Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Magazin ein Glamour Make-Over verpassen zu lassen, als ein Wunder geschah. Unsere Gebete waren erhört worden. Unsere Rettung erschien. Charles Miller, der Mann mit den ordentlichen Müllpaketen aus dem Mont Parnasse, stand plötzlich vor uns und sagte, dass wir im Sommer für zweihundertunddreiundsiebzig Dollar pro Person ein Haus auf Fire Island mieten könnten, zusammen mit sechs weiteren Personen.
Warum Charles Miller und sein Mitbewohner sich mit uns ein Haus teilen wollten, bedurfte keiner großen Erklärung. Im Jahr davor hatte Charles sich mit fünf Jungs ein Haus in Cherry Grove geteilt. Eines Nachts wurde ihm sein Lover in den Dünen gestohlen. Und dieses Jahr wollteer einfach keine Konkurrenz haben und dachte, wenn er in den Hetero-Teil der Insel ginge, nach Ocean Bay Park zum Beispiel, müsste er nicht ständig befürchten, dass ihm sein Liebhaber oder seine Klamotten abhandenkämen. Er könnte sich entspannen.
Jedes zweite Wochenende auf Fire Island zusammen mit vier Leuten in einem kleinen Haus – hörte sich verlockend an. Fire Island war für uns, was Atlantic City für unsere Eltern war … Fire Island – der Spielplatz Amerikas.
Wären wir daran interessiert? Wenn wir uns nämlich dafür begeistern würden, müsste er das sofort mit Mark besprechen. Er hätte bereits sechs Leute in petto – er und sein Mitbewohner Mark Marks, von dem wir noch nie etwas gehört hatten, Agatha Horowitz, von der wir auch noch nie etwas gehört hatten, und die Ponties, ein Paar, das in unsere alte Wohnung gezogen war, nachdem Charolette Whooper rausgeschmissen worden war. Jedes Mal, wenn ich den Ponties über den Weg lief, hatten sie sich gerade gestritten. Sie hatte immer rote Augen, und die Wimperntusche lief ihr die Wangen herunter.
»Ich weiß nicht recht, Linda, was meinst du? Fire Island mit diesen ganzen Leuten? Wir kennen sie doch kaum. Vielleicht stehen sie auf Orgien und Drogen. Vielleicht sind es totale Chaoten.«
»Sheila, ich weiß nur, dass meine Cousine Rhoda den letzten Sommer in einem Haus mit elf Leuten verbracht hat und dass ihr von diesen elf Leuten drei einen Heiratsantrag gemacht haben.«
Drei Heiratsanträge! Mit der Aussicht auf einen solchenDeal hätte ich meinen Einsatz auf fünfhundert Dollar erhöht. Einfach toll. Ein Haus auf Fire Island. Alle gingen dorthin, und ich müsste mir nicht immer anhören: »Sheila, Liebes, warum kommst du dieses Wochenende nicht zu uns raus. Es ist doch so heiß in der Stadt.« Und ich könnte mich von Norman abseilen. Ich werde zwanzig Pfund verlieren, einen Badeanzug, der einen flachen Bauch macht, kaufen, meinen Reflektorspiegel einpacken, und los.
»Isaac, hier sind sie wieder, die Sommergäste. Jedes Jahr kommen sie hierher und denken, sie könnten sich ungeniert breitmachen. Es sollte gesetzlich verboten werden.«
»Der Tag wird kommen, Maria. Geduld. Der Tag wird kommen.«
Mit dem Haus, das Charles ursprünglich mieten wollte, klappte es nicht. Der Besitzer hatte es im letzten Jahr an eine Bande von Randalierern vermietet, die das zweihundert Jahre alte Kopfteil eines Bett ruiniert hatten, und er würde das Haus lieber leer stehen lassen, als es wieder an eine Gruppe von Leuten zu vermieten.
Charles bot sich an, nach Fire Island rauszufahren und etwas anderes aufzutun. Aber das lief nicht. Alle sieben von uns wollten dabei sein. Für zweihundertunddreiundsiebzig Dollar will man schließlich sehen, was einem geboten wird, richtig? Und so kam es, dass an einem eisigen Sonntag im März acht Leute, die sich mehrere Pullover übergezogen hatten, mit der Fähre zur Insel fuhren. Es war ungemütlich kalt, und Charles Miller und sein Mitbewohner hatten sich eng aneinandergekuschelt. Die beiden Ponties hatten sich so weit wie möglich auseinander gesetzt.
Wir brauchten keinen New York Times Anzeigenteil und auch keine Lokalzeitung mit einem »Barfuß« Teil, denn auf Fire Island wimmelte es nur so von Agenturen, die einem winzig kleine Bungalows mit einer vielversprechenden, aber leider nie vorhandenen Ausstattung anboten, die von Kaminen mit Holzfeuern sprachen und Worte wie rustikal und altmodisch benutzten, Worte, auf die jeder New Yorker ansprach. Wir wollten es rustikal und altmodisch.
Wir schauten uns mehrere Ferienhäuschen an, die entweder »Little Lila«, »Home« und »Nana’s Nook« hießen (Cherry Grove hat bessere Namen.) »Four Boys Only« gefiel mir besonders gut. Können acht zusammengewürfelte Fremde das Haus ihrer Träume finden?
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