Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
Vom Netzwerk:
Scheiße?
    -----------------------------------------------

DAS ENDE

    Also, Harold, komm doch endlich raus. Sheila braucht dich. Die Monate ihres Lebens ziehen schnell vorbei, und du rührst dich nicht vom Fleck. Es ist der Wonnemonat Mai, Harold, zeig dich, zeig dich mir, wo immer du auch bist.

    6. Mai

    LIEBER HAROLD,
    Harold, ich brauche dich. Nicht für sehr lange Zeit. Ich brauche dich für jetzt. Da du im Gefängnis sitzt, sitze ich gezwungenermaßen auch im Knast. Weniger als zwei Monate, Harold, mehr habe ich nicht. Es ist zu spät, jemand Neuen zu finden.
    Ich verspreche dir, Harold, ich werde keine Forderungen stellen. Du kannst mich treffen oder auch nicht. Hier leben oder nicht hier leben. Komm einfach raus, Harold. Ich habe das Geld. Die Grabstätte ist bezahlt. Der Grabstein ist bezahlt. Was kann ein einfacher Sarg, ein Testament und neue Unterwäsche denn kosten?
    Bitte, Harold, komm schon raus.
    Love, SHEILA
    Um was bat ich denn? War da noch Leben in mir? Hatte ich denn nicht bereits aufgegeben? Erwartete ich von Harold, dass er mein Leben veränderte, dass er das Gift aus meinem Mund nahm und mich leben lehrte? Wollte ich einfach ein paar gute Ficks, oder wollte ich, dass jemand mich daran hinderte, das zu tun, was ich letzten August geplant hatte? Plante ich einen vorgetäuschten Selbstmord? So einen, wo ich jemanden in allerletzter Minute anrufen würde, um mich zu retten? Ich glaube es und ich glaube es nicht und ich weiß es einfach nicht. Ich arbeitete weiter an meinen Plänen. Ich ging immer noch davon aus, mich im Juli zu verabschieden … außer … außer was denn? Außer nichts, Sheila. Hör auf, so verdammt dramatisch zu sein.

    10. Mai

    LIEBE SHEILA,
    du hast gewonnen. Ich habe keine Lust mehr, hier herumzusitzen mit nichts als Taschenbüchern und Gras. Es wird dich 2300 Dollar kosten. Tut mir leid, Sheila, das fordert das Miststück. Du weißt nicht, wie mies ich mich fühle, es von dir zu nehmen und ihr zu geben. Ich fühle mich mies und verpflichtet.
    HAROLD
    Kein »Love, Harold.« Einfach nur »Harold«.
    »Sheila?«
    »Harold, wo bist du?«
    »Ich bin draußen. Ich stehe hier an der Ecke Neunundzwanzigste und Zehnte Straße in einer Telefonzelle.«
    »Komm her, Harold. Du kannst hier wohnen, wenn du willst.«
    »Ich komme bald vorbei. Muss nur noch ein paar Sachen holen. Bis dann.«
    Er klang so niedergeschlagen. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich brauchte Harold nicht. Was ich brauchte, war ein Sarg.
    Harold saß auf meinem Bett mit der schwarzen Cordtagesdecke und den kleinen schwarzen und weißen Deko-Kissen und sah mich einfach Tag und Nacht an. Er war die ganze Zeit über bedröhnt – wahrscheinlich nahm er es mir übel, dass ich ihn aus dem Gefängnis freigekauft hatte. Und im Bett war es auch nicht mehr so wie früher. In den ersten drei Wochen hatten wir etwa siebenmal Sex, wobei ich nur drei Orgasmen hatte. Zweitausenddreihundert Dollar sind eine Menge Geld für drei Orgasmen.
    Er verließ die Wohnung manchmal für Stunden, manchmal für Tage. Er kam zu seltsamen Uhrzeiten zurück, futterte Schokolade, rauchte, schnupfte, sniffte und sah abgemagert aus. Und die ganze Zeit redete er davon, nach Kanada zu gehen. Es war gruselig. Er saß auf meiner Tagesdecke und wartete darauf, dass ich ging – wie ein Aasgeier. Jetzt fühlt er sich verpflichtet. Wenn ich weg bin, wird er das Gefühl haben, das Beste getan zu haben, was er tun konnte. Wisst ihr, was ich getan habe? Ich habe mir eine ganze Menge Ärger eingekauft.
    »Ich wünschte, ich hätte deinen Mumm, Sheila. Ich wünschte, ich hätte die Courage, mich umzubringen.«
    »Welchen Mumm denn? Dazu braucht man keinenMumm. Man muss nur erschöpft sein. Ich bin einfach zum Leben zu müde.«
    Und er zündete sich noch einen Joint an, und er saß immer noch auf meiner Tagesdecke herum, aber dann blieb er die ganze Nacht weg. Die Drogen waren nicht meine Szene, und Harold war auch nicht mehr meine Szene. Wie zum Teufel, Miststück, sollte man dich auf deinem Bett finden, wenn er seinen Arsch nicht aus der Wohnung schob?
    Ich konnte ihm nicht helfen – so in der Art: Harold, meinst du nicht, es reicht jetzt mit den Drogen? – die meckernde Gattin.
    Ich konnte ihn nicht bitten zu gehen. Ich habe ihn gebeten zu kommen.
    Jetzt muss ein hipper Rabbi aufgetrieben werden. Ich habe ja von der Grabrede meiner armen Großtante Goldie Burkin erzählt. Ich wollte nicht, dass man leichtfertig über meinen toten Körper spricht. (Mein

Weitere Kostenlose Bücher