ich zieh mich schnell an und hol ein paar Sachen …«
    »Nein, danke, Sheila. Linda hat ein TV Dinner in denOfen geschoben und anbrennen lassen.« (Er küsste die Hand, die sein Essen ruiniert hatte.)
    »Na schön, ich zieh mich wieder zurück. Ich lese ein bisschen Voltaire und stopfe meine Socken. Linda, wenn du willst, mach ich dir das Bett.«
    »Brauchst du nicht. Es ist doch gleich wieder

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