Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Körper ist schon ziemlich tot. Harold ist hier, aber ich kann sagen, das Zeug ging direkt in seinen Schwanz. Ah, es ist einfach nicht mehr so, wie es früher einmal war.)
    Such dir einen hippen Rabbi. Sieh den Tatsachen ins Auge. Wenn ich selbst keinen finde, werden Mr. und Mrs. Levine es tun. Sie werden den alten, freundlichen Rabbi aus der Nachbarschaft holen, der allen Anwesenden sagen wird, dass sie dieses nette Mädchen, das immer in die Sonntagsschule ging, betrauern sollen. Will ich etwa das den Leuten mitgeben? Will ich auf keinen Fall. Ich will einen Rabbi, der erzählt, wie es ist (war?).
    SHEILA LEVINE TÖTETE SICH, WEIL SIE NICHT AN GENÜGEND MÄNNER KAM. SIE HATTE KEINEN MUNDGERUCH. SIE BENUTZTE VAGINALSPRAY. SIE BEMÜHTE SICH ZEHN JAHRE LANG, ABER SIE SCHAFFTE ES NICHT. NIEMAND WOLLTE SIE FÜR IMMER HABEN. SHEILA LEVINE STARB FÜR UNSERE SÜNDEN.
    Wo finde ich einen Rabbi, der meinen Gefühlen Ausdruck geben kann? Ein frisch Graduierter von einem Rabbi College? Einer aus dem Village? Erinnerst du dich an die Synagoge, die ihren christlichen Nachbarn immer frohe Ostern wünschte oder was man an Ostern immer so wünscht?
    »Hallo, ist das die Synagoge?«
    »Ja.«
    »Hallo. Hier ist Sheila Levine. [Erwähne rasch den Namen, sie soll gleich wissen, dass da eine Jüdin anruft.] Darf ich vielleicht mit dem Rabbi sprechen?«
    »Wer will das nicht? Rabbi Stine ist mal hier, dann wieder nicht. Er ist dauernd unterwegs. Wir sehen ihn nie. Er setzt sich nie hin. Keine einzige Minute. Ich notiere gern Ihren Namen, kann aber nicht sagen, wann er Sie anrufen wird. Warten Sie, ich hole einen Bleistift und schreibe Ihren Namen auf, und darf ich fragen, was Sie von dem Rabbi wünschen?«
    »Sheila Levine und meine Nummer ist Lebines.«
    »Wie bitte?«
    »Lebines. Sie wählen L-E-B-I-N-E-S. Meine Telefonnummer ist zufällig auch mein Name – na ja, fast.« Ich fand das ziemlich clever. Die Nummer einer Freundin von mir war DARLING.
    »Lassen Sie es mich aufschreiben.« Ihre Stimme klang sehr kalt, zu kalt für die Mitarbeiterin eines Rabbis.
    »Und worüber möchten Sie mit dem Rabbi sprechen?«
    »Etwas Persönliches … eine Grabrede.«
    »Ich frage nur deshalb, weil er so beschäftigt ist, und wenn ich ihm aushelfen kann, tue ich das gern. Richard, bring das vorne ins Büro.«
    Also sitze ich hier nun und warte auf den Anruf des viel beschäftigten Rabbi Stine. Aber eigentlich saß ich nicht herum und wartete. Ich legte mich irgendwie hin und wartete, während Harold auf mir lag. Aber es tat sich nichts. Der handelsübliche Preis ist immer noch zweitausenddreihundert Dollar für drei Orgasmen – hol sie dir, solange sie zu haben sind. Drei Tage vergingen, und ich rief Rabbi Stine wieder an. Er war da. Sogar in seinem Büro. Ich hing zwanzig Minuten in der Warteschleife.
    »Hallo.« (Ich wusste, dass es Rabbi Stine war. Seine Stimme klang hektisch. Ich redete schnell. Ich wollte nicht eine Minute länger als nötig von der Zeit des Rabbis beanspruchen, und geht’s einem nicht immer so mit Rabbis?
    »Hallo, hier spricht Sheila Levine. Ich möchte mit Ihnen einen Termin vereinbaren wegen einer Grabrede … meiner Grabrede. Wann hätten Sie denn für mich Zeit?« (Ich erwartete Mitgefühl. Ich erwartete Tränen in seiner Stimme, wenn er mir sagen würde, dass er bei mir vorbeikäme, um die Sache zu besprechen.)
    »Ich gebe Ihnen meine Sekretärin. Machen Sie mit ihr einen Termin.« (Klick. Er hatte aus Versehen die Verbindung gekappt, dieser Diener des Herrn.)
    »Hallo, hier spricht Sheila Levine. Ich sprach soeben mit Rabbi Stine, und er bat mich, zu warten und mit seiner Sekretärin einen Termin zu vereinbaren, aber die Verbindung wurde unterbrochen.«
    »Donnerstag um sechs, und seien Sie bitte pünktlich. Der Rabbi muss um sechs Uhr dreißig zum Unterricht. Ich weiß nicht, wie er das alles schafft.«
    »Danke.«
    Ich muss von Rabbi Stine erzählen. Umwerfend. Nicht der Rock-Hudson-Hochglanz-Look. Ein junger Paul Newman. Zum Sterben schöne blaue Augen. Langes, fast blondes Haar unter einer Kippa. Er ließ Männer ohne Kippa dagegen wie Trottel aussehen. Du kennst ja den jungen israelischen Look? Das ist Rabbi Stine. Kein Ehering, und ich fragte mich – warum bin ich nur so aufgedreht? Ich gehe nicht mit ihm aus. Er wird meine Beerdigung vornehmen, bei der mein Herz mir nicht mehr bis zum Hals schlagen können wird. Vergiss ihn, Sheila. Er ist ein über ein Meter achtzig großes Bild von einem Mann, und du