Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
Vom Netzwerk:
ließ die Sache langsam angehen. Für den Strand war es noch zu kalt, was mir nur recht war, denn es bedeutete, dass mir zwei weitere Wochen blieben, um im Badeanzug eine gute Figur zu machen.
    Als die Gruppe A das zweite Mal auf die Insel kam, bemerkte ich, dass wir Hausregeln brauchten. Die Gruppe B hatte ein Chaos hinterlassen. Gruppe B hatte den Warmwasserboiler nicht abgestellt und hinter dem Rücken der Gruppe A Fremden erlaubt, unter der Woche das Haus zu benutzen. Einer von diesen Leuten war sogar noch da, als die Gruppe A am Wochenende eintraf.
    Von mir an der Küchentür befestigt, waren sie unübersehbar:
    AUS RÜCKSICHT GEGENÜBER DEN ANDEREN SOLLTEN HAUSGÄSTE ALLES ORDENTLICH UND SAUBER HINTERLASSEN.
    BEIM GEHEN NICHT VERGESSEN, DEN WARMWASSERBOILER ABZUSTELLEN.
    AUCH DAS LICHT BITTE AUSSCHALTEN, SCHLIESSLICH KOSTET STROM GELD, UND JEDER HAUSGAST KOMMT ANTEILIG FÜR DIE STROMRECHNUNG AUF.
    SEID DISKRET IM UMGANG MIT SACHEN, DIE EUCH NICHT GEHÖREN – DIE MARSHMALLOWS DER ANDEREN ALSO BITTE NICHT RÖSTEN!
    BITTE ÜBERNACHTGÄSTE DAVON IN KENNTNIS SETZEN, DASS SIE DAS ZWEI DOLLAR PRO NACHT KOSTET. FÜR GAS UND STROM.
    KEINEN SAND INS HAUS TRAGEN.
    WENN MAN DAS HAUS VERLÄSST, SOLLTE MAN SICH FRAGEN – HAB ICH AUCH ALLES GEMACHT, WAS ICH AN DIESEM WOCHENENDE HÄTTE MACHEN SOLLEN?
    Die erste Liste hat irgendein Idiot entfernt und stattdessen ein »FUCK YOU« hingekritzelt. Ich machte noch ein paar weitere Listen, die ich kopierte, wenn Mrs. Cox Pipi machte, und hängte sie an der Tür auf.
    Am vierten Wochenende der Gruppe A waren Linda und Mark Marks bereits ineinander verliebt und verzogen sich in die Dünen – Linda war durchgehend gebräunt, woraus sich einiges schließen ließ. Ich lernte Agatha Horowitz näher kennen und fand sie auch sehr nett, aber zweihundertneunzig Dollar war sie nicht wert.
    Agatha war Lehrerin, aber keine reguläre. Sie arbeitete mit sprachbehinderten Kindern und ging innerhalb ihres Brooklyner Bezirks von Schule zu Schule. An den Schulen holte sie sich die Kinder aus den Klassen und nahm sie sich einzeln vor, eine Eins-zu-eins-Beziehung also. Agatha Horowitz war fasziniert von ihrem Beruf.
    »Hättest du Lust, mit mir zum Strand zu gehen, Sheila?« (Agatha sprach mit sanfter Stimme und hatte ein dickesBuch eingepackt. Ich hatte Aufstieg und Fall des Römischen Reichs mitgenommen, denn schließlich wollte ich die Aufmerksamkeit eines Intellektuellen erregen.)
    »Ja, gern. Warte einen Augenblick, ich muss noch meinen Badeanzug anziehen.« (Agatha stärkte mein Selbstvertrauen, da sie selbst ein paar Speckfalten hatte.)
    Wir saßen also am Strand, ließen die Blicke schweifen und uns von der Sonne verbrennen. Das war uns aber nicht bewusst. Ich las immer wieder den ersten Absatz von Aufstieg und Fall des Römischen Reichs .
    Wenn man nichts Besseres zu tun hat, als am Strand rumzuhängen, ist Fire Island der geeignete Ort. Weißer Sand und blaues Wasser. Es gibt Taxen, die am Strand entlangfuhren, und ganze Horden hübscher Kinder. Sie hatten alle glattes blondes Haar, was mich in meinem Wunsch bestärkte, Norman nicht zu heiraten. Er hatte dunkles, welliges Haar, und auch ich hatte dunkles, welliges Haar – unsere Kinder würden also nie so aussehen wie diese Kinder am Strand. Ich sagte mir, ich sollte Norman besser vergessen. Aber Moment mal! Man sollte Spülwasser doch erst dann wegschütten, wenn man frisches Wasser hat. Ja, ich sollte Norman zwar vergessen – aber nicht sofort.
    Agatha und ich lernten tatsächlich auch gleich Leute kennen. Der Strand bevölkerte sich immer mehr, und unser Badetuch wurde allmählich von vielen anderen Badetüchern eingekreist. Die Badetücher bildeten Brücken, und es entstand ein richtiges Geflecht. »Wo wohnst du?« … »Ich wohne in der East Sixty-seventh.« … »Was machst du?« … »Kennst du Leslie Rutley, sie ist auch am Franklin Squareaufgewachsen,« … »Wo bist du zur Schule gegangen?« … »Kennst du Harriet Busk? Sie ging dort zur Schule.« … »In welcher Straße hast du gewohnt?« … »Das ist gleich neben uns.« … »Ist das dein erstes Jahr hier draußen?« … »Ja, es ist toll.« … »In der Stadt hält man es ja nicht aus.« … »Kennst du?« … »Kennst du?« … Die ganze jüdische Geografie. Wir lernten viele nette Leute kennen, aber alle auf einmal. Es gab als keine Eins-zu-eins-Beziehungen.
    Diejenigen, die schon mal hier gewesen waren, erzählten vom letzten Jahr. Ihrer Meinung nach war im

Weitere Kostenlose Bücher