Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
an.)
»Anfangs ist das immer so. Ich bin sicher, mit der Zeit wird sie dir schon gefallen. Zum Einzug bekommst du von deinem Vater und mir hundert Dollar, damit kannst du dir was Hübsches für die Wohnung kaufen.«
Ich war enttäuscht, zutiefst enttäuscht, dass sie nicht zeterte und kreischte und mein Geld zurückfordern wollte. Was zum Teufel war hier los?
Wir sagten Charolette, wir würden ausziehen. Sie verblieb in der Wohnung und ließ ungefähr sechs völlig Fremde bei sich einziehen. Sagen wir sieben Leute, die ich nie in meinem Leben gesehen hatte, würden mein Schrankpapier erben, mit dem ich höchstpersönlich das Küchenregal ausgelegt habe.
Wir mieteten uns einen Umzugstransporter, und alle unsere Freunde haben mitgeholfen. Unseren Müttern sagten wir, sie müssten sich nicht bemühen, und sie bemühten sich auch nicht. (Liebten sie uns nicht mehr?) Ich musste also die Toiletten selbst schrubben, und Norman brachte die Vorhängeschlösser an den Türen an. Ich nahm die hundert Dollar meiner Eltern entgegen und kaufte fünf Kuschelkissen, einen neuen Bettüberwurf, Vorhänge und einen elektrischen Dosenöffner. (Damit ich schneller an mein Essen rankam.)
Es war nicht wie damals, als wir unsere erste Wohnung bezogen. Linda hatte gleich am ersten Abend eine Verabredung, und ich wusch mir die Haare. Keine großen Emotionen. Doris Day hatte vor ihrer Heirat nur eine Wohnung in New York gehabt.
Ich hatte nie wirklich bei Frank Holland bleiben wollen. Aus vielerlei Gründen. Ich musste tippen. Das allein wäre schon ein Grund gewesen. Und ich kam auf der Arbeit nicht mit Männern zusammen – Eichhörnchen ja, aber keine Männer. Seit zwei Jahren war ich nun in New York und hatte nichts am Laufen, Baby.
Ich schaute mich also nach einem Job um. Ging jeder Anzeige nach. Weibliche Aushilfe gesucht, College-Abschluss. Offensichtlich hatte ich nichts dazugelernt und kehrte wieder zu den Agenturen zurück, wo ich vielen neuen Miss Burkes begegnete, denen ich immer wieder erzählte, dass ich nicht tippen wollte. Nicht einmal Rose Lehmans Schwester konnte helfen. Rose war in den besten Teil von Great Neck gezogen und dort hängen geblieben, wie meine Mutter ausweichend meinte. Sie und meine Mutter standen sich nicht sehr nahe. Wenn ich Fran, ihre Schwester, treffen wollte, müsste ich wohl nach Texas runterfahren und sie dort abpassen.
Ich spielte mit dem Gedanken, nach Kalifornien zu gehen, um mich auf dem dortigen Arbeitsmarkt umzuschauen … »Stell dir vor, Darryl, Sheila Levine kommt hierher, um sich einen Job zu suchen.«
»Kann doch nicht wahr sein? Sie soll bei unserem nächsten Film mitmachen. Den Regisseur und den Star betreuen.«
Ich kriegte aber die Kurve nicht. Hier tu ich zwar nichts, aber wer weiß, ob ich dort was tue. Meine Sozialkontakte sind hier absolut reduziert, aber wer weiß, wie sie dort sein werden? Meine Mutter kriegt schon Zustände, wennich mich fünfzig Kilometer von ihr entferne. Wie würde sie reagieren, wenn es dreitausend wären? Damit ist der Fall erledigt. Ich bleibe. Es sprach definitiv mehr dafür als dagegen. Wäre New York City auch ohne mich noch Fun City? »Ich, Bürgermeister Lindsay, möchte Sheila Levine persönlich meinen Dank dafür aussprechen, dass sie sich für New York entschieden hat …«
Blitzlichtgewitter … »Bitte, Bürgermeister, ein Küsschen für Miss Levine. Wir hätten gerne noch ein Foto.«
Schließlich hat sich dann doch ein Job materialisiert. Mindell, meine Cousine, die viel herumkommt, lernte auf einem Schiff, oder wo auch immer, einen Schriftsteller kennen, der ihr seine Telefonnummer gab. Mindell lebt in Riverdale und hat ihn eines Tages, als sie in New York war, angerufen. Und wurde tatsächlich von ihm auf einen Tee eingeladen. Jedenfalls erwähnte Mindell, Gott segne ihr goldenes Herz, dass sie eine sehr kluge Verwandte hätte (das war ich, wer auch sonst?), und der Schriftsteller meinte, er bräuchte jemand, der ihm bei der Recherche für sein nächstes Buch helfen könnte.
Cousine Mindell, die Reisetante (so wird sie allgemein genannt), sagte meiner Mutter, dass Sheila ganz schnell diesen Schriftsteller anrufen sollte. Was Sheila auch getan hat. Der Sekretär des Schriftstellers, ein Mann (aha!), meinte, Mr. Swernson, der Schriftsteller, würde mich gerne am Donnerstag um vier Uhr treffen. Und das musste ich nun Mrs. Cox und einem Schwarm Eichhörnchen verklickern.
»Mrs. Cox, ich muss am Donnerstag etwas früherSchluss machen,
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